Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
was hinter uns war, doch ich hatte die Geräusche schon gehört: das Trommeln galoppierender Hufe und Stimmengewirr. Jemand wollte uns überholen und kam offenbar immer näher, denn der Lärm nahm zu.
    »Du meine Güte!« rief ich, als ich versuchte, über die hohe Lehne des Sitzes zu sehen.
    »Nur ein paar dumme, junge Touristen«, meinte Emerson.
    »Auf dieser Straße veranstalten sie immer Rennen.« Er beugte sich vor und klopfte dem Kutscher auf die Schulter. »Laß sie vorbei«, sagte er auf Arabisch. »Dort vorne hinter der Mauer ist eine Ausweichstelle.«
    Der Kutscher kam dieser Aufforderung nach und fuhr in letzter Sekunde an den Straßenrand. Die andere Kutsche donnerte vorbei. Gröhlen, Schreien und Fetzen eines derben Liedes drangen an unser Ohr; jemand schwenkte eine Flasche. Dann verschwanden die Lichter der Kutsche hinter einer Wegbiegung.
    »Wenn die so weiterfahren, enden sie noch im Straßengraben«, sagte Emerson und machte es sich wieder bequem.
    Als wir unseren Weg fortsetzten, kamen wir in eine dichter besiedelte Gegend. Es war eine seltsame Mischung bescheidener Hütten und von Mauern umgebener Häuser; dazwischen lagen Felder.
    »Jetzt ist es nicht mehr weit«, meinte Emerson. »Bei Gott, ich hatte recht. Da ist die Kutsche, die uns überholt hat. Im Straßengraben.«
    »Sollten wir nicht anhalten und ihnen helfen?« fragte ich.
    »Warum zum Teufel? Sollen sie doch zu Fuß zurückmarschieren. Das wird sie ausnüchtern.«
    Er hatte sich, ebenso wie ich, davon überzeugt, daß das Pferd nicht verletzt war. Es stand geduldig da, während die Männer versuchten, die Kutsche aufzurichten. Sie lachten und fluchten. Offenbar war niemandem etwas zugestoßen.
    Wir hatten sie bereits hinter uns gelassen, als sich der Kater plötzlich im Sitz aufrichtete und eindringlich den Straßenrand musterte. Ein großes Gebäude glitt an uns vorbei, das aussah wie eine verlassene Fabrik oder ein ehemaliges Lagerhaus. Noch ehe ich feststellen konnte, was die Aufmerksamkeit des Katers erregt hatte, setzte er zum Sprung an und hüpfte aus der Kutsche.
    »Zur Hölle mit diesem verdammten Mistvieh!« brüllte Emerson. » Ukaf , Kutscher – halte sofort an.«
    »Oh, mein Gott, wir werden ihn in der Dunkelheit nie wiederfinden«, jammerte ich. »Wo bist du, Anubis?
    Komm, Kätzchen.«
    Vom Boden aus starrte uns ein unheimlich schillerndes Augenpaar an. »Da ist er ja«, sagte Emerson. »Hinter ihm befindet sich eine Tür; wahrscheinlich jagt er Mäuse.
    Bleib’ sitzen, Peabody. Ich gehe ihn holen.«
    Noch ehe ich ihn aufhalten konnte, sprang er aus der Kutsche. Dann – zu spät – traf mich die Erkenntnis wie ein Donnerschlag: Gefahr! Denn als Emerson sich bückte, um den Kater aufzuheben, öffnete sich die Tür. Ich sah Emerson vornüber stürzen, hört das entsetzliche dumpfe Geräusch des Knüppels, der seinen gebeugten Kopf getroffen hatte. Von wilder Sorge um ihn ergriffen, konnte ich ihm nicht einmal zur Hilfe eilen, denn ich war vollauf damit beschäftigt, die beiden Männer abzuwehren, die auf die Kutsche zugestürmt kamen. Der Kutscher lag bäuchlings auf der Straße. Ein dritter Mann hielt den Kopf des verängstigten Pferdes fest. Mein Ausgehschirm – verdammte Eitelkeit! – zerbrach, als ich ihn auf den Turban eines meiner Angreifer niedersausen ließ. Der Schlag richtete nichts aus, sondern machte ihn nur wütend. Kräftige Hände ergriffen mich und zerrten mich aus der Kut sche.
    Ich schrie – etwas, was ich selten tue, doch die Situation verlangte danach. Ich rechnete nicht mit einer Antwort. Doch dann hörte ich durch den gräßlich schmutzigen Sack, den man mir über den Kopf gestülpt hatte, eine Stimme. Nein, mehrere Stimmen! Die Rettung nahte! Ich fing wieder an, mich zu sträuben. Der Mann, der mich festhielt, mußte eine meiner Hände loslassen, um den Sack am Wegrutschen zu hindern, und ich fuhr ihm blindlings, aber sehr wirkungsvoll mit den Fingernägeln durchs Gesicht. Er stieß einen Schrei aus und bedachte mich mit einem sehr derben arabischen Schimpfwort. »Schnür’ der Hexe die Luft ab und bring’ sie zum Schweigen«, rief eine andere Stimme. »Beeil’ dich, sie sind
    …«
    Mit einem schmerzerfüllten Stöhnen hielt er inne. Der Mann, der mich festhielt, ließ so plötzlich los, daß ich zu Boden stürzte. Da der Sack um meinen Kopf gewickelt war, konnte ich mich nicht davon befreien, und als mich wieder Hände ergriffen, schlug ich zu, so fest ich konnte. »Autsch!« lautete die

Weitere Kostenlose Bücher