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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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und hielten ein erfrischendes Schwätzchen. Abdullah war traurig, als er erfuhr, daß Ramses nicht dabei war. Zumindest bekundete er seine Enttäuschung recht überzeugend, doch ich entdeckte ein gewisses Leuchten in seinen dunklen Augen. Mir war klar, welche Empfindungen er hegte – hatte ich nicht die gleichen? In seiner Zuneigung zu Emerson mischte sich die Verehrung eines Jüngers, gepaart mit der zuverlässigen Freundschaft eines Mannes und Bruders. Im Jahr zuvor war er nicht bei uns gewesen; nun freute er sich auf eine ganze Ausgrabungssaison, in der er die ungeteilte Aufmerksamkeit seines Idols genießen konnte. Er wäre auch mich gern losgeworden, wenn das möglich gewesen wäre, dachte ich ohne Groll. Ich hegte ihm gegenüber dieselben Gefühle. Nicht zu reden von Ali, Daoud und Feisal.
    Wir trennten uns in Kairo, doch nur für eine Weile; schon bald würden wir die Männer in ihrem Dorf, in Aziyeh, besuchen, um dort unsere Mannschaft für die Ausgrabung im Winter zusammenzustellen. Emerson war in solch guter Stimmung, daß er sich bereitwillig von sämtlichen Männern reihum umarmen ließ; einen Augenblick lang war er vollständig hinter wehenden Ärmeln und flatternden Gewändern verschwunden. Die übrigen europäischen Reisenden glotzten unverschämt.
    Wir hatten natürlich im Shepheard’s Zimmer gebucht. Unser alter Freund Mr. Baehler war nun der Besitzer, daher gab es in dieser Hinsicht keine Probleme, obgleich das Shepheard’s allmählich so regen Zulauf findet, daß man kaum noch ein Zimmer bekommt. In diesem Jahr feierten alle den Sieg im Sudan. Am 2. September hatten Kitcheners Truppen Omdurman und Khartum eingenommen und damit den Aufstand beendet und die Ehre der britischen Fahne wiederhergestellt, die durch die Niederlage des heldenhaften Gordon gegen die Horden des verrückten Mahdi arg gelitten hatte. (Falls der werte Leser mit diesem Ereignis nicht vertraut ist, empfehle ich ihm, es in einem der gängigen Geschichtsbücher nachzulesen.)
    Emersons gute Laune verflog schlagartig, als wir das Hotel betraten. In der Wintersaison ist das Shepheard’s stets überlaufen, und in diesem Jahr war der Andrang noch größer als gewöhnlich. Sonnengebräunte junge Offiziere, eben aus dem Kampfgebiet eingetroffen, stellten ihre Verbände und goldenen Tressen zur Schau, um die Bewunderung der Damen zu erregen, die um sie herumscharwenzelten. Ein Gesicht, das ein besonders eindrucksvoller militärischer Schnurrbart zierte, schien mir vertraut, doch bevor ich zu dem Offizier hinübergehen konnte – er war von einer Menge Zivilisten umringt, die ihn über Khartum ausfragten –, nahm mich Emerson beim Arm und schleppte mich weg. Erst als wir auf unseren Zimmern waren – die, die wir immer buchen, mit dem Blick auf die Gärten von Ezbekieh –, machte er den Mund auf.
    »Hol’s der Teufel – das Hotel ist von Jahr zu Jahr mehr überlaufen und kommt wohl sehr in Mode«, brummte er, schleuderte seinen Hut auf den Boden und die Jacke gleich hinterher. »Das ist jetzt das letztemal, Amelia. Das kannst du mir glauben. Nächstes Jahr werden wir die Einladung von Scheich Mohammed annehmen und bei ihm wohnen.«
    »Ganz bestimmt, mein Liebling«, erwiderte ich wie jedes Jahr. »Wollen wir den Tee unten trinken oder soll ich den Safragi bitten, ihn uns heraufzubringen?«
    »Zum Teufel, ich will keinen Tee«, erwiderte Emerson.
    Wir tranken den Tee auf dem kleinen Balkon, von dem aus man über die Gärten sieht. So sehr ich mir auch wünschte, mich unten ins Getümmel zu mischen – wo sich zweifellos zahlreiche Freunde und Bekannte befanden – und die letzten Neuigkeiten zu erfahren, hielt ich es für unklug, Emerson noch einmal zu Sakko und Hut überreden zu wollen. Es war schon schwierig genug gewesen, ihn dazu zu bewegen, daß er die Kopfbedeckung wenigstens so lange aufbehielt, bis wir im Hotel waren.
    Der weißgewandete Diener huschte auf bloßen Füßen geräuschlos herein und hinaus, und wir nahmen am Tisch Platz. Unter uns lagen die Gärten mit ihrer Blütenpracht aus Rosen und Hibiskus; Kutschen und Spaziergänger bevölkerten die breite Avenue – das ewige Panorama des ägyptischen Lebens, wie ich das einmal genannt habe. Eine hübsche Kutsche hielt vor den Eingangsstufen des Hotels; der Mann, der dem Gefährt entstieg, war stattlich anzusehen und trug Galauniform.
    Emerson lehnte sich über die Brüstung des Balkons.
    »Hallo, da unten«, rief er. » Essalâmu ’aleikum, habib !«
    »Emerson«, rief

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