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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Mädchen, ich will nicht abstreiten, daß an Ihrer Theorie vielleicht etwas dran ist.
    Aber Sie würden mir als erste recht geben, wenn ich sage, daß man einen Mann nicht aufgrund solch fraglicher Beweise verurteilen kann.«
    »Ich schlage ja nicht vor, ihn zu lynchen.«
    »Wie bitte?« fragte Cyrus und blickte mich entgeistert an.
    »Ihn standrechtlich aufzuknüpfen, das sagt man bei Ihnen doch so.«
    »Oh. So etwas hätte ich Ihnen nie zugetraut.« »Sicher. Aber ich glaube, Sie kennen mich inzwischen gut genug. Nie würde ich voreilige Schlüsse ziehen oder gegen die Prinzipien der britischen Rechtsprechung verstoßen. Ich neige vielmehr dazu, Ihnen zuzustimmen. Wir sollten ihn weiterhin in dem Glauben lassen, daß niemand ihn verdächtigt. Früher oder später wird er sich selber verraten, und dann haben wir ihn! Und vielleicht auch seinen Anführer. Eine ausgezeichnete Idee, Cyrus. Natür lich muß man ihn ganz genau im Auge behalten.« »Ich glaube, das könnte ich hinkriegen«, sagte Cyrus bedächtig.
    »Ich bin froh, daß wir uns einig sind. Nun gehen Sie schon und trinken Sie Kaffee, Cyrus. Sie wirken heute morgen ein wenig schwerfällig. Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, wenn ich das sage?«
    »Ganz und gar nicht. Sie frühstücken doch mit mir?« »Zuerst muß ich nachsehen, wie es Mohammed geht.
    Ich gestehe, daß ich diese Aufgabe immer vor mir herschiebe; sein bloßer Anblick – ganz zu schweigen von dem mannigfaltigen Insektenleben, das dieser Mensch beherbergt – verursacht mir eine Gänsehaut. Und schlagen Sie bitte nicht vor, mein lieber Cyrus, ich solle diese abstoßende Pflicht jemand anderem überlassen. Das ist nicht mein Stil. Außerdem besteht die Möglichkeit, daß er heute wieder sprechen kann, und ich traue niemand anderem zu, ihn zu befragen.«
    »Ich habe es schon lange aufgegeben, Ihnen etwas ausreden zu wollen, wenn Sie es sich einmal in den Kopf gesetzt haben«, meinte Cyrus lächelnd. »Ihr Pflichtgefühl ist ebenso bemerkenswert wie ihre grenzenlose Tatkraft.
    Möchten Sie, daß ich Sie begleite?«
    Ich versicherte ihm, das sei nicht nötig, und so ging er kopfschüttelnd davon. Das war in letzter Zeit zu einer Gewohnheit von ihm geworden.
    Zuerst unterhielt ich mich vor dem Zelt mit dem Wächter. Er stammte aus Cyrus’ Mannschaft und war ein untersetzter, dunkelhäutiger Kerl mit einer Adlernase, die auf seine Abstammung von den Berbern oder Tuareg schließen ließ. Wie alle Wüstenbewohner trug er ein Kopftuch anstelle eines Turbans. Er versicherte, er habe während der Nacht in regelmäßigen Abständen nach Mohammed gesehen und keine Veränderung an ihm fest gestellt.
    Doch sobald ich den Vorhang beiseite geschoben hatte, erkannte ich, daß durchaus eine Veränderung stattgefunden hatte – und diese war endgültiger Natur. Mohammed lag in derselben Stellung, in der ich ihn zuletzt gesehen hatte, flach auf dem Rücken, mit offenem Mund und halbgeschlossenen Augen. Aber nun bewegte kein Atem mehr seine abstehenden Barthaare, und das Blut, das aus seinem Mund getreten war, verfärbte seinen Kinnverband dunkelbraun.
13. Kapitel
    »Aberglaube hat seinen praktischen Nutzen.«
    »Nun, Sitt Hakim«, hörte ich hinter mir eine Stimme. »Geben Sie jetzt zu, daß dieser Fall sogar Ihre Fähigkeiten übersteigt?«
    Selbstverständlich war es Emerson; er hatte den gedehnten Tonfall angeschlagen, der mich immer so wütend macht und der darauf hinweist, daß er sarkastisch zu sein versucht. Ich wandte mich um und hielt den Vorhang beiseite.
    »Er ist tot«, sagte ich. »Woher wußten Sie es?« »Es bedarf keiner großen medizinischen Fachkenntnisse, um zu erkennen, daß einem Mann mit einem Messer im Herzen kein langes Leben beschert sein dürfte.«
    Bis dahin hatte ich das Heft des Messers nicht gesehen; ich war erschütterter, als ich eingestanden hätte – insbesondere gegenüber Emerson. »Es steckt nicht in seinem Herzen«, widersprach ich. »Sondern mitten in seiner Brust. Vielen Menschen unterläuft dieser Irrtum. Möglicherweise ist die Klinge in die Lunge eingedrungen. Und ein Mann in seinem Zustand hätte wahrscheinlich nicht einmal eine leichte Verletzung überlebt.«
    Ich straffte die Schultern und wollte mich Mohammed schon nähern. Doch Emerson schob mich brüsk weg und beugte sich über die Leiche. Ich erhob keinen Einspruch. So abstoßend Mohammed auch im Leben gewesen sein mochte, tot war er noch widerlicher. Da hörte ich ein scheußliches, schmatzendes

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