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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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und wischte sich damit über die Stirn. »Verzeihen Sie mir. Ich habe mir zuviel herausgenommen.«
    »Weil Sie mich bei meinem Vornamen angesprochen haben? Lieber Cyrus, niemand hat mehr Recht dazu als Sie. Sie waren wie ein Fels in der Brandung.«
    »Nein, so begreifen Sie doch«, erwiderte Cyrus. »Sie verstehen es ebensogut wie ich, zwischen den Zeilen zu lesen. Ich weiß zwar nicht, worauf es dieser schmierige Feigling abgesehen hat, aber es ist so sicher wie das Amen in der Kirche, daß er den armen Emerson nicht für irgendeine schriftliche Erklärung freilassen wird. Wie soll er denn wissen, daß Sie die Wahrheit schreiben? Das ist also nur ein Trick, um Sie auch noch zu entführen. Emerson ist eine harte Nuß und so stur wie ein Maulesel. Sie würden kein Wort aus ihm herauskriegen, und wenn Sie ihm Feuer unter den Fußsohlen legten oder ihm … Oh, verflixt, das tut mir leid. Sie werden bestimmt nichts Derartiges anstellen, weil sie wissen, daß es zwecklos ist. Aber sobald diese Mistkerle Sie in ihrer Gewalt haben, wird er alles ausplaudern.«
    »Genauso wie ich, wenn ich zusehen müßte, wie sie ihn …« Ich konnte den Satz nicht zu Ende führen.
    »Sie haben’s erfaßt. Dieser Dreckskerl braucht Sie beide. Es war ein schlauer Trick von Emerson, daß er so tut, als habe er das Gedächtnis verloren, doch das würde er keine fünf Sekunden lang mehr durchhalten, wenn auch Sie gefangen wären. Sie dürfen das Risiko nicht eingehen, Amelia. Es ist zum besten für Emerson und auch für Sie selbst. Man wird ihm solange nichts tun, solange Sie nicht ebenfalls in der Gewalt der Entführer sind.«
    »Das sehe ich ein, mein lieber Cyrus. Aber ich darf diese Gelegenheit nicht ungenutzt lassen. Sie ist unsere erste, unsere einzige Fährte. Sie haben ja bemerkt, daß dieser schmierige Feigling – das scheint die richtige Bezeichnung für ihn zu sein – nichts darüber schreibt, wie ich ihn erkennen kann. Das bedeutet, es muß jemand sein, der mir bereits bekannt ist.«
    Cyrus schlug sich aufs Knie. »Wie ich schon immer sage – Sie sind die schlauste Frau, die mir je untergekommen ist. Doch wir müssen die Angelegenheit gründlich durchdenken, Amelia. Wenn ich die Sache einfädeln müßte, würde ich mich nicht ins Winter Palace setzen. Ich würde einen Unbeteiligten bitten, Ihnen eine Nachricht zu übergeben, die Ihnen einen neuen Treffpunkt nennt – einen nicht so sicheren Ort. Das würden Sie doch bestimmt auch tun, oder?«
    Das konnte ich nicht abstreiten. »Aber«, wandte ich ein, »wenn mich jemand begleiten würde – nicht Sie, Cyrus, Sie sind zu leicht zu erkennen –, vielleicht Abdullah und seine Freund …«
    »Abdullah erkennt man genauso leicht wie mich. Und glauben Sie mir, meine Liebe, man würde Sie, mit welcher Methode auch immer, von einem Ort zum nächsten schicken, bis Ihre Freunde Ihnen nicht mehr helfen können.«
    Ich senkte den Kopf. Noch nie zuvor hatte ich ein so quälendes Gefühl der Hilflosigkeit verspürt. Wenn ich es riskierte, entführt zu werden, würde ich nicht nur mich selbst, sondern auch Emerson in Gefahr bringen. Unserem unbekannten Feind würde nichts anderes übrigbleiben, als uns zu ermorden, sobald wir ihm gesagt hatten, was er wissen wollte. Nur in Freiheit könnte ich ein Leben retten, das mir teurer war als mein eigenes. Und der verabscheuungswürdige Brief hatte mich wenigstens in dieser Hinsicht getröstet. Emerson war noch am Leben.
    Ich wurde von Cyrus’ Stimme aus meinen quälenden Gedanken gerissen: »Ich habe Sie nicht gebeten, sich mir anzuvertrauen, Amelia, und ich werde es auch nicht tun. Aber wenn Sie mir sagen könnten, worauf es dieser Teufel abgesehen hat, würde mir vielleicht etwas einfallen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Es wäre zwecklos und würde Sie ebenfalls in Gefahr bringen. Es gibt nur zwei weitere Menschen …«
    Dieser Gedanke drang durch die eisige Stille, die mich umgab, wie ein Blitz. Wenn ich andere – wenn auch weniger schwerwiegende – Verpflichtungen vernachlässigt hatte, gab es dafür nur eine Entschuldigung: Die Sorge um Emerson hatte mich voll und ganz in Anspruch genommen. Doch nun stürzten sie wieder auf mich ein. Mit einem Schrei, der von den Dachbalken widerhallte, sprang ich auf.
    »Ramses! Und Nefret! Um Gottes willen, was habe ich getan – oder, um genau zu sein, was habe ich zu tun vergessen? Ein Telegramm! Cyrus, ich muß sofort telegraphieren!«
    Ich wollte schon zur Tür eilen, als Cyrus sich mir in den Weg

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