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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Männer).
    »Denkst du an Harkhuf?« fragte Walter. »Es stimmt, daß das Rätsel nie gelöst wurde, wenigstens nicht zu meiner Zufriedenheit. Wohin führten seine Expeditionen? Woher stammten die Schätze, die er nach Ägypten brachte? Gold und Elfenbein und der tanzende Zwerg, der dem Kindkönig, dem er diente, so viel Freude machte … Und dann sind da noch Königin Hatschepsuts Reisen nach Punt …«
    »Punt hat damit nichts zu tun«, widersprach Emerson. »Es muß irgendwo an der Küste des Roten Meeres östlich des Nils liegen. Was Harkhuf betrifft, so ist das schon mehr als viertausend Jahre her. Vielleicht ist er auf der Darb el Arba’in gereist … Siehst du nun, welche Faszination in müßigen Spekulationen liegt? Wir haben Mutmaßungen angestellt, tranken in aller Freundschaft einige Gläser und kritzelten bedeutungslose Linien auf ein Stück Papier. Wenn Forth so dumm war, dieser sogenannten Karte zu folgen, hat er den unangenehmen Tod verdient, der ihm unzweifelhaft beschieden war. Genug davon. Peabody, was sitzt du noch hier herum? Warum stehst du nicht auf, damit die Damen sich zurückziehen können?«
    Diese Frage war als Provokation gedacht. Emerson wußte genau, daß diese Sitte in unserem Haus nicht befolgt wurde. »Also ziehen wir uns alle zurück«, sagte ich.
    Walter eilte zur Tür und hielt sie mir auf. »Es ist schon ein komischer Zufall«, meinte er arglos. »Der Aufstand der Derwische hatte eben erst begonnen, als Mr. Forth verschwand. Nun ist er offenbar gerade vorbei, und prompt trifft eine Botschaft ein …«
    »Walter, sei nicht so naiv. Wenn jemand einen Betrug plant, ist die Wahl des Zeitpunkts keineswegs zufällig. Die Nachricht von Slatin Paschas Flucht nach all den Jahren der Gefangenschaft hat möglicherweise ein kriminelles Hirn beflügelt …«
    Mit einem erstickten Laut brach Emerson ab. Das Blut schoß ihm in die Wangen.
    Ich wußte, woran er gerade dachte. Ich weiß immer, woran Emerson gerade denkt, denn das geistige Band zwischen uns ist unzertrennlich. Der finstere Schatten des Meisterverbrechers, unseres altbekannten Unglücksboten, würde uns wohl bis in alle Ewigkeit verfolgen – besonders mich, da ich (sehr zu meinem Erstaunen, denn ich verhalte mich stets gesittet) eine wilde Leidenschaft in seinem abartigen, wenngleich auch brillanten Geist entfacht hatte.
    »Nein, Emerson!« rief ich aus. »Das kann nicht sein. Vergiß sein Versprechen nicht, daß er nie mehr …«
    »Das Versprechen einer Schlange hat keinen Wert, Peabody. Das ist genau die Sorte Plan …«
    »Dann erinnere dich an dein Versprechen, Emerson. Du wolltest nie mehr …«
    »Ach, verdammt«, murmelte Emerson.
    Obwohl sie nicht wußte, wovon wir sprachen (zumindest hoffte ich das), wechselte Evelyn taktvoll das Thema. »Erklär mir, lieber Schwager, was du in Meroë zu finden hoffst und warum du nicht wie sonst immer in Ägypten arbeiten kannst? Es macht mir Angst, wenn ich daran denke, daß Amelia und du euch so in Gefahr begebt.«
    Emerson antwortete ihr, obwohl er dabei ständig an seinem Kragen zerrte, als schnüre dieser ihm die Luft ab. »Das alte Kusch ist eine ganz und gar unbekannte Zivilisation, Evelyn. Von allen qualifizierten Wissenschaftlern ist nur Lepsius dort gewesen. Allerdings konnte er nicht viel mehr tun, als schriftlich festzuhalten, was er im Jahr 1844 vorfand. Das ist die wichtigste Aufgabe, die uns erwartet – eine genaue Bestandsaufnahme der Denkmäler und Inschriften anzufertigen, ehe die Zeit und Schatzsucher alles zerstören.«
    »Besonders die Inschriften«, warf Walter begeistert ein. »Die Schrift ist von den ägyptischen Hieroglyphen abgeleitet, aber bis jetzt hat noch niemand die Sprache übersetzt. Ich darf gar nicht daran denken, wie schnell die Relikte auf Nimmerwiedersehen verschwinden; am liebsten würde ich dich begleiten. Du und Amelia könnt nicht etwa …«
    Bei diesen Worten stieß Evelyn einen Angstschrei aus und klammerte sich an Walters Arm, als wolle er auf der Stelle nach Afrika aufbrechen. Emerson beruhigte sie auf seine übliche Art. »Walter ist schlaff und fett geworden, Evelyn. In Nubien würde er keinen Tag überstehen. Walter, du hast strenge Leibesübungen dringend nötig, und wenn du diesen Winter brav Sport treibst, darfst du in der nächsten Saison vielleicht mitkommen.«
    Mit solch lebhaften und freundlichen Alltagsgesprächen verging die nächste Stunde. Die beiden Männer hatten um Erlaubnis gebeten, Pfeife rauchen zu dürfen, was ihnen

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