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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Geräusch. Emerson erhob sich, das Messer in der Hand.
    »Er ist erst seit wenigen Stunden tot. Das Blut ist zwar geronnen, aber weder Kiefer noch Gliedmaßen zeigen Anzeichen von Leichenstarre. Es handelt sich um ein gewöhnliches Messer, wie es die meisten der Männer bei sich tragen, und weist keine besonderen Kennzeichen auf.«
    »Wir müssen den Raum durchsuchen«, meinte ich entschlossen. »Lassen Sie mich vorbei. Vielleicht hat der Mörder ja einen Anhaltspunkt hinterlassen.«
    Emerson nahm mich beim Arm und schob mich aus dem Zelt. »Wenn man einen Hund besitzt, braucht man das Bellen nicht selbst zu übernehmen, Peabody. Wo steckt denn Ihr braver Detektiv?«
    Er saß bei den anderen am Feuer und trank in aller Seelenruhe seinen Tee. Als Emerson verkündete, daß Mohammed nicht mehr unter den Lebenden weilte, nahmen die anderen das mit Überraschung auf – die allerdings nicht von langer Dauer war –, anstatt darüber zu erschrecken. Charlie wirkte ebenso erstaunt wie alle übrigen, was mich nur in meinem Verdacht bestätigte. Ein Spion, der nicht weiß, wie man überzeugend Gefühle vorspiegelt, hat keine sehr lange berufliche Laufbahn vor sich.
    Cyrus verstand als einziger, wie sehr mich dieses Ereignis mitgenommen haben muß. »Verflixt noch mal! Machen Sie sich nichts draus, meine Liebe. Sie haben alles Menschenmögliche getan. Eine derart schwere Verletzung …«
    »Selbst die Fähigkeiten der großen Sitt Hakim hätten in diesem Fall nichts ausrichten können«, unterbrach Emerson. Er hatte das Messer hinter seinem Rücken versteckt gehalten. Nun schleuderte er es zu Boden. »Mohammed wurde ermordet – und zwar nicht von mir. Die Tat wurde im Schutze der Dunkelheit mit diesem Messer begangen.«
    Die anderen beäugten die Waffe, als handle es sich um eine Schlange, die bereit war, jeden Augenblick zuzubeißen. Charlie ergriff als erster das Wort. »Dann … dann wurde er absichtlich zum Schweigen gebracht! Das ist ja entsetzlich! Das heißt, daß sich ein Verräter in unserer Mitte befindet!«
    Wie ich zugeben mußte, machte er seine Sache sehr gut.
    »Das ist uns bekannt«, meinte Emerson unwirsch. »Und jetzt, da es zu spät ist, wissen wir, daß Mohammed für den Täter oder dessen Anführer eine Gefahr bedeutete. Wie zum Teufel hat sich der Mörder an Ihrer Wache vorbeigeschlichen, Vandergelt?«
    »Das werde ich gleich herausfinden«, antwortete Cyrus mit finsterer Miene.
    »Mr. O’Connell wird Sie gewiß gern begleiten«, sagte Emerson, als Cyrus sich erhob.
    Doch Kevin riß sich keineswegs um diesen Auftrag. »Lassen Sie mich wenigstens mein Frühstück beenden«, flehte er. »Da der Bursche sowieso tot ist, kommt es auf eine Minute mehr oder weniger auch nicht mehr an.«
    »Ihnen fehlen die Begeisterung und der Eifer, die Angehörige Ihres Berufsstandes gemeinhin auszeichnen, Mr. O’Connell«, meinte Emerson. »Und ich dachte schon, Sie würden darauf brennen, die Leiche zu untersuchen, ihr gräßliches Gesicht zu betrachten, in der Wunde herumzustochern, die blutdurchtränkten Kleider zu durchwühlen und auf dem Boden herumzukriechen, um Indizien zu finden. Läuse und Flöhe können einem Mann, der so gute Nerven hat wie Sie, ja nichts anhaben, aber achten Sie auf Skorpione.«
    Kevins Gesicht zeigte einen zartgrünen Schimmer. »Hören Sie auf damit, Emerson«, befahl ich. »Kommen Sie, Kevin, ich werde Sie begleiten.«
    » Chacun à son gout «, bemerkte Emerson, zog sich einen Stuhl heran und griff nach der Teekanne.
    Wie ich erwartet hatte, war Kevin mir keine große Hilfe. Nach einem Blick auf Mohammeds reglose Gestalt wandte er sich rasch um und fing an, etwas in sein Notizbuch zu kritzeln. Währenddessen kroch ich auf dem Boden herum und widmete mich all jenen Tätigkeiten, die Emerson vorgeschlagen hatte. Auf eine allerdings verzichtete ich: Das Herumstochern in der Wunde erwies sich als überflüssig, da die Flecken auf der Messerklinge ausreichend darauf hinwiesen, wie tief die Waffe eingedrungen war.
    Während ich nach Indizien suchte, verhörte Cyrus den Wachposten. Den Großteil dieser Unterhaltung konnte ich mitanhören, weil Cyrus ziemlich laut sprach. Auch der Wächter erhob im Versuch, sich zu rechtfertigen, bald die Stimme. Er stritt steif und fest ab, jemanden in der Nacht gesehen zu haben. Ja, möglicherweise sei er eingedöst; seine Ablösung sei nicht erschienen, und schließlich brauche ein Mann irgendwann seinen Schlaf. Allerdings habe er sich mitten vor den Eingang

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