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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Amerikanern und einer Schar von Verwandten, durchkämmten Abdullah und Daoud die Felder und nahegelegenen Häuser, wobei sie sich um die (berechtigten) Proteste der Bewohner nichts scherten. Doch es war bereits zuviel Zeit verstrichen. Emerson war entführt worden und befand sich inzwischen wahrscheinlich schon an einem entlegenen Ort. Die staubige Straße bewahrte ihr Geheimnis; zu viele Fahrzeuge waren über sie hinweggerollt.
    Es dämmerte bereits, als ich mich endlich überreden ließ, zum Schloß zurückzukehren. Der Kutscher war nur bewußtlos geschlagen worden; durch Brandy und Bakschisch wiederbelebt, wendete er Pferd und Kutsche. Daoud und der Kater begleiteten mich. Abdullah weigerte sich, den Tatort zu verlassen. Ich glaube, ich war so höflich, den Amerikanern zu danken. Man konnte ihnen keinen Vorwurf daraus machen, daß sie die Angelegenheit als ein aufregendes Abenteuer betrachteten.
    *
    Es fällt mir schwer, meine Empfindungen zu beschreiben, die mich in den folgenden Tagen beherrschten. Die Ereignisse sind mir zwar noch deutlich vor Augen wie ein detailgetreuer Kupferstich. Aber es war mir, als wäre ich in einem Eisblock eingeschlossen, der mich zwar nicht am Sehen, Fühlen und Hören hinderte, den jedoch nichts durchdringen konnte.
    Nachdem sich die Nachricht von Emersons Verschwinden herumgesprochen hatte, wurde ich mit Hilfsangeboten überschüttet. Eigentlich hätte mir das zu Herzen gehen müssen.
    Dem war aber nicht so; denn nichts konnte mich damals berühren. Ich wollte Taten sehen, kein Mitleid. Die örtlichen Behörden wurden förmlich genötigt, ihre Schlagkraft zu demonstrieren, eine für sie ungewohnte Vorgehensweise. Sie verhafteten und verhörten jeden Mann in Luxor, der Grund hatte, einen Groll gegen meinen Gatten zu hegen. Die Liste war ziemlich umfangreich. Einmal saß sogar die halbe Einwohnerschaft von Gurnah, gegen deren Grabplündereien Emerson zu Felde gezogen war, im örtlichen Gefängnis. Als mir Abdullah davon berichtete (unter den Gefangenen befanden sich mehrere entfernte Verwandte von ihm), sorgte ich dafür, daß man sie wieder freiließ. Abdullah verfügte über seine eigenen Mittel und Wege, um mit den Männern von Gurnah fertig zu werden, und ich wußte, daß Emerson gegen die Art von Verhören, zu der die örtliche Polizei griff, eingeschritten wäre. Eine ihrer Lieblingsmethoden bestand darin, dem Befragten mit einem zersplitterten Schilfrohr auf die Fußsohlen zu schlagen.
    Unsere Freunde scharten sich um mich. Howard Carter besuchte mich fast täglich. Trotz der Meinungsverschiedenheiten, durch die sich sein Verhältnis zu Emerson ausgezeichnet hatte, war Neville der erste, der anbot, sich mit seiner Mannschaft an der Suche zu beteiligen. Aus Kairo trafen Telegramme ein; und gleichfalls aus Kairo kam – höchstpersönlich – Cyrus Vandergelt. Er hatte auf sein geliebtes Hausboot verzichtet, ja er hatte nicht einmal den regulären Zug abgewartet. Statt dessen hatte er einen Sonderzug bestellt und sich – sobald dieser bereitstand – ohne Gepäck auf den Weg gemacht. Seine ersten Worte an mich waren voll des Trostes und der Zuversicht.
    »Machen Sie sich keine Sorgen, Mrs. Amelia. Wir finden ihn, und wenn wir diese armselige Stadt Stein für Stein auseinandernehmen. Was hier gebraucht wird, ist der gute, alte amerikanische Menschenverstand; und Cyrus Vandergelt ist genau der richtige Mann für diese Angelegenheit!«
    Die Jahre hatten es mit meinem Freund gut gemeint. Wohl zogen sich ein paar neue Silbersträhnen durch Haar und Spitzbart, die aber immer noch das gleiche sonnengebleichte Blond aufwiesen. Sein Gang war so federnd und energisch, sein Händedruck so kräftig und sein Verstand so scharf wie eh und je. Und er ging an unser Problem mit einem kritischen Verstand und einer Weltgewandtheit heran, die meinen anderen Helfern fehlten. Als ich ihm auf seine Fragen hin von der Verhaftung der Diebe aus Gurnah berichtete, schüttelte er ungeduldig den Kopf.
    »Sicher weiß ich, daß diese Gauner aus Gurnah meinen alten Freund nicht leiden können, aber so etwas ist nicht ihr Stil. Sie werfen lieber mit Messern nach einem oder mit Steinen. Das hier riecht nach etwas Bedrohlicherem. Womit waren Sie und der Professor zuletzt beschäftigt, Amelia? Oder hat Ramses, dieser Schlingel, wieder etwas ausgefressen?«
    Ich war nahe daran, ihm zu erzählen, was ich vermutete, aber dann wagte ich es doch nicht. Ich verteidigte Ramses gegen jeden Verdacht – was nur recht und

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