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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Papa. Falls du glaubst, daß mein augenblickliches Verhalten diese Strafe verdient, werde ich sie klaglos auf mich nehmen. Niemals hätte ich zu einer solchen List gegriffen, wenn ich nicht den Eindruck gehabt hätte …«
    »Sei ruhig, bis ich dir erlaube zu sprechen.«
    Ramses gehorchte, aber in der nun folgenden Stille hörte ich seinen raschen Atem. Er klang, als wäre er kurz davor zu ersticken, und ich hoffte aus ganzem Herzen, daß es dazu kommen würde.
    »Peabody«, sagte Emerson.
    »Ja, Liebling?«
    »Erinnere mich daran, ein Gespräch mit dem Direktor der Akademie für junge Gentlemen zu führen, wenn wir wieder nach Kairo kommen.«
    »Ich werde dich begleiten, Emerson.« Nun, da der erste Schrecken vorbei war, wurde mir die Komik der Situation bewußt. (Mein Sinn für Humor ist bekannt, und meine Fähigkeit zu scherzen hat mich und meine Freunde schon aus so mancher ausweglosen Lage befreit.) »Wenn er schon einmal hier ist, soll er eben bleiben. Vielleicht kann er etwas zu unserer Beurteilung der Zeremonie beitragen.«
    »Meinetwegen«, bemerkte Emerson finster. »Im Augenblick kann ich sowieso nichts anderes tun, als zu reden. Nun gut, Ramses. Vermutlich hast du unser Gespräch über die Priesterinnen belauscht.«
    »Ja, Papa. Aber …«
    »Die Priesterin der Isis hat beschlossen, uns in unseren Räumen zu belassen, anstatt uns in den Tempel überzusiedeln. Offensichtlich war der Hohepriester Amons, der letzteres vorgeschlagen hat, ziemlich erbost darüber, doch er widersprach nicht. Können wir daraus schließen, daß er uns in die Gewalt der Priester bringen wollte und daß sie etwas anderes befahl, da sie glaubte, daß wir hier sicherer seien?«
    »Pa …«, sagte die Stimme unter dem Bett.
    »Man könnte aber auch das Gegenteil annehmen, Emerson«, meinte ich. »Im Tempel würde man uns besser schützen. Und möglicherweise würden wir uns näher an dem Tunnel befinden, durch den wir fliehen müssen.«
    »Mama …«
    »Doch zumindest können wir davon ausgehen, daß zwei verschiedene gegnerische Parteien darum wetteifern, uns in ihre Gewalt zu bekommen.«
    »Mindestens zwei. Auch wenn die Hohepriesterin der Isis und Pesaker jeweils einen der beiden Prinzen bevorzugen, darfst du meinen nächtlichen Besucher nicht vergessen. Gewiß vertritt er die dritte Partei – die des Volkes.«
    »Nicht unbedingt«, widersprach Emerson. »Das Konzept einer Herrschaft durch das Volk ist Kulturen wie dieser hier fremd. Die rekkit können bestenfalls auf einen verständnisvollen König hoffen.«
    »Vielleicht ist die Demokratie ihnen unbekannt, aber daß ein Abenteurer die Macht an sich reißt, kam schon öfter vor.«
    »Richtig. Wenn Robert von Locksley dich das nächste Mal besucht, könntest du ihn fragen, was er vorhat. Außerdem sollten wir mit der Priesterin der Isis ein kleines Gespräch führen. Diese Aufgabe fällt dir zu, Peabody; es ist ein Gebot der Höflichkeit, ihr deine Aufwartung zu machen. Sie könnte auf einen solchen Besuch angespielt haben, als sie sagte …«
    »Von Grönlands Eisbergen!« Ramses’ Flüstern klang so durchdringend wie ein Schrei. »Von Indiens Korallenstrand!«
    »Wie bitte?« meinte Emerson.
    Die Worte sprudelten aus Ramses heraus: »Papa, Mama, sie hat es nicht gesagt, sondern gesungen. Die Hymne. Als sie für den Gott sang. Vermischt mit den anderen Wörtern. >Heil dir, Amon-Re, großer Schöpfer von Grönlands Eisbergen, du bist es, der das Kind im Mutterleibe weckt, von Indiens Korallenstrand.< Mama, Papa – sie hat es auf englisch gesungen .«

11. Kapitel

    »Schon wieder ein verdammtes junges Liebespärchen!«
     
    Unsere Reaktion auf Ramses’ Aussage fiel – ganz ohne böse Absicht – ziemlich entmutigend aus. Ich dämpfte mein Gelächter an Emersons breiter Schulter, während er freundlich und gönnerhaft meinte: »Wirklich, mein Junge? Nun, das ist nicht weiter überraschend, denn die Priesterinnen sind alle von hoher Geburt. Wie wir wissen, haben sie von Forth alle ein wenig Englisch gelernt. Vielleicht wollte sie ihrem Gott ihre Achtung erweisen, indem sie ihm die Hymne einer anderen Religion vorsang. Oder vielleicht … Peabody, vielleicht wollte sie auch uns ihre Achtung erweisen – als Zeichen dessen, daß sie uns wohlgesonnen ist.«
    »Ich glaube nicht, daß sie überhaupt etwas Derartiges gesungen hat«, erwiderte ich. »Mit Ramses ist wieder einmal die Phantasie durchgegangen. In diese merkwürdig jaulende Musik konnte man alles hineindeuten.«
    »Ich

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