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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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verläßliche Dienste leisten. Wie überrascht der verletzte junge Gentleman wäre, das bezaubernde Mädchen wiederzutreffen, das er bei Miss McIntosh kennengelernt hatte! Wie zurückhaltend er wäre, um uns nicht zur Last zu fallen! Wie dankbar würde er meine Hilfe entgegennehmen und die freundlichen Aufmerksamkeiten der lieben Kinder!
    Das war nicht nötig gewesen. Evelyn hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich hatte gesehen, wie Nefret die Anrufung der Isis tanzte, und es war völlig undenkbar, daß sie das in einer Missionsfamilie oder in einem Eingeborenendorf gelernt hatte, wenn sie unter der Obhut einer solchen Familie stand. Nur ein Wissenschaftler würde erkennen, woher dieser Tanz stammte – doch das galt auch für die anderen Hinweise.
    Unser Todfeind hatte sich jedoch ruhig verhalten, solange er nicht den endgültigen Beweis gefunden hatte – Gegenstände, Geräte, die nur von einem solchen Ort stammen konnten, wie Willoughby Forth ihn beschrieben hatte. Er mußte unsere Zimmer in Kairo durchsucht und die Szepter entdeckt haben. Die Angriffe auf uns hatten erst begonnen, als wir uns bereits mehrere Tage in der Stadt befanden.
    Evelyn – meine liebe, süße Evelyn, deren Verstand ich leider so unterschätzt hatte – lag in jedem einzelnen Punkt richtig. Der Schurke hielt sich nicht mehr in England auf.
    Er war in Ägypten – in unserem Lager. Ich hatte gewußt, daß sich unter uns ein Verräter befand. Nun wußte ich, wer es war.
    *
    »Charlie?!«
    Ich hatte am nächsten Morgen vor Cyrus’ Zelt auf ihn gewartet – natürlich in diskretem Abstand, um ihn nicht in Verlegenheit zu bringen, indem ich ungewollt Zeugin seiner Waschungen wurde. Das erfreute Lächeln, mit dem er mich begrüßte, verflog, als er meinen Ausführungen lauschte, und ungläubig stieß er den Namen hervor.
    »Er begleitet Sie in dieser Saison zum erstenmal, Cyrus.
    Sie haben ihn zuvor nicht gekannt.«
    »Nein, aber … ich kenne seinen Vater, seine Familie.
    Ich würde niemanden anheuern, ohne …«
    »Vielleicht ist er wirklich Charles H. Holly. Ingenieure und Archäologen sind gegen Habgier nicht weniger gefeit als Angehörige anderer Berufe.«
    »Vielleicht ist er wirklich … Verzeihen Sie mir, Amelia, manchmal fällt es mir verdammt schwer, Ihren Gedankengängen zu folgen. Sie verdächtigen doch nicht Charlie, Ihr verkleideter Meisterverbrecher zu sein?«
    »Es wäre möglich, ist aber unwahrscheinlich. Ich bezweifle, daß Sethos es wagen würde, mir noch einmal persönlich gegenüberzutreten. Er würde sich nicht lange in meiner Nähe aufhalten können, ohne daß ich seine Maske, ganz gleich welche, durchschaue.« Mit einer gewissen Schärfe – denn sein skeptischer Gesichtsausdruck ärgerte mich – fügte ich hinzu: »Meine Gründe, warum ich Charles verdächtige, haben nichts mit Sethos zu tun.
    Auf ihn paßt die Beschreibung eines Mannes, von dem ich mit gutem Grund glaube …«
    »Ja, ja. Das haben Sie bereits gesagt. Möchten Sie mir das alles bitte noch einmal erklären, meine Liebe? Ich fürchte, ich habe Ihnen beim erstenmal nicht richtig folgen können.«
    Also erklärte ich es noch einmal und beendete meine Ausführungen damit, daß ich die Beschreibung vorlas, die Evelyn mir gegeben hatte.
    »Aber … aber«, stotterte Cyrus. »Diese Beschreibung trifft ja auf Charlie in keinem Punkt zu. Das klingt mehr nach René. Nicht, daß ich glauben würde, er …« »Genau das ist der springende Punkt, Cyrus. ›Sir Henry‹ war offensichtlich verkleidet. Er hat sicher einige Einzelheiten seiner Erscheinung sorgfältig verändert, als er zu uns kam – seine Haarfarbe, den Bart. Das lange Kinn und die schmale Nase treffen aber auf Charlie zu, und Charlie hat auch ungefähr das gleiche Alter.«
    »Ach herrje«, murmelte Cyrus. »Wie viele Männer dieses Alters haben ein langes Kinn und eine schmale Nase, was meinen Sie? Zwei Millionen? Fünf Millionen?« »Aber nur einer von ihnen ist hier!« rief ich ungehalten. »Und einer unter uns ist ein Spion von Sethos! Bedenken Sie doch, daß nicht nur unser Essen vergiftet war, sondern daß auch der Hinterhalt, den man mir gestern gelegt hat, von jemandem geplant worden sein muß, der ahnte, daß ich diesen Weg einschlagen würde. Er muß Kevins Nachricht gelesen und gewußt haben, daß ich so bald wie möglich handeln würde.«
    »Eine Vermutung, die bestimmt jeder hegen würde, der die Ehre Ihrer Bekanntschaft hat«, sagte Cyrus und strich sich übers Kinn. »Mein liebes

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