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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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bitte.«
    »Zuerst«, meinte Emerson, »müssen wir Evelyn erzählen, was geschah, nachdem sie mit den Kindern hinausgegangen war.«
    Das tat er auch, und zwar unnötig ausführlich. Gargery allerdings fand es höchst interessant. »War es eine Karte, Sir?« fragte er, während er Emerson noch mehr Pfefferminzgelee auf den Teller löffelte.
    »Nehmen Sie dieses verdammte Zeug weg«, sagte Emerson und betrachtete angewidert den grünen Matsch. »Ja, es war eine Karte – sozusagen.«
    »Wahrscheinlich von der Straße zu König Salomons Diamantenminen«, meinte Walter lächelnd. »Oder zu den Smaragdminen Kleopatras. Oder den kuschitischen Goldminen.«
    »Von einem fast ebenso unwahrscheinlichen Hirngespinst, Walter. Jetzt erinnerte ich mich wieder an meine merkwürdige letzte Begegnung mit Willie Forth.« Er hielt inne, damit Gargery Zeit hatte, die Teller abzuräumen und den nächsten Gang zu servieren.
    »Es war im Herbst 1883 – in dem Jahr, bevor ich dich kennenlernte, meine liebste Peabody, in dem Jahr, als Walter mich nicht begleitete. Da mir deshalb anregende Gesellschaft fehlte, wußte ich eines Abends in Kairo nichts mit mir anzufangen und beschoß, in ein Café zu gehen. Dort saß Forth, und als er mich sah, sprang er auf und rief meinen Namen. Er war ein Hüne von einem Mann mit einem borstigen schwarzen Schopf, der wirkte, als habe er schon seit Wochen weder Schere noch Bürste gesehen. Nun, wir tranken in aller Freundschaft ein oder zwei Gläser; dann wollte er einen Toast auf seine Braut ausbringen, denn er hatte vor kurzem geheiratet. Ich nahm ihn wegen dieser unerwarteten Neuigkeit ein wenig auf den Arm. Er war ein eingefleischter Junggeselle von mehr als vierzig Jahren und hatte immer steif und fest behauptet, keine Frau würde ihn jemals einfangen können. Aber er grinste nur verlegen und schwärmte dann von ihrer Schönheit, ihrer Unschuld und ihrem Charme wie ein verliebter Pennäler. Später kamen wir auf seine Pläne für den Winter zu sprechen. Anfangs wollte er nicht damit herausrücken, doch ich sah ihm an, daß er nicht nur wegen des Eheglücks so guter Dinge war. Nach ein oder zwei weiteren Gläsern in aller Freundschaft gab er zu, daß er nicht, wie er mir vorher gesagt hatte, nach Assuan wolle, sondern weiter in den Süden. >Wie ich glaube, haben Sie in Napata Ausgrabungen durchgeführt<, meinte er beiläufig. Ich konnte mit meiner Überraschung und auch meiner Mißbilligung nicht hinter dem Berg halten. Die Nachrichten aus dem Sudan waren zutiefst beunruhigend, und Forth hatte mir gesagt, daß er seine Frau mitnehmen wolle. Meine Einwände schob er beiseite: >Die Aufstände finden hauptsächlich in Kordofan statt, also viele hundert Meilen von meinem Ziel entfernt. Außerdem ist General Hicks auf dem Weg dorthin. Er wird diese Burschen in ihre Schranken weisen, noch ehe wir in Wadi Haifa angekommen sind.<« Emerson wandte sich an den Butler. »Wadi Haifa liegt am Zweiten Katarakt, Gargery, einige hundert Meilen südlich von Assuan.«
    »Vielen Dank, Sir. Und diese andere Stadt – Nabada?«
    »Hmmm, nun, darüber ist man sich noch nicht im klaren. Die Kuschiten oder Nubier hatten zwei Hauptstädte: Meroë, die zweite und jüngere der beiden, liegt in der Nähe des Sechsten Katarakts, nördlich von Khartum. Ihre Ruinen wurden entdeckt und konnten genau zugeordnet werden. Von der Lage Napatas, der älteren Hauptstadt, haben wir eine ungefähre Vorstellung, denn es gibt Pyramidenfriedhöfe in der näheren Umgebung. Doch der genaue Standort ist noch unbekannt.
    Nun, wir alle wissen, was aus Hicks geworden ist. (Seine Armee, mein lieber Gargery, wurde entgegen aller Vorhersagen – mit Ausnahme von meiner – durch die Truppen des Mahdi aufgerieben.) Die Nachricht von dieser Katastrophe traf erst nach Forths Abreise in Kairo ein. Ich hatte ihm in jener Nacht nicht mehr sagen können, als daß ich an einem Ort gewesen sei, den ich für Napata hielt. Allerdings würde ich in dieser Gegend – um es milde auszudrücken – nicht unbedingt meine Flitterwochen verbringen wollen. >Sie wollen doch Ihre Braut nicht allen Ernstes in so ein primitives, fieberverseuchtes und gefährliches Drecksloch bringen?< fragte ich ihn.
    Inzwischen spürte Forth schon die Wirkung unserer vier oder fünf Gläser. Er grinste mich betrunken an. >Noch weiter, Emerson, noch viel weiter.<
    >Nach Meroë? Das ist sogar noch abgelegener und gefährlicher als der Gebel Barkal. Sie sind vollkommen übergeschnappt,

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