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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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ich aus, »das ist General Kitchener!«
    »Tatsächlich? Den habe ich nicht gemeint.« Er fuchtelte heftig mit den Armen; zu meinem Kummer wurde sein Winken von einer pittoresken, aber äußerst zerlumpten Gestalt erwidert, die einen Bauchladen mit billigen Souvenirs trug. Mehrere andere, gleichfalls malerisch anzusehende Verkäufer von Blumen, Obst, wertlosen Schmuckstücken und Andenken wurden von dem Winken angezogen, blickten hoch und beteiligten sich an dem allgemeinen Willkommensgeschrei. »Er ist wieder da, der Vater der Flüche! Allah yimessîkum bil-kheir, effendi! Mar-haba, Sitt Hakim !«
    »Hmm«, sagte ich und fühlte mich ein wenig geschmeichelt, daß diese Begrüßung auch mir galt – denn Sitt Hakim, »Frau Doktor« ist mein Kosename bei den Ägyptern. »Setz dich wieder hin, Emerson, und hör mit diesem Gebrüll auf. Die Leute schauen schon.«
    »Es war ja meine Absicht, daß sie schauen«, erklärte Emerson. »Ich werde später mit dem alten Ahmet sprechen; er weiß immer, was los ist.«
    Ich überredete ihn, wieder Platz zu nehmen. Während die Sonne allmählich unterging, verschwamm der Horizont im zarten Glühen des zur Neige gehenden Tages. Emerson machte ein nachdenkliches Gesicht. »Erinnerst du dich, Peabody, wie Ramses zum erstenmal mit uns auf diesem Balkon stand? Gemeinsam haben wir uns den Sonnenuntergang über Kairo angesehen …«
    »Was wir zweifellos in Zukunft wieder tun werden«, sagte ich ziemlich scharf. »Denk doch nicht an Ramses, Emerson. Erzähl mir lieber die Neuigkeiten, auf die ich schon die ganze Zeit gespannt bin. Ich kenne deine nette Angewohnheit, mir unsere Zukunftspläne so lange wie möglich zu verheimlichen; es macht dir Spaß, kleine Überraschungen auf Lager zu haben. Nun aber ist es an der Zeit, meine ich. Wo werden wir diesen Winter Ausgrabungen durchführen?«
    »Diese Entscheidung ist nicht leicht«, erwiderte Emerson und hielt mir seine Tasse zum Nachschenken hin. »Sakkara würde mich reizen; bis jetzt ist dort noch nicht viel gegraben worden, und ich bin der Meinung, daß es irgendwo in der Nähe von Memphis einen großen Friedhof aus der 18. Dynastie gibt.«
    »Das ist eine logische Schlußfolgerung«, stimmte ich zu.
    »Insbesondere angesichts der Tatsache, daß Lepsius schreibt, er habe im Jahre 1843 solche Gräber gesehen.«
    »Peabody, wenn du es nicht lassen kannst, meine brillanten Schlußfolgerungen vorwegzunehmen, werde ich mich von dir scheiden lassen«, meinte Emerson freundlich. »Der Standort dieser Gräber, die Lepsius gesehen hat, ist nicht mehr bekannt; es wäre eine sensationelle Entdeckung, wenn man sie wiederfände und vielleicht noch ein paar andere dazu. Doch Theben hat auch seinen Reiz. Die meisten der Königsmumien aus dem Alten Reich sind mittlerweile zwar entdeckt, aber … Übrigens, habe ich dir schon erzählt, daß ich damals vor fünfzehn Jahren von jenem zweiten Mumienversteck im Grab des Amenhotep II. wußte?«
    »Ja, mein Liebling, du hast es ungefähr zehnmal erzählt, seit wir von Lorets Entdeckung des Grabes im letzten März hörten. Warum hast du das Grab nicht selbst geöffnet und den Ruhm eingeheimst …?«
    »Der Ruhm kann mir gestohlen bleiben. Du kennst meine Meinung, Peabody: Wenn ein Grab oder eine Ausgrabungsstätte erst einmal entdeckt ist, stürzen sich die Aasgeier darauf. Wie die meisten Archäologen hat dieser unfähige Schwachkopf Loret seine Männer nicht angemessen beaufsichtigt. Vor seiner Nase haben sie sich mit wertvollen Gegenständen aus dem Grab davongemacht; einige davon sind bereits auf dem Markt aufgetaucht. Solange es in der Antiquitätenverwaltung drunter und drüber geht …«
    »Ja, mein Liebling, ich kenne deine Meinung«, sagte ich besänftigend, denn Emerson konnte stundenlang über dieses Thema dozieren. »Du hast also das Tal der Könige ins Auge gefaßt? Wenn die Königsmumien bereits alle gefunden sind …«
    »Aber die ursprünglichen Gräber sind noch nicht alle entdeckt. Uns fehlen noch diejenigen von Hatschepsut, Ahmose, Amenhotep I. und Thutmosis III., um nur einige zu nennen. Und ich bin mir nach wie vor nicht sicher, ob das Grab, das wir gefunden haben, wirklich dasjenige von Tutenchamun war.«
    »Es kann keinem anderen gehört haben«, sagte ich. »Allerdings stimme ich dir zu, daß es bestimmt noch unentdeckte Königsgräber gibt. Soweit ich weiß, wird unser alter Freund Cyrus Vandergelt in dieser Ausgrabungssaison wieder hier sein, nicht wahr? Er hat dich schon oft gebeten,

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