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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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unbekannt, deren allgemeine Zielrichtung jedoch unmißverständlich war). Ich werde Euch töten! Ich werde Euch die Zunge herausreißen, die Haare einzeln vom Kopf rupfen. Euch …« Mit einem Schmerzensschrei hielt sie inne, krümmte sich und hielt sich den Bauch.
    Emerson schluckte. »Du hast doch nicht etwa … das Arsen, Peabody?«
    »Nein, natürlich nicht. Aber sie leidet anscheinend unter Magenbeschwerden. Die Seife kann doch nicht … Oh, mein Gott!« Ich hatte neben Amenits zuckender Gestalt auf dem Boden die Schale entdeckt, in der ich die Rhizinusbohnen eingeweicht hatte – sie war leer.
    Ich kniete neben dem Mädchen nieder und packte sie an der Schulter. »Amenit! Habt Ihr dieses Gebräu getrunken? Antwortet mir sofort!«
    Der Krampf hatte nachgelassen. Schlaff und schweißgebadet lag sie in meinen Armen. »Ja, ich habe es getrunken. Es war ein wirksamer Zaubertrank, denn Ihr habt viele Beschwörungen darüber ausgesprochen. Ooooh! Jetzt bin ich häßlich und werde sterben … aber zuerst bringe ich Euch um!«
    Ich stieß ihre Hand weg. »Dummes Ding! Ihr habt zuviel genommen. Darum ist Euer Gesicht geschwollen und voller Blasen. Die Götter haben euch bestraft, weil Ihr meinen Zaubertrank gestohlen habt.«
    »Was war drin?« fragte Emerson besorgt. »Wirklich, Peabody, wenn das Zeug gefährlich war, hättest du es nicht herumstehen lassen dürfen.«
    Und das ausgerechnet von einem Mann, der gerade einen Menschen mit einem Speer durchbohrt hatte! Und jetzt verwandte er sich für eine Frau, die den eigenen Bruder verraten und ihn dem Folterknecht und Henker ausgeliefert hatte. Wahrscheinlich war sie durchaus imstande, uns das gleiche anzutun. Manchmal verstehe ich die Männer nicht.
    »Das meiste ist sie schon wieder los«, sagte ich angewidert mit einem Blick auf den verschmutzten Boden. »Ich glaube nicht, daß sie in Lebensgefahr schwebt. Am besten verabreiche ich ihr eine ordentliche Dosis Ipecacuanha. Halt ihr den Kopf, Emerson – aber hol erst die Schale.«
    Amenit stieß einen schrillen Schrei aus. Ich dachte schon, sie hätte wieder einen Krampf, bis ich Reggie in der Tür entdeckte. »Er darf mich nicht so sehen!« heulte Amenit und rollte sich zusammen. »Schickt ihn weg.«
    »Was ist los?« fragte Reggie. »Ich habe Schreie gehört …«
    »Sie hat eines meiner Schönheitswässer getrunken«, antwortete ich. »Und das war nicht für die innere Anwendung gedacht.«
     
    Als die angeforderte Sänfte endlich eintraf, wurde sie von einer der vermummten Mägde begleitet. Ich hoffte, sie sei gekommen, um ihre kranke Schwester zu versorgen, doch sie untersuchte diese nur äußerst oberflächlich. Nachdem sie die Sänftenträger angewiesen hatte, Amenit fortzubringen, blieb sie, um die Pflichten ihrer Vorgängerin zu übernehmen. Während sie die Diener bei der Reinigung meines Schlafzimmers beaufsichtigte, nahm ich Emerson beiseite.
    »Das ist nicht Mentarit.«
    »Woran erkennst du das?«
    »Ich habe meine Methoden. Wie ärgerlich! Glaubst du, ich kann es wagen, sie nach Mentarit zu fragen?«
    »Ich weiß nicht, was das schaden könnte«, antwortete Emerson. »Wir haben keinen Nachteil davon, und falls Mentarit bereits unter Verdacht steht, kann eine beiläufige Frage ihre Situation nicht verschlimmern. Aber Peabody, du hast keine Gifte mehr herumliegen, oder? Wir wollen doch nicht, daß noch ein Mädchen krank wird.«
    »Das kannst du halten, wie du willst, Emerson. Wenn ich ganz sicher wüßte, daß diese junge Frau nicht zu Nefrets wenigen treuen Anhängerinnen gehört, würde ich ohne die geringsten Skrupel alle Gifte in sie hineinschütten, derer ich habhaft werden kann. Und um Amenit brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Ihr Puls war kräftig und regelmäßig, und ihre Verdauungsbeschwerden ließen allmählich nach. Natürlich habe ich alles Belastungsmaterial beseitigt, während wir auf die Sänfte warteten. Aber ich sollte besser die Aufseherin beaufsichtigen, damit sie nicht in meinen Sachen herumwühlt.«
    Als ich in mein Schlafzimmer kam, betrachtete Reggie gerade neugierig die Schalen und Krüge auf der Truhe, die ich als Frisiertisch benutzte. »Was hat sie denn getrunken, Mrs. Amelia? Ich hatte ja keine Ahnung, daß süße, unschuldige Damen wie Sie mit solch gefährlichen Stoffen hantieren.«
    »Jeder Stoff ist gefährlich, wenn man ihn übermäßig oder auf die falsche Weise anwendet, Reggie.«
    Reggie nahm eine der Schalen und schnupperte daran – vergeblich, denn ich hatte sie

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