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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Wird es ausreichen, um Lehrer zu bezahlen, die zu mir nach Hause kommen?«
    »Ja, natürlich. Ich wollte dir schon den gleichen Vorschlag machen, doch ich dachte, du würdest Zeit brauchen, um dich auszuruhen und dich einzuleben …«
    »Das habe ich getan. Diese Wochen bei dir und dem Professor und meinem Bruder Ramses und meinen Freunden Gargery und Bastet, der Katze, waren für mich wie der Himmel der Christen, von dem mir mein Vater erzählt hat. Aber ich kann mich nicht für immer in meinem geheimen Garten verstecken. Vermutlich hattet ihr daran gedacht, mich diesen Winter mit nach Ägypten zu nehmen.«
    »Wir hatten daran gedacht …« Einen Augenblick lang konnte ich nicht sprechen. Ich bezwang die unwürdige, verachtenswerte Regung, die mir die Kehle zuschnürte, und preßte die Worte heraus: »Ja, das hatten wir beabsichtigt. Du scheinst an Archäologie interessiert zu sein …«
    »Das stimmt; und vielleicht werde ich mich eines Tages diesem Studium widmen. Doch zuerst muß ich so viele andere Dinge lernen. Würden Mrs. Evelyn und Mr. Walter Emerson mich diesen Winter bei sich aufnehmen, was glaubst du? Wenn ich so viel Geld habe, kann ich sie dafür bezahlen.«
    Taktvoll, wie es meine Art ist, erklärte ich ihr, daß Freunde für solche Dienste der Nächstenliebe eine Bezahlung weder annehmen noch anbieten. Was den Rest des Plans betraf, hätte ich selbst ihr das gleiche vorgeschlagen, wenn ich es gewagt hätte. Ich hätte Tutoren und Lehrer einstellen können, die Nefret so mit Wissen vollgestopft hätten, wie man eine Gans mästet. Doch auch sie hätten ihr nicht beibringen können, was sie eigentlich benötigte – die Anmut und das Betragen einer Dame aus gutem Hause. Deshalb konnte es keine bessere Lehrerin und keine wohlwollendere Beraterin als Evelyn geben. Walter könnte den Wissensdurst des Mädchens befriedigen und dabei seinen eigenen stillen. Kurz gesagt, diese Lösung war ideal. Ich hatte sie nicht vorgeschlagen, weil ich den Vorwurf – auch mir selbst gegenüber – vermeiden wollte, ich würde meine Pflichten nicht erfüllen. Außerdem hatte ich nicht eine Sekunde lang gedacht, daß dieser Vorschlag von den betroffenen Parteien für annehmbar befunden werden würde.
    Nun hatte Nefret selbst diesen Einfall gehabt, und sie hielt derart entschlossen daran fest, daß es unmöglich war, ihn ihr auszureden. Emerson tat sein möglichstes, um sie umzustimmen, vor allem als Ramses zum Erstaunen aller – nimmt man mich aus – seine Entscheidung verkündete, diesen Winter ebenfalls in England zu bleiben.
    »Ich verstehe nicht, warum du deswegen ständig mit ihm herumstreitest«, sagte ich zu Emerson, der in der Bibliothek auf- und ablief, wie er es für gewöhnlich tut, wenn er erregt ist. »Du weißt doch, wenn Ramses eine Entscheidung trifft, läßt er sich nicht mehr davon abbringen. Außerdem spricht auch einiges für diesen Plan.« Emerson hielt inne und starrte mich an. »Ich wüßte nicht, was.«
    »Wir haben oft über Ramses’ einseitige Bildung gesprochen. In vieler Hinsicht ist er ebenso unwissend wie Nefret. Oh, ich gebe dir recht, keiner mumifiziert Mäuse und mischt Sprengstoff besser als Ramses, aber diese Fähigkeiten haben nur begrenzten Nutzen. Was seine Umgangsformen betrifft …«
    Emerson gab einen knurrenden Ton von sich. Jede Erwähnung von Umgangsformen hat diese Wirkung auf ihn. »Ich habe dir erzählt«, fuhr ich fort, »wie die Mädchen Nefret gehänselt haben.«
    Das schöne Gesicht meines Gatten lief puterrot an. Schuld daran war, daß er seinem Zorn nicht freien Lauf lassen konnte, denn in diesem Fall war es ihm versagt, das Unrecht auf die von ihm bevorzugte Art wieder gutzumachen. Man kann schließlich jungen Damen keinen Kinnhaken verpassen oder eine respektable Schulleiterin mittleren Alters verprügeln. Also stand er mit geballten Fäusten und gestrafften Schultern da und wirkte recht hilflos wie ein großer Stier, der von den Lanzen und Spießen der Toreros gepeinigt wird. Hilflos, und dennoch majestätisch, denn wie bereits gesagt, können seine eindrucksvolle muskulöse Gestalt und seine edlen Gesichtszüge gar nicht anders als majestätisch wirken. Ich erhob mich, trat neben ihn und legte meine Hand auf seinen Arm.
    »Wäre es denn so schrecklich, Emerson? Nur wir beide und sonst niemand, so wie früher? Ist dir meine Gesellschaft so unangenehm?«
    Seine Armmuskeln entspannten sich. »Red’ keinen Unsinn, Peabody«, murmelte er und schloß mich, wie ich

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