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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Tragweite dieses Wortes.
    Uschebtis oder Schwawabtis waren Grabbeigaben, Figürchen mit dem Antlitz des (oder der) Toten, die im nächsten Leben beseelt wurden, um ihm (ihr) zu dienen. Je reicher der Verstorbene war, um so mehr dieser kleinen Statuen besaß er. Fragmente vieler Uschebtis, die den Namen Echnatons trugen, hatten wir bereits gefunden; erst am Vortag hatte Emerson drei im Königsgrab entdeckt. Doch bei diesem hier handelte es sich um das erste mir bekannte Figürchen, das mit dem Namen der Königin versehen war.
    »Beim Allmächtigen, Amelia, Sie haben recht!« rief Cyrus aus. »Es sind die Unterschenkel und Teile der Füße eines Uschebtis. Es kann nicht aus dem Königsgrab stammen …«
    »Das stimmt nicht unbedingt.« Leider Gottes gab es immer wieder Wissenschaftler, die aus unzureichenden Hinweisen die abwegigsten Theorien zimmerten. Allerdings war ich persönlich nie dieser Schwäche verfallen, und ich wollte Cyrus vor allzu großer Begeisterung warnen.
    »Bruchstücke von Echnatons Grabbeigaben, auch Uschebtis, wurden wahrscheinlich auf den Abhang hinausgeworfen«, fuhr ich fort. »Und eine heftige Flut hat sie möglicherweise weit ins Tal hineingespült. Jedoch handelt es sich hier nicht um einen Teil seiner Grabbeigaben. Ihr Name steht auf vielen Gegenständen neben seinem, aber Uschebtis wurden nur für den jeweiligen Verstorbenen angefertigt und beschriftet.«
    Cyrus hielt die Scherbe so vorsichtig in der Hand, als ob sie aus purem Gold wäre. »Dann stammt sie aus ihrem Grab. Diesem Grab hier!«
    »Nein«, widersprach ich bedauernd. »Das glaube ich nicht. Wenn sie ein eigenes Grab gehabt hätte, wäre es gewiß näher an seinem gelegen. Und so wenig wir bislang auch von diesem Grab hier gesehen haben, wirkt es doch klein und unvollendet. Wie dem auch sei, wir haben eine bemerkenswerte Entdeckung gemacht. Herzlichen Glückwunsch, Cyrus.«
    »Das Lob gebührt Ihnen, meine Liebe.«
    »Und Feisal.«
    »Ach ja.« Cyrus versetzte Abdullahs Sohn einen herzhaften Klaps auf den Rücken. »Das bedeutet ein großes Bakschisch für dich, mein Freund. Und wenn du mehr solcher Scherben findest, wird die Belohnung noch größer.«
    Allerdings hatten wir, als der Sonnenuntergang uns zwang, die Arbeit abzubrechen, nichts Interessantes mehr gefunden. Da sich Cyrus’ Hoffnungen nicht erfüllt hatten, war er schlechter Laune, obwohl ich sagen muß, daß er, verglichen mit den Auftritten, zu denen Emerson neigte, die Geduld eines Heiligen an den Tag legte. »Ich habe es satt, mich mit einer Handvoll Wasser zu waschen«, knurrte er, während wir den staubigen Pfad entlanggingen. »Wenn ich nicht bald in eine Badewanne steige, eigne ich mich nicht einmal mehr zur Gesellschaft für ein Maultier, geschweige denn für eine Dame.«
    »Besagte Dame befindet sich in keinem besseren Zustand«, erwiderte ich lächelnd. »Aber ich muß zugeben, daß mich die mangelnde Gelegenheit, sich zu säubern, von allen Unbequemlichkeiten des Zeltens in freier Natur am meisten stört. Wenn ich mich nicht verrechnet habe, ist morgen Freitag, und die Männer werden ihren Ruhetag fordern. Wie ich annehme, beabsichtigt Emerson, zum Fluß zurückzukehren.«
    »Bei diesem starrsinnigen Ziegenbock kann man sich auf nichts verlassen«, meinte Cyrus heftig.
    Ich versprach, mein möglichstes zu tun, um Emerson zu überreden. Hoffentlich ist jetzt nicht der Eindruck entstanden, es sei ein Mangel an spartanischem Durchhaltevermögen gewesen, der mich eine Arbeitspause herbeisehnen ließ. Doch eine Dame möchte allzeit frisch und gepflegt sein, und eine Dame, die das Herz eines Gentleman gewinnen will, kann nicht auf ihren Erfolg vertrauen, solange sie aussieht wie eine staubige Mumie und riecht wie ein Esel. Allerdings waren das nicht die Gründe (wenigstens glaube ich das nicht), warum ich das Königswadi verlassen wollte. Der Ort löste in mir allmählich Beklemmungen aus. Die Felswände schienen immer näher zu rücken, die Schatten wirkten dunkler. Ich war auf allen vieren durch staubige Gänge gekrochen, hatte mich durch Löcher gezwängt, die kaum groß genug waren, um mich durchzulassen, aber ich hatte bislang nicht das klaustrophobische Gefühl empfunden, das mich nun beschlich.
    Die anderen waren von der Arbeit zurückgekehrt, also machte ich mich auf die Suche nach Abdullah. Er und unsere übrigen Männer hatten ihr eigenes kleines Lager. Sie waren entsetzliche Snobs (wozu sie als begehrteste und am besten ausgebildete Männer im Land

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