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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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der Hand haben mußte als bloß vage Gerüchte. Er kam nicht zurück; wir hingegen schon, zusammen mit Forths Tochter. Wie lange, meinst du, wird ein findiger Journalist brauchen, um aus diesen Fakten ein fesselndes Drama zusammenzuschustern? Mich wundert nur, daß dein Freund O’Connell das nicht schon getan hat. Seine Phantasie ist fast so überschäumend wie …«
    »Diese Andeutung ist beleidigend, und ich habe sie auch nicht verdient – besonders nicht aus deinem Mund. Ich habe niemals gehört, daß eine solche … Du murmelst schon wieder vor dich hin, Emerson. Was hast du gesagt?« Mit einem Achselzucken und breit lächelnd wandte sich Emerson mir zu und antwortete – zwar nicht auf meine Frage, aber auf die zugrundeliegende Gefühlsregung, die sie und meine anderen (wie ich zugebe) ungerechten Vorwürfe hervorgerufen hatte. Eine sanfte Antwort läßt den Zorn verfliegen, heißt es in der Heiligen Schrift, doch Emersons Methoden waren noch viel wirkungsvoller.
    Ich hatte gehofft, den Rest der Woche in Kairo verbringen und die Annehmlichkeiten des Hotels genießen zu können, doch Emerson hatte es sich plötzlich in den Kopf gesetzt, nach Meidum zu fahren. Ich erhob keine Einwände, auch wenn mir ein wenig Vorwarnung lieber gewesen wäre.
    Wir hatten den Morgen im Suk verbracht. Nachdem wir im Hotel zu Mittag gegessen hatten, zog ich mich zum Lesen und Ausruhen zurück, während Emerson ausging, um etwas zu erledigen. Bei seiner Rückkehr kündigte er in aller Gemütsruhe an, daß wir den Abendzug nehmen würden. »Also beeil’ dich und pack’ deine Ausrüstung zusammen, Peabody.«
    Ich legte mein Buch, die Ägyptische Grammatik von Erman, beiseite. »Welche Ausrüstung? In Rikka gibt es kein Hotel.«
    Emerson erwiderte: »Ich habe einen Freund …«
    »Ich werde bei keinem deiner ägyptischen Freunde wohnen. Sie sind zwar nette Menschen, doch sie haben keine Ahnung von Hygiene.«
    »Ich dachte mir schon, daß das kommt. Ich habe eine kleine Überraschung für dich, Peabody. Wo bleibt denn deine Abenteuerlust?«
    Ich war nicht in der Lage, dieser Herausforderung und Emersons Lächeln zu widerstehen. Während ich Kleider zum Wechseln und Toilettenartikel in eine kleine Tasche packte, stieg meine gute Laune beträchtlich. Es war wie in den alten Tagen – Emerson und ich allein in der Wildnis!
    Nachdem wir uns einen Weg durch das Gewimmel am Bahnhof gebahnt und im Zug Platz gefunden hatten, entspannte sich Emerson, doch er ging auf keinen meiner Versuche, ein Gespräch in Gang zu bringen, ein.
    »Ich hoffe, diesem armen Kerl, der auf dem Basar ohnmächtig geworden ist, geht es wieder gut«, fing ich an. »Du hättest mir erlauben sollen, daß ich ihn untersuche, Emerson.«
    »Seine … äh … Freunde haben sich doch um ihn gekümmert«, meinte Emerson kurz angebunden.
    Nach einer Weile probierte ich es erneut. » Unsere Freunde werden überrascht sein, wenn sie feststellen, daß wir abgereist sind! Es war schön, daß so viele von ihnen heute morgen vorbeigeschaut haben, um ihre Sorge auszudrücken.«
    Emerson grunzte nur.
    »Ich glaube fast, daß Mr. Nevilles Theorie richtig war«, fuhr ich fort. »Wie amüsant er es formuliert hat: ›Irgendein junger Bursche, betrunken vom Wein und hingerissen von Ihrem Charme, Mrs. E., der Ihnen einen dummen Streich spielen wollte.‹«
    »Und durch meinen Charme habe ich wohl die drei jungen Kerle im Garten angelockt«, entgegnete Emerson mit unsäglichem Sarkasmus.
    »Das zeitliche Zusammentreffen der beiden Vorfälle war vielleicht zur reiner Zufall.«
    »Papperlapapp«, knurrte Emerson. »Peabody, warum beharrst du so darauf, unsere privaten Angelegenheiten in aller Öffentlichkeit zu erörtern?«
    Die einzigen anderen Mitreisenden im Waggon waren eine Gruppe deutscher Studenten, die sich laut miteinander unterhielten; doch ich verstand den Wink.
    Als wir in Rikka eintrafen, hatte sich meine Begeisterung bereits ein wenig gelegt. Inzwischen war es stockfinster, und wir waren die einzigen Nichtägypter, die hier den Zug verließen. Ich stolperte über einen Stein, und Emerson, dessen Laune sich in umgekehrtem Verhältnis zum Schwinden meiner Hochstimmung gebessert hatte, packte mich am Arm. »Da ist er. Hallo, Abdullah!«
    »Ich hätte es wissen müssen«, murmelte ich, als ich die weiße Gestalt sah, die sich wie ein Geist am Ende des schmalen Bahnsteigs erhob.
    »Ganz recht«, meinte Emerson fröhlich. »Auf den guten alten Abdullah können wir uns eben jederzeit

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