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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Autsch!«
    Dieser Aufschrei war ihm entfahren, weil ich ihm mit einem kräftigen Ruck das Pflaster abgerissen hatte. »Ich dachte immer, gütige Engel wie Sie seien vor allem stolz auf ihre sanften Hände«, stieß Emerson zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Keineswegs. Unsere Devise lautet Gründlichkeit. Hören Sie auf zu zappeln, sonst bekommen Sie noch Desinfektionsmittel in den Mund, und das ist nur zur äußerlichen Anwendung gedacht.«
    »Es brennt«, knurrte Emerson.
    »Eine Stelle hat sich entzündet. Aber damit habe ich gerechnet. Jedenfalls verläuft der Heilungsprozeß zufriedenstellend.« Meine Stimme klang ruhig, wie ich glaube, obwohl der Anblick der häßlichen, entzündeten Wunde mir die Kehle zuschnürte.
    »Natürlich wäre es das Vernünftigste, abends zum Hausboot zurückzukehren«, meinte ich weiter, während ich Pflasterstreifen zurechtschnitt. »Doch wenn Sie darauf bestehen, wie ein Vogel in der Wildnis Ihr Lager im Wadi aufzuschlagen, müssen wir übrigen wohl …«
    Cyrus’ Stimme, die meinen Namen rief, unterbrach mich, ehe Emerson Gelegenheit dazu erhielt, denn an seinem Gesicht konnte ich diese Absicht deutlich ablesen. »Hier sind Sie ja«, sagte Cyrus von der Tür. »Ich habe Sie gesucht.«
    »Sie haben ein unbeschreibliches Talent, Offensichtlichkeiten festzustellen, Vandergelt«, bemerkte Emerson. »Jetzt aber genug. Suchen Sie Ihre Flaschen und Farben und Döschen und den anderen weiblichen Mumpitz zusammen, und dann brechen wir auf.«
    Er drängte sich grob an Cyrus vorbei und ging hinaus. Nachdem ich meine Verbandssachen eingepackt hatte, verstaute ich die Schachtel in meinem Rucksack.
    »Ist das alles, was Sie mitnehmen?« fragte Cyrus.
    »Selbstverständlich kann ich jemanden zurückschicken, falls Sie etwas vergessen haben sollten.«
    »Das wird nicht nötig sein. Ich habe alles, was ich brauche.« Ich klemmte mir den Sonnenschirm unter den Arm.
    Als wir an Land gingen, wurden gerade die Esel beladen. Emerson war, den Kater auf der Schulter, bereits losmarschiert. Ich blieb stehen, um ein Wort an Feisal zu richten, der die Eseltreiber beaufsichtigte.
    »Sie sind gewaschen worden, Sitt Hakim«, versicherte er mir. Er meinte damit die Esel, nicht die Männer, obgleich ihnen ein wenig Wasser und Seife durchaus gutgetan hätte.
    »Gut.« Ich zog eine Handvoll Datteln aus der Tasche und verfütterte sie an die Esel. Als einer der mageren streunenden Hunde mit zwischen die Beine geklemmtem Schwanz herbeischlich, warf ich ihm ein paar Fleischbrocken zu, die ich beim Frühstück aufgespart hatte.
    »Die armen Geschöpfe«, sagte Cyrus. »Allerdings ist es Zeitverschwendung, sie zu füttern, meine Liebe. Es gibt zu viele von ihnen, und sie sind alle halb verhungert.«
    »Ein bißchen Essen ist besser als gar nichts«, entgegnete ich. »Das ist zumindest meine Philosophie. Aber was soll denn dieses ganze Gepäck, Cyrus? Wir wollen ein vorübergehendes Lager errichten, kein Luxushotel.«
    »Nur Gott weiß, wie lange Ihr starrsinniger Gatte im Wadi zu bleiben beabsichtigt. Also habe ich mir gedacht, wir können es uns genausogut gemütlich machen. Ich habe noch einige zusätzliche Esel gemietet, falls Sie reiten wollen.«
    Ich lehnte diesen rücksichtsvollen Vorschlag ab, aber René half Bertha auf eines der kleinen Tiere und ging neben ihr her, als die Karawane sich in Bewegung setzte. Der Schritt eines Esels ist, außer wenn man das Tier schlägt, was ich persönlich ablehne, nicht viel schneller als der eines Menschen. Ich behielt Emerson im Auge, der in einiger Entfernung vor uns herging. Abdullah und einige seiner Söhne folgten ihm auf den Fersen, was ihn – hörbar – erboste. Geräusche werden in der Wüste sehr weit getragen.
    Wir stiegen die Hügelausläufer hinauf und hatten den Eingang zum Wadi bald erreicht. Emerson wartete auf uns, wobei er die Augen rollte, mit dem Fuß auf die Erde klopfte und alle offensichtlichen Anzeichen von Ungeduld zeigte. Allerdings glaube ich, daß sogar er über eine kleine Verschnaufpause froh war. Wir befanden uns hoch genug, um ein Stück des Flusses sehen zu können, der zwischen sattgrünen Feldern in der Morgensonne funkelte. Mit einem Gefühl finsterer Vorahnung – und der damit einhergehenden Anspannung von Nerven und Muskeln – betrachtete ich die dunkle Öffnung zwischen den Felsen.
    Der Anblick war furchterregend genug, obwohl er natürlich nicht im mindesten dem Traumbild ähnelte, das mich noch jahrelang im Schlaf

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