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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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anziehenden Eindruck.
    »Ich freue mich, das zu hören«, sagte ich freundlich. »Denn wenn ich zu der Überzeugung käme, daß du dem Vater der Flüche einen Schaden zufügen wolltest, würde ich dir mit Hilfe meiner Zauberkünste die Seele aus dem Leib reißen und sie den Feuern der Gehenna überantworten. Doch vielleicht bist du gestern ja deshalb mit Mohammed gegangen, um ihn von der Ausführung seines bösen Plans abzuhalten?«
    »Die verehrte Sitt vermag in den Herzen der Menschen zu lesen!« rief Hassan aus. »Es ist, wie die verehrte Sitt gesagt hat. Doch ehe wir eingreifen konnten, erschien die Sitt, schoß um sich und schrie, und so wußten wir, daß der Vater der Flüche gerettet war. Also liefen wir alle davon.«
    Natürlich glaubte ich kein Wort von diesem Lügenmärchen, und Hassan wußte das auch. Seine feigen Spießgesellen hatten in ihrem Versteck abgewartet, wie Mohammed zurechtkommen würde, bevor sie ihre eigene wertvolle Haut riskierten. Wäre ich nicht rechtzeitig erschienen, hätten sie sich auf Emerson gestürzt wie ein Rudel Schakale auf einen verwundeten Löwen. Ich unterdrückte meine Verachtung und meinen Zorn, holte noch ein paar Münzen hervor und ließ sie nachlässig in meiner Hand klimpern. »Wie hat Mohammeds Plan denn ausgesehen?«
    Ich mußte eine Menge weiterer Unschuldsbeteuerungen über mich ergehen lassen, ehe ich die paar Körner Wahrheit aus der Spreu der Lügen Hassans herauslesen konnte. Er behauptete, Mohammed habe nicht vorgehabt, Emerson zu ermorden – und das glaubte ich ihm auch. Sobald ihr Opfer überwältigt und hilflos gewesen wäre, hätten sie es an einen Ort gebracht, den Mohammed kannte, und es dort zurückgelassen. Hassan behauptete steif und fest, er wisse nicht mehr – und das glaubte ich ihm ebenfalls. Er und seine Freunde waren nur gedungene Verbrecher – Werkzeuge für einen bestimmten Zweck, derer man sich anschließend entledigt.
    »Und nun«, schloß Hassan traurig, »ist Mohammed auf und davon. Eine deiner Kugeln, Sitt, hat ihn getroffen, denn er blutete, als er lief, und ich glaube nicht, daß er zurückkommt. Ich wäre froh, wenn er wiederkäme.« Ich versicherte ihm, daß die ausgesetzte Belohnung immer noch zu haben sei, bot eine geringere Summe für jede zusätzliche Information an und schickte ihn fort – nicht in fröhlicher, aber doch schon besserer Stimmung. Die Dämmerung breitete sich aus wie die langen, grauen Schleier einer Frau. In den Fenstern der Häuser leuchteten die Lampen wie goldene Blumen. »Wenn ich nicht in der Begleitung einer Dame wäre«, sagte Cyrus, »würde ich ausspucken; ich habe einen schlechten Geschmack im Mund.«
    Ich hakte mich bei ihm unter. »Gegen solche Beschwerden verschreibe ich für gewöhnlich einen Whiskey Soda. Und wenn Sie mich bitten sollten, Ihnen Gesellschaft zu leisten, Cyrus, sage ich nicht nein.«
    »Lassen Sie sich nicht entmutigen, meine Liebe.« Cyrus drückte mir die Hand. »Sie haben diesen Kerl ganz richtig behandelt. Falls Mohammed nicht bereits das Land verlassen hat, werden seine Kumpane ihn bestimmt bald aufgespürt haben. Ich glaube, wir brauchen nicht zu befürchten, daß er uns noch einmal belästigt.«
    »Aber wer wird der nächste sein?« Wir hatten das Ufer erreicht; vom Hausboot leuchteten warme, einladende Lichter herüber, und der Duft von gebratenem Hammelfleisch stieg uns in die Nase. Jenseits des Flusses stand über den westlichen Klippen ein einzelner funkelnder Stern.
    Ich blieb stehen. »Halten Sie mich für töricht, Cyrus, wenn ich Ihnen eine Schwäche offenbare, die ich mir selbst kaum einzugestehen wage? Darf ich offen zu Ihnen sprechen? Ich habe das Bedürfnis, mich einem Menschen anzuvertrauen, der meine Gefühle versteht und mich ihretwegen nicht tadelt.«
    Mit vor Rührung heiseren Stimme versicherte mir Cyrus, daß er sich durch mein Vertrauen geehrt fühle. Ich habe herausgefunden, daß Dunkelheit dem Ablegen von Bekenntnissen förderlich ist. Die milde Nacht und die stille Aufmerksamkeit eines Freundes verliehen meiner Zunge Flügel, und ich erzählte ihm von meiner selbstsüchtigen, verachtenswerten Sehnsucht, in die Vergangenheit zurückzukehren.
    »Können Sie es mir zum Vorwurf machen«, fragte ich leidenschaftlich, »daß ich mich fühle, als ob ein böser Geist das Gebet erhört hätte, das an einen gütigen Schöpfer zu richten ich mich erdreistet habe? Aus Legenden und Mythen wissen wir, daß solche egoistischen Wünsche sich ins Gegenteil verkehren

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