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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Karte zu vernichten, doch Emerson wollte nicht auf mich hören. Man kann nie wissen, hatte er gesagt. Vielleicht würde einmal der Zeitpunkt kommen …
    War dieser Zeitpunkt jetzt gekommen? Zum zweiten- und glücklicherweise letztenmal wäre meine Unbestechlichkeit fast einem überwältigendem Ansturm der Liebe erlegen. Ich mußte in den Kopfkissenbezug beißen, bis meine Vernunft wieder einmal obsiegte.
    Ich durfte nicht auf die Ehre eines Mannes vertrauen, der offensichtlich keine im Leibe hatte. Und er traute mir sicher ebensowenig. Er konnte es sich nicht leisten, seine Geisel freizulassen, bevor er nicht sicher war, daß meine Auskünfte auf Tatsachen beruhten – und konnte er das anders überprüfen, als wenn er selbst die Reise unternahm? Ich hätte den Weg nicht wiedergefunden und erinnerte mich auch nicht an die Kompaßangaben, doch Emerson wäre gewiß dazu in der Lage gewesen. Er hatte mit Hilfe des Kompasses die Marschrichtung bestimmt. Der Schurke würde also keine Karte benötigen, wenn er Emerson zum Reden brachte.
    Nein, die Verabredung war eine Falle. Uns blieb nur noch die Hoffnung, Emerson zu finden und ihn zu befreien, ehe …
    Wo mochte er wohl sein? Noch immer irgendwo in der Nähe von Luxor, dessen war ich mir sicher. Die Suche war gründlich gewesen und dauerte weiterhin an, doch schließlich konnte man nicht jedes Haus bis aufs letzte Zimmer überprüfen, insbesondere nicht die Häuser der Ausländer. Ägypten genoß die Segnungen des britischen Rechts, demzufolge das Heim eines Menschen unantastbar ist. Ein edles Ideal, dem ich voll und ganz zustimme – im Prinzip. Edle Ideale kommen oftmals ungelegen. Ich erinnerte mich noch gut daran, wie Wallis Budge illegale Antiquitäten davonschmuggelte, während vor seinem Haus die Polizei untätig warten mußte, bis der Durchsuchungsbefehl aus Kairo eintraf.
    Wir brauchten einen Durchsuchungsbefehl, und für diesen müßten wir einen triftigen Grund haben. Und genau nach einem solchen suchten meine treuen Freunde – indem sie mit ihren Gewährsleuten in den Dörfern sprachen, Gerüchten über Fremde in der Stadt nachgingen und den Klatsch über ungewöhnliche Vorfälle überprüften –, und ich setzte meine Hoffnung auf ihre Bemühungen.
    Ich hatte besonders auf Abdullah und seinen Einfluß auf die Männer aus Gurnah gezählt, die angeblich jedes Geheimnis in Luxor kannten. Doch während ich schlaflos in der Dunkelheit lag, mußte ich zugeben, daß ich maßlos von ihm enttäuscht war. In den vergangenen Tagen hatte er sich kaum blicken lassen. Einen der Gründe, warum er unser Haus mied, kannte ich; er sah aus wie ein weißbärtiger John Knox mit Turban, als er mich und Cyrus beisammen sah. Nicht, daß mich Abdullah durch die Unterstellung beleidigt hätte, ich würde auch nur das leiseste Interesse an einem anderen Mann haben. Er selbst war eifersüchtig auf Cyrus und grollte jedem, der mir und Emerson in irgendeiner Form helfen wollte. Und da seine eigenen Bemühungen zu nichts geführt hatten, verabscheute er Cyrus um so mehr. Der arme Abdullah. Er war alt, und die Entführung war ein schwerer Schlag für ihn gewesen. Ich bezweifelte, daß er sich davon jemals wieder erholen würde.
    Gott möge mir meine Zweifel vergeben. Denn es war doch Abdullah, der mir schließlich am meisten half.
    Als Cyrus und ich am nächsten Tag beim Mittagessen saßen, und beratschlagten, was wir nun wegen der Verabredung unternehmen sollten, kam einer der Diener herein und meldete, Abdullah wolle mich sprechen.
    »Führ’ ihn herein«, erwiderte ich.
    Der Diener machte ein entsetztes Gesicht. Diener sind, wie ich festgestellt habe, noch größere Snobs als ihre Herrschaften. Ich wiederholte die Aufforderung; achselzuckend ging der Mann hinaus und kehrte mit der Nachricht wieder, Abdullah wolle nicht hereinkommen, sondern mich unter vier Augen sprechen.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, was er mir mitteilen möchte, das er nicht auch in Ihrer Gegenwart sagen könnte«, meinte ich und stand auf.
    Cyrus lächelte. »Er will Ihr alleiniger Helfer und Beschützer sein, meine Liebe. Eine solche Anhänglichkeit ist rührend, kann einem aber auch den letzten Nerv rauben. Gehen Sie ruhig.«
    Abdullah wartete in der Halle und tauschte mit dem Türhüter säuerliche Blicke – und ich glaube, sie warfen sich mit gedämpfter Stimme auch Beleidigungen an den Kopf. Er wollte nur mit der Sprache herausrücken, wenn ich mit ihm hinaus auf die Veranda ginge.
    Als er sich zu mir

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