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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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hervor, als ich erwartet hatte. Kevin begrüßte mich mit einem verschwörerischen Grinsen, und Cyrus’ leises »Amelia, ich glaube wirklich nicht, daß Sie …« wurde nicht zu Ende gesprochen. Emerson zog nach einem Blick auf den hellblauen, flauschigen Pantoffel die Augenbrauen hoch, machte den Mund auf und wieder zu und griff nach einem weiteren Stück Brot.
    Nach dem Essen ging Cyrus nachsehen, ob die Esel bereit waren. Bertha hatte sich – gefolgt von den drei jungen Männern, die ihr nachliefen wie drei Ganter einer hübschen Gans – erboten, meine Ausrüstung zusammenzupacken, wofür ich ihr sehr dankbar war.
    »Einen Augenblick, Emerson«, sagte ich, als er seinen Stuhl vom Tisch zurückschob. »Ich möchte mich mit ihnen über Charles unterhalten.«
    Damit hatte er nicht gerechnet. Die Hand auf der Stuhllehne, blieb er stehen, neigte den Kopf zur Seite und musterte mich argwöhnisch. »Was ist mit ihm?«
    »Hat er Ihnen nichts über seine Höhenangst gesagt? Ach, du meine Güte, das habe ich schon befürchtet. Männer sind so …«
    »Er hat es mir gestanden«, unterbrach Emerson. Ärgerlich zog er die Augenbrauen zusammen. »Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, wie er es unter diesen Umständen als Archäologe jemals zu etwas bringen will. Was ist zum Beispiel mit Gräbern in Felswänden und Pyramiden und …«
    »Dann wäre das also erledigt«, sagte ich, denn ich ahnte, daß Emerson zu einem seiner berüchtigten Vorträge ansetzte. »Es war grausam von Ihnen, daß Sie ihn gestern damit aufgezogen haben.«
    »Treiben Sie es nicht zu weit, Peabody«, stieß Emerson zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Im Augenblick bedarf es all meiner Kraft, um meine Wut zu zügeln. Wie können Sie es wagen, heute morgen mit diesem lächerlichen Pantoffel und mit dieser ärgerlichen, selbstzufriedenen Miene zu erscheinen? Ich sollte Sie in Ihrer Kabine einschließen und Sie ans Bett fesseln. Und bei Gott, ich werde es tun!«
    Obwohl ich den Sonnenschirm am Handgelenk hängen hatte, hinderte ich ihn nicht daran, mich in die Arme zu nehmen. Ich bin eine Frau, die weiß, was sie will; doch selbst die stärksten unter uns sind oftmals nicht in der Lage, der Versuchung zu widerstehen. Als er in Richtung Treppe ging, sagte ich entschlossen: »Tragen Sie mich bitte zu meinem Esel. Da mich nichts auf der Welt in meiner Kabine halten würde, falls ich beschließen sollte, sie zu verlassen, können Sie sich die Mühe und den Ärger ebensogut sparen, Emerson.«
    Emerson setzte mich auf den Esel und stürmte davon, wobei er Abdullah anschrie; er wußte, es hätte keinen Sinn gehabt, mich anzuschreien. Abdullah warf mir einen Blick zu. Wäre er Engländer gewesen, hätte er gezwinkert.
    Bald waren wir unterwegs. Bertha und ich ritten auf den Eseln. Nachdem der Kater die verschiedenen Möglichkeiten mit unheimlich anmutender, grüblerischer Miene geprüft hatte, beschloß er, mit mir im Sattel zu reisen. Die anderen gingen zu Fuß, auch Kevin, dessen mitleiderregender Widerspruch ungehört verhallte. Unser Weg führte uns nach Norden den kahlen Wüstenpfad entlang, der an einem Ende der Ebene von Amarna parallel zum Fluß durch die Berge verläuft, ehe er die Hügel hinaus gen Süden ansteigt. Auf dem sandigen Boden war nichts zu sehen, außer der Fußstapfen von Menschen und Eseln; und zu beiden Seiten des Weges lag die wasserlose Einöde in der gleißenden Sonne. Trotzdem war dies hier einmal der Reiseweg des Königs gewesen, der in eine große Stadt führte, gesäumt von prächtigen Häusern und bunten Tempeln. Vom Audienzfenster des Palastes aus hatte der König goldene Kolliers zu seinen bevorzugten Höflingen hinabgeworfen. Doch heute waren nur noch flache Gruben und eingesunkene Höhlen übrig. Die Zeit und der Sand, der alles unaufhaltsam bedeckt, hatten die vergänglichen menschlichen Spuren getilgt, wie es auch einmal den Resten unserer Zivilisation ergehen würde.
    Von Haggi Quandil bis zum nördlichen Rand der Wüste sind es mehr als vier Kilometer. Kevin wischte sich bereits keuchend und stöhnend die feuchte Stirn. Ich bot ihm meinen Sonnenschirm an, den er aber ablehnte; wahrscheinlich aus der albernen Vorstellung heraus, damit unmännlich zu wirken. Ich hoffte nur, er würde mir keine Umstände bereiten, indem er mit einem Hitzschlag zusammenbrach. Im Gegensatz zu den anderen war er das Klima nicht gewöhnt, und Emerson hätte für niemanden – ganz gleich, ob Mann oder Frau – sein Tempo

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