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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Emerson wird sich wegen einer Horde Flegel keine Umstände machen«, sagte Emerson und winkte den Kellner herbei. Er sprach so laut mit ihm, daß der ganze Speisesaal ihn hören konnte. »Teilen Sie dem Geschäftsführer bitte mit, daß ich, wenn er diese Individuen dort drüben nicht sofort entfernt, ihm diese Arbeit abnehmen werde.« Die jungen Männer wurden prompt hinauskomplimentiert. »Sehen Sie«, sagte Emerson freundlich lächelnd zu Howard, »so geht man mit solchen Leuten um.« Dann mußten wir Carter Anubis’ Anwesenheit erklä ren, da dieser sich bemerkbar machte, indem er lautstark an seinen Hosenbeinen schnupperte. Wie ich mir vorstellen kann, muß dieses Geräusch und das Kitzeln bei einem Menschen, der nicht mit einer Katze unter dem Tisch rechnet, einen ziemlichen Schrecken hervorrufen. Nachdem wir den Grund erläutert hatten, lachte Howard und schüttelte den Kopf. »Eigentlich dachte ich ja, daß Sie und der Professor mich mit nichts mehr überraschen können, Mrs. Emerson. Das paßt zu Ihnen, sich um das Haustier des armen Vincey zu kümmern. Er betet dieses Geschöpf an, und es verträgt sich mit den meisten Menschen nicht.«
    »Da Sie ihn als den ›armen Vincey‹ bezeichnen, gehe ich davon aus, daß Sie ihn für das Opfer ungerechter Behandlung halten«, meinte ich.
    Howard blickte ein wenig verlegen drein. »Ich kenne den wahren Sachverhalt nicht, und ich bezweifle, daß sonstjemand wirklich Bescheid weiß. Er ist ein angenehmer Zeitgenosse – sympathisch. Ich wüßte nicht, was gegen ihn spräche, außer …, aber das sind nur Gerüchte, und keine, die ich in Ihrer Gegenwart ansprechen sollte, Mrs. Emerson.«
    »Aha«, sagte ich und bedeutete dem Kellner, das Glas des jungen Mannes nachzufüllen. »Cherchez la femme!
    Oder sind es mehrere?«
    »Letzteres ganz sicher«, antwortete Howard. Er fing Emersons Blick auf und fügte rasch hinzu: »Nichts als Gerüchte, wie ich schon sagte. Äh … erzählen Sie, wie kommen Sie im Tal zurecht? Neue Gräber gefunden?« Den Rest der Mahlzeit über beschränkten wir uns auf berufliche Plaudereien. Emerson amüsierte sich, neckte unseren jungen Freund mit geheimnisvollen Andeutungen und weigerte sich dann, diese näher auszuführen. Als Howard schon fast vor Neugier platzte, zog Emerson seine Uhr heraus und bat, uns zu entschuldigen. »Einer unserer Freunde veranstaltet uns zu Ehren eine Fantasia«, sagte er, wobei er die Wahrheit ein wenig überstrapazierte. »Wir dürfen nicht zu spät kommen.«
    An der Tür des Hotels trennten wir uns. Howard machte sich fröhlich pfeifend zu Fuß auf den Weg, während wir uns für eine Kutsche entschieden. Luxors Hauptstraße ist von modernen Hotels und antiken Ruinen gesäumt und verläuft den Fluß entlang. Dahinter liegt ein typisches Dorf mit ungeteerten Straßen und enggedrängten Hütten.
    Keine unheilvolle Vorahnung umwölkte meine Stimmung. Meine zierlichen Abendschuhe, das bodenlange Kleid und die Entfernung, die wir zurücklegen mußten, waren meine einzige Sorge. Das beweist allerdings nicht, daß Vorahnungen, wie einige behaupten, abergläubischer Unsinn sind, sondern lediglich, daß sie manchmal ausbleiben. Leider hatten sich meine einen ungünstigen Zeitpunkt für ihr Ausbleiben gewählt.
    Wir ließen die erleuchteten Hotels hinter uns und bogen in einen schmalen Pfad zwischen Feldern ein, wo mannshohes Zuckerrohr wuchs. Die Blätter flüsterten sanft in der Abendbrise. Hie und da blitzten die Lichter eines Hauses durch die Halme auf. Die Nachtluft war kühl und erfrischend; die typischen Gerüche einer ägyptischen Stadt – Esel, Holzkohlenfeuer und nicht vorhandene Kanalisation – ließen nach und wurden von einem angenehmeren Duft abgelöst. Es roch nach grünen, reifenden Feldfrüchten und feuchter Erde. Im offenen Wagen blies mir ein sanfter Hauch ins Gesicht. Dazu das rhythmische Hufgetrappel des Pferdes, das Knirschen der Ledersitze; das alles versetzte mich in eine zauberhaft romantische Stimmung. Ich lehnte mich an Emersons Schulter; er hatte den Arm um mich gelegt. Nicht einmal der eindringlich starre Blick des Katers auf dem Sitz gegen über konnte uns diesen Augenblick verderben.
    Bei Touristen war diese Strecke sehr beliebt, da es sich um eine der wenigen Landstraßen handelte, die breit genug für eine Kutsche waren. Wir begegneten einigen anderen Wagen und mußten ausweichen, um sie vorbeizulassen. Der Kutscher warf einen Blick zurück und fluchte auf Arabisch. Ich konnte nicht sehen,

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