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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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stand der alte Mann auf. »Auch ich bin ein geduldiger Mensch, Herr Professor. Seit vierzehn Jahren warte ich nun schon auf meinen Sohn. Er lebt. Das weiß ich. Und eines Tages werden Sie zugeben müssen, daß ich recht hatte und daß Sie, Sir, sich irrten. Guten Abend, meine Herren. Guten Abend, Mrs. Emerson. Sie brauchen nicht nach dem Butler zu läuten, ich finde selbst hinaus. Komm, Reginald.«
    Er ging zur Tür und schloß sie leise hinter sich.
    »Leben Sie wohl, Mr. Forthright«, sagte Emerson.
    »Lassen Sie mich noch etwas hinzufügen, Herr Professor …«
    »Aber fassen Sie sich kurz«, erwiderte Emerson mit blitzenden Augen.
    »Vielleicht handelt es sich, wie Sie schon sagten, wirklich um ein schmutziges Spiel. Aber es gibt noch eine weitere Möglichkeit. Mein Großvater hat Feinde …«
    »Ach wirklich! Das überrascht mich aber!« rief Emerson aus.
    »Wenn keine weitere Botschaft eintrifft und wenn er keinen fähigen Mann findet, um eine solche Expedition zu leiten, wird er sich selbst auf den Weg machen. Sehen Sie mich nicht so zweifelnd an, ich versichere es Ihnen, denn ich kenne ihn gut. Er ist davon überzeugt, daß die Botschaft echt ist. Und da er das glaubt …«
    »Sie wollten sich doch kurz fassen, und nun reden Sie wie ein Wasserfall.«
    »Ehe ich zulasse, daß mein Großvater bei einem solchen Vorhaben sein Leben aufs Spiel setzt, gehe ich selbst«, fuhr Forthright fort. »Wenn ich nur glauben könnte, daß die geringste Chance besteht …«
    »Verdammt!« brüllte Emerson. »Muß ich Sie eigenhändig vor die Tür setzen?«
    »Nein.« Der junge Mann wich, gefolgt von Emerson, in Richtung Ausgang zurück. »Aber falls Sie Ihre Meinung ändern sollten, Herr Professor, möchte ich Sie unbedingt begleiten.«
     
    »Eine hübsche Rede, ich muß schon sagen«, verkündete Emerson. Dabei füllte er sein Glas so schwungvoll mit Whisky, daß ein Teil davon auf dem Tisch landete. »Und er besitzt die Frechheit anzudeuten, ich könnte es mir anders überlegen. Ich überlege es mir niemals anders.«
    »Vermutlich verfügt er über mehr Menschenkenntnis, als du ihm zutraust«, wandte Walter ein. »Auch mir ist an dir etwas aufgefallen. Du warst nicht ganz ehrlich mit uns, Radcliffe.«
    Emerson zuckte zusammen. Ob das an der ungewohnten Anrede oder an dem angedeuteten Vorwurf lag, konnte ich nicht feststellen. Er schwieg.
    Ich ging zum Fenster und öffnete die Vorhänge. Der Regen hatte aufgehört. Nebel lag über dem Rasen, und die Laternen der Kutsche leuchteten in der Dunkelheit. Dann versperrte mir eine massige Gestalt den Blick aufs Licht: Lord Blacktower stieg in seine Kutsche. In seinem Kapuzenumhang und von Nebelfetzen umweht, hatte er etwas Gespenstisches an sich. Mich beschlich das unangenehme Gefühl, weder Mensch noch Tier, sondern die elementaren Mächte der Dunkelheit vor mir zu sehen.
    Als ich hörte, wie sich hinter mir die Tür öffnete, drehte ich mich um. Evelyn kam herein. »Die Köchin droht mit Kündigung, wenn sie nicht sofort das Abendessen servieren kann«, sagte sie lächelnd. »Und Rose sucht Ramses. Er ist nicht mit den anderen hinaufgekommen; ist er … Ach, da bist du ja, mein Junge.«
    Und da war er in der Tat. Er erhob sich hinter dem Sofa, wie ein Flaschengeist seinem Gefäß entsteigt – oder wie ein Spion seinem Versteck. Meine unheimlichen Vorahnungen wurden von Ärger abgelöst, und als mein Sohn gehorsam zu seiner Tante hinüberlief, sagte ich in scharfem Ton: »Ramses, was hast du da?«
    Ramses blieb stehen. Er sah aus wie ein kleiner Teufel – sein Lockenschopf war pechschwarz, und das Gesicht darunter so sonnengebräunt wie das eines Ägypters. »Was ich da habe, Mama? Oh …« Mit überrascht-unschuldigem Gesichtsausdruck betrachtete er das Papier in seiner Hand. »Es sieht aus wie eine Seite aus Papas Notizbuch. Ich habe es vom Boden aufgehoben.«
    Daran hatte ich nicht den geringsten Zweifel. Ramses bevorzugte, wenn möglich, die Wahrheit. Ich hatte das Papier auf den Tisch gelegt. Also mußte er es heruntergeschubst haben, ehe er es aufhob.
    Nachdem er mir das Blatt übergeben und das langwierige Gutenachtritual absolviert hatte, gingen wir ins Speisezimmer.
    Schon lange hatte ich aufgegeben, Emerson an der Erörterung privater Familienangelegenheiten in Gegenwart der Dienstboten zu hindern. Und um ehrlich zu sein, hatte ich mir seine Auffassung zu eigen gemacht – daß es sich nämlich um eine alberne und bedeutungslose Sitte handelte, da die Dienstboten

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