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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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zweifelndes Grunzen von Cyrus zu hören. Die beiden jungen Männer wagten nicht, das Wort zu ergreifen, um sich nicht auf eine Meinung festlegen zu müssen. Also zog ich die Augenbrauen hoch und bemerkte: »Sie wurde im Königsgrab bei ihrem Gatten und ihrem Kind beigesetzt.«
    Emerson hatte seinen Tee ausgetrunken. Er hielt mir die Tasse hin, um sich nachschenken zu lassen, und rüstete sich für die Art von Gefecht, an der er so viel Freunde hat und aus der er (wie ich zugeben muß) meistens siegreich hervorgeht.
    »Fragmente seines Sarkophags wurden gefunden, aber keine Spur von einem zweiten. Falls Nofretete vor ihrem Mann starb …«
    »Niemand weiß, wann sie starb«, unterbrach ich. »Wenn sie die Regierungszeit Tutenchamons noch erlebt hat, hat sie ihn vielleicht nach Theben begleitet und ist dort bestattet worden …«
    »Schon gut«, meinte Emerson ungeduldig. »Nichts weiter als müßige Spekulation. Sie waren doch diejenige, die mir mitgeteilt hat, daß in den letzten Jahren Grabbeigaben mit Nofretetes Namen auf dem Antiquitätenmarkt aufgetaucht sind. Und daß laut Gerüchten Fellachen einen goldenen Sarg durch die Hochwüste jenseits des Tals der Könige getragen hätten.«
    (Eigentlich hatte Charlie dieses Gerücht in Umlauf gebracht, und zwar in der Hoffnung, Emerson durch Archäologenklatsch vom allabendlichen Verhör abzulenken. Das Ablenkungsmanöver war gescheitert.)
    »Um jeden Ausgrabungsort in ganz Ägypten ranken sich solche Gerüchte«, warf Cyrus ein – aber obwohl sein Tonfall die Geschichte als unglaubwürdig abtat, wies das Funkeln in seinen Augen darauf hin, daß ihn die Sache brennend interessierte. Für einen Mann, der so romantisch veranlagt ist wie Cyrus, konnte es nichts Aufregenderes geben, als die letzte Ruhestätte der geliebten Königin des ketzerischen Pharaos zu entdecken.
    »Gewiß«, meinte Emerson. »Auch ich kann an den goldenen Sarg nicht so recht glauben. Ein solches Einzelstück zum Verkauf anzubieten, ohne daß es auf seinem Weg durch die dunklen Kanäle der Händler und Sammler jemandem auffällt, ist unmöglich, wobei das Schlüsselwort in diesem Zusammenhang ›Gold‹ lautet. Jeder Kunstgegenstand, der daraus hergestellt oder auch nur damit überzogen ist, bringt die Gerüchteküche zum Brodeln und hat die für Klatsch typischen Übertreibungen zur Folge. Bedeutsamer ist das Auftauchen von signierten Objekten auf dem Antiquitätenmarkt. So hat Maspero, wie Sie sich sicher erinnern, 1883 das Versteck der Königsmumien gefunden. Die Gurnawis, die es zuerst entdeckten, hatten angefangen, Stücke daraus zu verkaufen. Die Namen auf den Kunstgegenständen ließen keinen Zweifel daran, daß sie aus einem Grab stammten, das den Archäologen bis dato unbekannt gewesen war.«
    »Ja, aber …«, fing ich an.
    »Kein Aber, MISS Peabody. Im Königswadi liegen noch weitere Gräber. Einige davon kenne ich bereits seit Jahren, und ich bin sicher, daß mehr davon vorhanden sind. Das Königsgrab selbst ist niemals gründlich erkundet worden. Gibt es dort vielleicht noch unentdeckte Gänge und Kammern? Einige der bereits bekannten wirken eigenartig unvollendet. Zum Teufel, schließlich hatte Echnaton nach seiner Ankunft in Amarna dreizehn Jahre Zeit, um sich ein Grab zu bauen, und er hat sich bestimmt sofort daran gemacht. Die Begrenzungsstelen erwähnen seine Absicht, dies zu tun …«
    »Und die nämlichen Stelen lassen vermuten, daß die Königin sein Grab teilte«, unterbrach ich. »Für mich soll ein Grab in den östlichen Bergen bereitet werden; dort will ich begraben sein … und auch mein erhabenes königliches Weib, Nofretete, soll dort die letzte Ruhe finden …«
    »Aber bezieht sich das ›dort‹ auf das Grab selbst oder auf die östlichen Berge?« Emerson beugte sich vor. Seine Augen funkelten vor Streitlust – oder sollte ich besser sagen, vor Vergnügen an dieser wissenschaftlichen Erörterung? »Ferner heißt es: ›Falls sie (Nofretete also) in einer Stadt nördlich, südlich, westlich oder östlich sterben sollte, soll man sie zurückbringen und in Echnaton begraben.‹ Er sagt nicht ›in meinem Grab in Echnaton …‹.«
    »Wenn man den Kontext betrachtet, brauchte er das nicht gesondert zu erwähnen. Er meinte …«
    »Jetzt hören Sie schon auf«, unterbrach Cyrus. Die Anspannung in seinen Kiefermuskeln ließ seinen Spitzbart zittern. »Der Mann ist seit mehr als dreitausend Jahren tot. Ich will nur eines wissen: Wo liegen die anderen Gräber, von denen Sie

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