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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Hof und einen separaten Schuppen, der als Küche diente. Das Haus bestand aus Ziegeln anstatt der üblich geflochtenen Zweige. Emerson beschwert sich immer über die Dekadenz der Offiziere, die, wo sie gehen und stehen, ihren persönlichen Diener brauchen. Doch angesichts der zweifelhaften Versuche unseres Lagerkochs, der normalerweise den Beruf eines Kameltreibers ausübte, freute ich mich auf eine anständige, von einem ausgebildeten Küchenchef zubereitete Mahlzeit. Meine Freude erhielt nur einen leichten Dämpfer, als ich unter den Männern, die sich zur Begrüßung erhoben, Mr. Budge entdeckte.
    »Ich glaube, Sie kennen Mr. Budge bereits«, sagte General Rundle, nachdem er die anderen vorgestellt hatte.
    »Ja, ja, wir sind alte Freunde«, antwortete Mr. Budge, der übers ganze gerötete Mondgesicht strahlte. Er nahm sein Glas in die andere Hand und bedachte mich mit einem feuchten Händedruck. »Wo haben Sie denn den Professor gelassen, Mrs. Emerson? Wie ich gehört habe, machen sie große Entdeckungen in Nuri.«
    Das Grinsen, mit dem er den letzten Satz begleitete, erklärte seine gute Laune. Er hatte sich die beste Stelle unter den Nagel gerissen, nachdem er sich vergewissert hatte, daß dort, wo wir gruben, nichts zu holen war. Also konnte er sich seine Schadenfreude leisten. Natürlich blieb ich ganz Dame.
    Wir nahmen am Tisch Platz. Selbstverständlich saß ich neben General Rundle. Obwohl er ein freundlicher Herr war, nahmen mich seine Bemühungen, Konversation zu betreiben, nicht allzusehr in Anspruch. Ich beobachtete, daß Budge mir immer wieder verstohlene Blicke zuwarf, und etwas in diesen Blicken weckte in mir die schlimmsten Vermutungen. Es war, als wisse er etwas, von dem ich nichts wußte. Und wenn Budge sich darüber freute, hatte ich aller Wahrscheinlichkeit nach nur wenig Grund dazu. Und wirklich, als der letzte Gang abgeräumt wurde und die Gespräche erlahmten, wandte Budge sich direkt an mich.
    »Hoffentlich wollen Sie und der kleine Ramses den Professor nicht begleiten, wenn er sich auf die Suche nach der Verlorenen Oase macht, Mrs. Emerson.«
    »Wie bitte?« keuchte ich.
    »Versuchen Sie, ihm diese sinnlose und gefährliche Unternehmung auszureden«, fuhr Budge fort. Dabei schürzte er die Lippen und setzte den schlimmsten heuchlerisch-besorgten Blick auf, den ich je in einem menschlichen Antlitz gesehen habe. »Ein anständiger Bursche, der Professor – auf seine Weise – aber er wird häufig Opfer seiner Phantasie, nicht wahr?«
    »Ganz recht, Ma’am«, polterte der General. »Wissen Sie, diesen Ort gibt es doch gar nicht. Eingeborenengeschichten und leere Gerüchte – hätte nie gedacht, daß der Professor so leichtgläubig ist.«
    »Ich versichere Ihnen, Herr General«, antwortete ich, »daß >leichtgläubig< wohl kaum das richtige Wort ist, um den Professor zu beschreiben. Darf ich fragen, Mr. Budge, wo Sie diesen irrelevanten, unwahren Klatsch aufgeschnappt haben?«
    »Ich versichere Ihnen, Ma’am, es handelt sich nicht um irrelevanten Klatsch. Mein Informant ist ein gewisser Major Sir Richard Bassington, der gestern mit dem Schaufelraddampfer aus Kerma angekommen ist. Und er weiß es aus erster Hand – von Mr. Reginald Forthright, dem Enkel von Lord Blacktower. Major Bassington ist ihm vor einigen Tagen in Wadi Haifa begegnet. Er suchte nach einer Fahrgelegenheit nach Süden – allerdings vergeblich …«
    »Das will ich auch hoffen!« rief General Rundle aus. »Ich möchte nicht, daß sich hier hordenweise Zivilisten herumtreiben. Äh … Anwesende natürlich ausgeschlossen. Wer ist dieser Bursche? Und wer hat ihm diesen Floh ins Ohr gesetzt?«
    Budge erklärte die Situation unnötig ausführlich. Der Name Willoughby Forth verfehlte seinen Eindruck nicht. Einige der älteren Offiziere hatten von ihm gehört, und General Rundle kannte offenbar einen Teil seiner Geschichte. »Sehr trauriger Fall«, murmelte er kopfschüttelnd. »Aber hoffnungslos, absolut hoffnungslos. Die verfluchten – entschuldigen Sie, Ma’am – die vermaledeiten Derwische müssen ihn erwischt haben. Kann mir nicht vorstellen, warum Blacktower, der alte Schwerenöter, seinem Enkel gestattet, sich Hals über Kopf auf eine so zwecklose Suche zu begeben.«
    »Forthright machte einen sehr entschlossenen Eindruck«, meinte Budge aalglatt. »Er hatte einen Brief von Professor Emerson bei sich, der ihn einlud, sich der Expedition anzuschließen. Du meine Güte, Mrs. Emerson, Sie sitzen ja da wie vom Donner

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