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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Rituale ein: Das Brautpaar wurde von einer Horde Gratulanten zum Ehebett geleitet – von denen viele betrunken waren und schmutzige Witze rissen. Die Damen waren, wie ich annahm, zwar nicht betrunken, aber sie kicherten unentwegt. Eine von ihnen wies auf die Tür zu Emersons Zimmer, rollte die Augen und vollführte eine Reihe äußerst eindeutiger Gesten, was bei den anderen Kreischen und noch mehr Gekicher hervorrief.
    Bis jetzt war alles noch recht amüsant gewesen, aber nun mußte etwas geschehen; solange sie anwesend waren, würde mein armer Emerson nie aus seinem Zimmer kommen. Also richtete ich mich auf und wandte mich an die weißverschleierte Gestalt, die an ihrem gewöhnlichen Platz an der Wand saß: »Mentarit, sagt ihnen, sie sollen gehen.«
    Diesem Befehl zu gehorchen, brach ihnen fast das Herz, aber sie kamen der Aufforderung nach. Mentarit verließ mit ihnen den Raum. Nach einer Weile bewegte sich der Vorhang und öffnete sich dann einen Spalt weit. Emersons Kopf lugte hervor. Sein Blick suchte argwöhnisch das Zimmer ab. Dann löschte er rasch die Lampe und legte sich neben mich.
    »Wie bist du sie losgeworden, Peabody?«
    »Ich habe Mentarit gebeten, sie wegzuschicken. Offenbar gehört sie auch zu den Leuten, denen man gehorchen muß. Wie hast du …«
    »Ich habe sie selbst weggeschickt«, antwortete Emerson mit einem bösen Kichern.
    »Ich stimme dir zu, sie sind eine Landplage, aber ich glaube, ihre Anwesenheit weist darauf hin, daß wir im Ansehen gestiegen sind. Seltsam, oder? Ich dachte, man würde uns bestrafen oder wenigstens tadeln, weil wir uns in den Umgang mit den rekkit eingemischt haben; doch statt dessen achtet man uns noch mehr.«
    »Oder man fürchtet uns«, meinte Emerson. »Obwohl das unwahrscheinlich ist. Fandest du die Zeremonie nicht auch faszinierend?«
    »Sehr. Meiner Meinung nach können wir davon ausgehen, daß es sich um religiöse Rituale handelt, die in regelmäßigen Abständen zu Ehren der Götter stattfinden. Und wir hatten das Privileg dabeizusein.«
    »Ein Privileg in mehr als einer Hinsicht«, erwiderte Emerson nachdenklich. »Beruflich gesehen war es ein interessantes Erlebnis, doch noch bemerkenswerter ist, daß wir überhaupt dazu eingeladen wurden.«
    »Oh, ich kann mir vorstellen, daß jemand dabei böse Hintergedanken hatte, von denen wir nichts ahnten«, entgegnete ich vergnügt. »Vielleicht hoffte der Hohepriester Amons, uns so in seine Gewalt zu bringen, um uns in den Kerker zu werfen und uns entsetzlich zu foltern. Möglicherweise hatte die Hohepriesterin der Isis ähnliche Absichten mit uns. Wer war denn die andere Frau, die in den prächtigen Gewändern, die sich der Amonstatue auf so … so undamenhafte Weise näherte?«
    »Offenbar verkörpert sie die Konkubine des Gottes«, antwortete Emerson. »Ich konnte ihren Titel nicht ganz verstehen, obwohl Pesaker sie einige Male damit ansprach.« Er nahm mich in die Arme und küßte mich auf den Scheitel.
    »Hohepriesterin des Amon?« Ich lehnte den Kopf zurück. Emersons Lippen glitten zu meiner Schläfe.
    »So hat es nicht geklungen. Die andere Dame, die mit den vielen Schleiern, war ganz sicher die Hohepriesterin der Isis. Vielleicht sind sie beide Töchter des Königs, was wiederum die Frage aufwirft, über wieviel politische Macht sie, abgesehen von ihrem religiösen Rang, verfügen. Ich beabsichtige, irgendwann eine Abhandlung zu diesem Thema …«
    »Ich habe bereits eine Abhandlung zu diesem Thema angefangen«, murmelte ich.
    »Mama! Papa!«
    Es war kein Hilfeschrei aus dem Nebenzimmer. Das durchdringende Flüstern erklang nur allzu dicht an unserem Ohr.
    Jeder Muskel in Emersons Körper zuckte zusammen, worauf jeder Muskel in meinem ein schmerzhaftes Knacken von sich gab, da sich die Arme meines Gatten wie Stahlklammern um mich schlossen.
    »Entschuldige, Peabody«, sagte Emerson und lockerte seinen Griff. Allerdings biß er immer noch die Zähne zusammen; ich spürte, wie sie neben meiner Wange knirschten.
    Ich konnte nicht antworten. Emerson tätschelte meinen Rücken und rollte sich herum. »Ramses«, flüsterte er. »Wo bist du?«
    »Unter dem Bett. Es tut mir entsetzlich leid, Mama und Papa, aber ihr wolltet mir ja vorher nicht zuhören, und es ist von größter Wichtigkeit, daß ihr …«
    Die Federung des Bettes (geflochtene Lederriemen) quietschte, als Emerson sich aufrichtete und das Kinn in die Hand stützte. »Habe ich dir schon einmal ordentlich den Hintern versohlt, Ramses?«
    »Nein,

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