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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Sohn wie Ramses haben. Wenn Sie das jedoch als Trost meinen … Nun, ich sage nichts mehr. Soll ich Ihnen jetzt Abdullah holen? Ich denke, wenn ich das nicht tue, werden Sie sich noch aus dem Bett hieven und sich hinkend auf die Suche nach ihm machen.«
    Er hatte es wie ein Mann genommen. Nichts anderes hatte ich von ihm erwartet.
    *
    Abdullah wirkte in meinem Zimmer noch deplazierter als Cyrus. Er musterte die Rüschen und gefältelten Säume mit einem finsteren und äußerst argwöhnischen Blick und lehnte den Stuhl ab, den ich ihm anbot. Ich brauchte nicht lange, um ihn zu dem Geständnis zu zwingen, daß er mich ebenfalls getäuscht hatte.
    »Aber Sitt, du hast mich ja nicht gefragt«, lautete seine billige Ausrede.
    »Du hättest nicht warten dürfen, bis du gefragt wirst. Warum bis du nicht sofort zu mir gekommen? Ach, schon gut«, sagte ich gereizt, als Abdullah mit den Augen rollte und sich eine weitere Lüge ausdenken wollte. »Erzähl’ es mir jetzt. Was genau hast du heute Nachmittag herausgefunden?«
    Bald darauf hockte Abdullah bequem auf dem Boden neben meinem Bett, und wir waren in ein freundliches Gespräch vertieft. In Begleitung von Abdullah, Daoud und Ali (zumindest war er vernünftig genug gewesen, die drei mitzunehmen) hatte Emerson versucht, herauszufinden, wohin die geheimnisvollen Touristen verschwunden waren. Sämtliche Fährleute bestritten, sie über den Fluß gesetzt zu haben, und es war unwahrscheinlich, daß diese gelogen hatten – denn, wie Abdullah es unschuldig ausdrückte, »die Drohungen des Vaters der Flüche sind wirkungsvoller als jedes Schweigegeld«. Das bedeutete, daß sich die Männer, die wir suchten, noch am Ostufer befanden. Ein vorbeiziehender Kameltreiber hatte die Vermutung bestätigt. Er hatte einen Trupp Reiter gesehen, die auf dem Weg zum nördlichen Ende der Ebene waren, dorthin, wo die Klippen näher ans Ufer heranrückten.
    »Wir haben sie dann verloren«, sagte Abdullah. »Aber sie müssen irgendwo in den Hügeln oder in der Hochwüste ein Lager aufgeschlagen haben, Sitt. Wir haben nicht weitergesucht. Es wurde schon spät, und Emerson meinte, wir sollten umkehren. Er sah sehr zufrieden aus.«
    »Natürlich ist er das – der Teufel soll ihn holen«, murmelte ich und ballte die Fäuste. »Das erklärt sein plötzliches Interesse an Grenzstelen; es ist nur ein Vorwand, um dieses Gebiet abzusuchen und, mit etwas Glück – wie Emerson das wahrscheinlich nennen würde – , wieder angegriffen zu werden. Außerdem glaubt er, ich sei außer Gefecht gesetzt und könne seinen idiotischen Plan nicht vereiteln. Gut! Der soll mich kennenlernen …«
    Ein kaum wahrnehmbares Zucken in Abdullahs Bart ließ mich im Satz innehalten. Er hat eine besonders unbewegliche Miene, zumindest glaubt er das und ist stolz darauf. Da er aber auch glaubt, daß ich über Zauberkräfte verfüge, fällt es ihm schwer, seine Gedanken vor mir zu verbergen.
    »Abdullah«, sagte ich. »Mein Vater. Mein ehrenwerter Freund. Falls Emerson versucht, heute nacht das Boot zu verlassen, mußt du das mit allen Mitteln verhindern, und sei es mit Gewalt. Und wenn du ihm von unserem Gespräch erzählst …«
    Ich hielt inne, um die Wirkung zu steigern, da ich herausgefunden hatte, daß unausgesprochene Drohungen die schrecklichsten sind. Außerdem fiel mir beim besten Willen keine Drohung ein, die ich hätte in die Tat umsetzen können.
    »Ich habe dich verstanden und werde gehorchen.« Abdullah erhob sich, wobei sein Gewand anmutig flatterte.
    Diese Demutsfloskel hätte mich mehr beeindruckt, wenn er dabei nicht versucht hätte, dabei ein Lächeln zu unterdrücken. Er fügte hinzu: »Es ist sehr schwierig, Sitt, auf des Messers Schneide zwischen deinen Befehlen und denjenigen von Emerson zu balancieren. Vor kaum einer Stunde hat er zu mir das gleiche gesagt.«
15. Kapitel
    »Ich sage immer: Es gibt nichts Bequemeres als ein geräumiges Grab.«
    Bei Sonnenaufgang war ich auf den Beinen und vollständig angekleidet. Der Werkzeuggürtel baumelte um meine Hüften, den Sonnenschirm hatte ich fest in der Hand. Meine kriegerische Aufmachung wurde nur von dem hellblauen, flauschigen Pantoffel an meinem linken Fuß ein wenig beeinträchtigt. Ich begab mich ins Speisezimmer, wobei ich mich kräftig auf den Sonnenschirm stützte. (Die Stufen stellten ein ziemliches Hindernis dar, bis ich auf den Gedanken kam, sie in sitzender Haltung zu überwinden.)
    Mein Erscheinen rief weniger Aufsehen und tadelnde Bemerkungen

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