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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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verlangsamt.
    Zu unserer Rechten befanden sich in einigen Kilometern Entfernung die nördlichen Gräber und die Begrenzungsstelen, die uns am ersten Tag aufgefallen waren. Diese Richtung schlug Emerson nicht ein. Als wir weitergingen, rückten die Felswände immer näher an den Fluß heran, bis sie nur noch ein schmaler Streifen von wenigen hundert Metern Breite vom Ufer trennte. Ihr Schatten war eine Wohltat. Hier war die Felsoberfläche zerklüfteter (wenigstens erschien es meinem besorgt umherblickenden Auge so) und nicht nur von Spalten und unzähligen Wadis, sondern auch von den Überresten antiker Steinbrüche durchlöchert.
    Endlich blieb Emerson stehen und sah hinauf. Anubis sprang von meinem Schoß und lief zu ihm hinüber.
    Hoch über der Felswand entdeckte ich Teile von Reliefs und eine Reihe Hieroglyphen. Also gab es hier wirklich eine Stele. Es hätte mich nicht überrascht, wenn sich herausgestellt hätte, daß sie nur auf Emersons Erfindung beruhte. Diese hier war neu – neu für Archäologen, meine ich, denn sie war offensichtlich sehr alt und beschädigt – und lag viel weiter nördlich als die anderen. Kurz durchfuhr mich das Archäologenfieber wie ein Schauder, aber das ging rasch vorbei. Ich war mir sicher, daß Emerson nicht hierhergekommen war, um die Texte über Begrenzungsstelen um ein paar Hieroglyphen zu ergänzen.
    Cyrus gelang es, einen Fluch zu unterdrücken, obwohl er an dem unausgesprochenen Wort fast erstickte. »Du heiliger … äh … Strohsack. Den ganzen weiten Weg, und das dafür!«
    »Der Text ist wahrscheinlich mit den anderen identisch«, antwortete ich. »Aber Sie wissen ja, wie bruchstückhaft sie alle sind. Möglicherweise finden wir hier Textstellen, die anderenorts zerstört worden sind, und können damit die Lücken ergänzen.«
    »Nun, Sie werden gewiß nichts finden«, verkündete Cyrus. »Nur eine Eidechse könnte diese Felswand hinaufklettern. Setzen Sie sich in den Schatten, meine Liebe, auch wenn man ihn kaum als solchen bezeichnen kann.« Er hob mich von meinem Esel und setzte mich auf den Teppich, den Bertha ausgebreitet hatte. Die Männer luden schon das Gepäck von den Lasteseln. René und Charles beteiligten sich, begleitet von Emersons bissigen Bemerkungen, eifrig an der Arbeit. Kevin warf sich mir mit einem gequälten Seufzer zu Füßen und flehte um Wasser.
    Ich schenkte dem gepeinigten Journalisten eine Tasse ein und erinnerte ihn, es sei seine eigenen Schuld, daß er jetzt Durst und Hitze erdulden müsse. »Neugier war der Katze Tod, Kevin. Ich hoffe, daß Sie durch die Ihre nicht zu Schaden kommen.«
    »Apropos Katzen«, meinte Kevin. »Was ist das für ein teuflisch aussehendes Geschöpf, das dem Professor auf Schritt und Tritt folgt? Als ich es zuerst sah, hielt ich es für das Tier, das Sie nach dem Fall Baskerville adoptiert haben, doch auf den zweiten Blick wirkt es viel bösartiger und wilder.«
    »Wir haben den Kater vorübergehend für einen Freund in Pflege genommen«, antwortete ich. »Nichts für Ihre Zeitung, Kevin. Würden Sie mich jetzt entschuldigen? Ich möchte gern zusehen, was die anderen so treiben.« »Wollen Sie etwa mit diesem Knöchel herumlaufen?« fragte Kevin, als ich mich mit der Hilfe meines getreuen Sonnenschirms aufrichtete.
    »Er ist weder gebrochen noch verrenkt. Nur eine kleine Wunde. Bleiben Sie sitzen, Kevin, ich komme ohne Sie zurecht.«
    Unter Emersons Anweisungen errichteten die Männer ein behelfsmäßiges Gerüst, indem sie Bretter mit Seilen zusammenschnürten. Die Konstruktion wirkte entsetzlich wackelig, aber ich wußte, sie war um einiges stabiler, als es den Anschein machte. Schon oft hatte ich unsere Männer mit der Gelassenheit von Seiltänzern auf solchen Gerüsten herumturnen sehen; offenbar bemerkten sie gar nicht, wie die Bretter quietschen und schwankten. Diesmal würde das Gerüst, wie ich wußte, ein schwereres Gewicht tragen müssen.
    Cyrus war so in seine Arbeit vertieft, daß er mich erst bemerkte, als ich neben ihm stand. Ich wehrte seine Proteste und seine Versuche, mich in seine Arme zu heben, ab. Immer noch schimpfend lief er mir nach, als ich weiterhinkte.
    Ich blickte auf, und mein Herz setzte einen Moment aus, als ich die Gestalt eines Mannes sah, die sich gegen den Himmel abhob. Doch dann erkannte ich Ali. Er lehnte sich gefährlich weit über die Felskante hinaus und half einem anderen der Männer, zu ihm hinaufzuklettern. Dann wandten sie sich um und blickten hinab, nicht in meine

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