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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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sich geweigert, vor Verlassen des Schiffes seine Jacke anzuziehen).
    Sein Profil (er hatte sich von mir abgewandt und blickte hinaus aufs blaue Wasser) hätte Praxiteles oder Michelangelo als Modell für eine Skulptur dienen können – der kühn geformte Bogen seiner Nase, das ausgeprägte Kinn, der markante Kiefer, der energische und doch so sinnliche Schwung seiner Lippen. Die Lippen öffneten sich (endlich!), und er sprach.
    »Wir haben in Gibraltar und Malta angelegt.« »Ja, Emerson, das haben wir.« Indem ich mir ein wenig auf die Lippe biß, schaffte ich es, nicht mehr zu sagen. »In beiden Häfen haben wir Briefe und Zeitungen vorgefunden, die dort bereits auf uns warteten.«
    »Das weiß ich, Emerson. Sie wurden mit dem Zug befördert und waren deshalb schneller dort als wir …« Eine Vorahnung liefe meine Stimme stocken. »Bitte spricht weiter.« Emerson wandte sich langsam um, wobei er mit einem Arm auf der Reling blieb. »Hast du die Zeitung gelesen, Peabody?«
    »Einige.«
    »Den Daily Yell ?«
    Ich lüge nicht, sofern es nicht absolut notwendig ist. »War der Yell auch dabei, Emerson?«
    »Das ist eine interessante Frage, Peabody.« Emersons Stimme hatte sich zu einem leisen Grollen gesenkt, das einen Wutausbruch ankündigt. »Ich dachte, du wüßtest vielleicht die Antwort, denn ich selbst bekam sie erst heute morgen, als ich zufällig einen der Passagiere dieses Schmierblatt lesen sah. Als ich ihn fragte, woher er es hatte – denn es war die Ausgabe vom siebzehnten, und am vierzehnten hatten wir London verlassen –, sagte er mir, daß in Malta mehrere Exemplare dieser Zeitung an Bord genommen wurden.«
    »Tatsächlich?«
    »Du hast eine übersehen, Peabody. Was hast du mit den übrigen getan, sie über Bord geworfen?«
    Seine Mundwinkel zuckten, nicht aus Zorn, sondern weil er sich amüsierte. Ich war ein wenig enttäuscht – denn Emersons Wutausbrüche sind stets inspirierend –, doch ich konnte nicht umhin, ihm in gleicher Weise zu antworten.
    »Natürlich nicht. Das wäre mutwillige Zerstörung fremden Eigentums gewesen. Sie liegen unter deiner Matratze.«
    »Ach. Ich hätte das Papierrascheln gewiß bemerkt, wäre ich nicht durch andere Dinge abgelenkt gewesen.«
    »Ich habe mein Bestes getan, um dich abzulenken.«
    Emerson lachte schallend heraus. »Das ist dir gelungen, meine Liebe. Du schaffst es immer wieder. Ich verstehe nicht, warum du unbedingt verhindern wolltest, daß ich die Geschichte lese; diesmal kann ich dir ja nicht vorwerfen, daß du mit diesem Schurken von einem Journalisten geschwatzt hast. Er kam erst zehn Tage vor unserer Abreise nach England zurück, und als ich von seiner bevorstehenden Ankunft erfuhr, habe ich dafür gesorgt, daß du keine Gelegenheit bekamst, ihn zu treffen.«
    »Oh, das hast du tatsächlich getan?«
    »Kevin O’Connell« – so wie Emerson den Namen aussprach, klang er wie ein Schimpfwort – »Kevin O’Connell ist ein skrupelloser Schuft, für den du eine unerklärliche Sympathie hegst. Er zieht dir Informationen aus der Nase, Amelia. Ich weiß, daß er das tut. Wie oft hat er uns schon Schwierigkeiten bereitet?«
    »So oft, wie er uns großzügig Hilfe geleistet hat«, erwiderte ich. »Er würde uns niemals absichtlich Schaden zufügen, Emerson.«
    »Nun … ich gebe zu, die Geschichte hat keinen so großen Schaden angerichtet, wie ich befürchtet hatte.«
    Sie hätte noch weit größeren Schaden angerichtet, wenn ich Kevin nicht abgewimmelt hätte. Emerson hält nichts von Telephonen, er weigert sich, einen Apparat im Amarna House installieren zu lassen. Doch während unseres zweitägigen Aufenthalts in London war es mir gelungen, vom Hotel aus ein Ferngespräch zu führen. Ich hatte nämlich ebenfalls die Nachricht von Kevins bevorstehender Rückkehr gelesen, und meine Vorahnungen waren ebenso wohlbegründet wie die von Emerson.
    »Ich vermute, er hat diese Information bekommen, als er im Sudan war«, überlegte Emerson. »Er war der einzige, der sie veröffentlicht hat; die Times und der Mirror haben nichts darüber gebracht.«
    »Deren Korrespondenten haben sich, wie ich annehme, ausschließlich für die militärische Situation interessiert. Kevin jedoch …«
    »… mischt sich in unsere Angelegenheiten ein«, beendete Emerson den Satz. »Zum Teufel mit ihm! Es war wohl unrealistisch, darauf zu hoffen, daß O’Connell die Offiziere in Sanam Abu Dom nicht über uns ausfragen würde, aber schließlich hätte man annehmen können, daß

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