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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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versichere dir, Mama …«
    »Oh, ich glaube dir aufs Wort, daß du es gehört hast. Und jetzt Schluß damit«, fügte ich zunehmend gereizt hinzu – denn das Lachen hatte Emerson wieder in bessere Laune versetzt und verleitete ihn nun zu Gesten, die seine Befürchtungen von vorhin Lügen straften. »Bis jetzt haben dein Papa und ich trotz deines unglaublichen Benehmens Geduld mit dir gehabt. Und jetzt marsch ins Bett mit dir.«
    Unter dem Bett erklang ein leises Kratzgeräusch. Ramses versuchte, mit den Zähnen zu knirschen – rührend, wie er sich bemühte, seinen Erzeuger nachzuahmen. Allerdings erhob er keinen Einspruch und verließ den Raum so lautlos, wie er gekommen war. Erst als das leise Rascheln der Vorhänge darauf hinwies, daß er sich im Nebenzimmer befand, fuhr Emerson mit seinen Aktivitäten fort.
     
    Zu Emersons Ärger erschien unser Hofstaat pünktlich am folgenden Morgen. Sofort nach dem Frühstück verkündete mein Gatte seine Absicht, einige Anstandsbesuche zu machen; zuerst bei Murtek, dann, falls man es ihm gestattete, bei den Prinzen.
    Wenn er gehofft hatte, so seinem Gefolge zu entgehen, wurde er enttäuscht. Die Kammerdiener waren ihm dicht auf den Fersen. Doch da er nicht zurückkehrte, vermutete ich, daß man ihm erlaubt hatte, das Haus zu verlassen. Also beschloß ich, das gleiche zu tun.
    Als ich vorschlug, der Hohepriesterin einen Besuch abzustatten, wurde mir angesichts der schockierten Reaktionen meiner Hofdamen klar, daß ich einen Fauxpas begangen hatte. Die Priesterin empfing keine Besucher und verließ ihre Gemächer nur, um an religiösen Zeremonien teilzunehmen. Ich hatte Mitleid mit dem armen Geschöpf, selbst muslimische Frauen genossen größere Freiheiten, denn sie konnten zumindest im Garten Spazierengehen und – ordentlich verschleiert und in Begleitung einer Anstandsdame – das Haus verlassen.
    »Gilt das für alle Frauen von hoher Geburt?« fragte ich. »Sind sie Gefangene?«
    Eilends erklärte man mir, daß die Priesterin erstens keine Gefangene sei; zweitens seien die Priesterinnen anderen Regeln unterworfen. Die übrigen Frauen gingen, wohin es ihnen beliebte. Und wohin gingen sie? fragte ich. Oh – zum Tempel, Besuche machen, der Königin und ihren Kindern ihren Respekt bezeugen …
    Das gab mir die gewünschte Gelegenheit. Ich verkündete, auch ich wolle der Königin – die sie mit dem alten Titel Candace bezeichneten – meinen Respekt bezeugen. »In meinem Land«, erklärte ich, »machen alle Besucher der Königin ihre Aufwartung (wörtl.: gehen hin und verbeugen sich). Es wäre unhöflich (wörtl.: schlechtes Benehmen), es nicht zu tun.«
    Nach einiger Debatte stimmten die Damen zu, daß ich einen ausgezeichneten Einfall gehabt hatte. Allerdings erwies sich die Durchführung dieses Vorhabens um einiges komplizierter als erwartet: Jeder Schritt mußte zuvor erörtert werden. Sollte man eine von ihnen vorausschicken, um uns anzumelden? (Ja.) Was sollte ich anziehen? (In diesem Punkt waren wir uns einig; ich war fest entschlossen, meine Ausrüstung anzulegen, und die Damen dachten offensichtlich, Ihre Majestät würde mich gern in meinen merkwürdigen Kleidern sehen). Wie sollten wir unser Ziel erreichen? (Wir kamen schließlich zu einem Kompromiß: Die Damen nahmen die Sänfte, ich ging zu Fuß.) Sollte Ramses uns begleiten?
    Ramses war wie vom Erdboden verschluckt, was diese Frage hinfällig machte. Da die Damen das Ganze für ein Spiel – etwa wie Verstecken – hielten, hätten sie wohl den restlichen Tag nach ihm gesucht, hätte ich nicht die Absicht geäußert, ohne ihn gehen zu wollen. Um seine Sicherheit machte ich mir keine Sorgen, da er das Haus nicht verlassen konnte. Außerdem war mir schon der Gedanke gekommen, daß der Besuch ohne ihn reibungsloser verlaufen könnte. Man wußte nie, was er sagen würde. Endlich machten wir uns auf den Weg. Die Sonne stand hoch am Himmel, und es war sehr heiß, was mich jedoch nicht weiter störte. Es war eine solche Wohltat, frei auszuschreiten, tief durchzuatmen – und die Aussicht am Wegesrand zu genießen. Wahrscheinlich waren auch die Sänftenträger froh darüber, denn sie mußten sich meinem Tempo anpassen, das zwar recht zügig, aber weniger schweißtreibend war als ihr sonstiger Laufschritt.
    Die steingepflasterte Straße war ausgezeichnet in Schuß. Ein Trüppchen der kleinen, braunen Leute war mit Straßenbauarbeiten beschäftigt; beim Anblick der Wachen knieten sie nieder und verharrten in dieser

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