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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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umdrehte, stockte mir der Atem. Seine finstere Miene war verschwunden. Jetzt strahlte er vor Stolz und Freude, wodurch er um Jahre jünger wirkte.
    »Ich habe ihn gefunden, Sitt«, sagte er.
    *
    »Du darfst dem Amerikâni nichts erzählen!« Abdullah hielt mich am Ärmel fest, als ich ins Haus zurücklaufen und die Nachricht weitergeben wollte. Er zog mich noch weiter von der Tür weg und fuhr im Flüsterton fort: »Er würde dich nicht gehen lassen. Es ist gefährlich, Sitt Hakim. Ich habe dir noch nicht alles gesagt.«
    »Dann, um Himmels willen, sag es mir! Hast du ihn gesehen? Wo ist er?«
    Abdullahs Bericht zwang mich, zu warten und meine rasende Ungeduld zu bändigen. Er brauchte mich nicht zu beschwören, wir mußten mit äußerster Verschwiegenheit vorgehen – insbesondere, da er seinen Meister noch gar nicht zu Gesicht bekommen hatte.
    »Welchen anderen Gefangenen würde man hier in der Nähe von Luxor so streng bewachen? Das Haus liegt außerhalb der Stadt, nicht weit vom Dorf El Bayadiya entfernt. Ein Ausländer hat es gemietet, er ist ein Alemâni oder Feransâwi, ein hochgewachsener Mann mit schwarzem Bart, ein Invalide, heißt es, denn er sieht blaß aus und benutzt einen Spazierstock, wenn er ausgeht, was nicht oft vorkommt. Sein Name ist Schlange. Kennst du ihn, Sitt?«
    »Nein. Aber das ist bestimmt ein falscher Name, und vermutlich hat er sein Äußeres verändert. Mach dir deswegen jetzt keine Gedanken, Abdullah. Du hast bestimmt einen Plan. Heraus damit.«
    Sein Plan entsprach dem, was ich selbst vorgeschlagen hätte. Wir konnten nicht Zutritt zu dem Haus fordern, solange wir nicht sicher wußten, daß sich Emerson darin befand, und das wußten wir nicht sicher, solange wir nicht darin gewesen waren. »Also werden wir hineingehen«, sagte Abdullah. »Du und ich, Sitt. Nicht der Amerikâni.«
    Er zählte mir sämtliche Gründe auf, warum Cyrus nicht mit von der Partie sein sollte. Offensichtlich wollte er den Ruhm nicht teilen, doch seine Argumente waren stichhaltig. Am meisten überzeugte mich, daß Cyrus versuchen würde, mich von dem Vorhaben abzuhalten – und das kam nicht in Frage. Ich wäre verrückt geworden, hätte ich auf Nachricht wartend herumsitzen müssen wie eine dieser hilflosen Romanheldinnen, und außerdem konnte ich bei keinem anderen Menschen – als mir selbst – darauf vertrauen, daß er so skrupellos und entschlossen vorgehen würde, wie es die Lage wohl erforderte. Ich vereinbarte mit Abdullah, mich in einer Stunde im Garten hinter dem Haus mit ihm zu treffen, und versicherte ihm, ich würde mir etwas ausdenken, um Cyrus zu täuschen. Klinge ich ruhig und gefaßt? Damals war ich es. Ich wußte, daß ich es sein mußte. Nachdem ich zum Tisch zurückgekehrt war, wo Cyrus mich erwartete, lieferte ich eine meiner überzeugendsten Vorstellungen – ich setzte ein tapferes, trauriges Lächeln auf und gab mich betont fröhlich.
    »Er jagt immer noch leeren Gerüchten nach«, sagte ich und griff nach meiner Serviette. »Es tut mir leid, daß es so lange gedauert hat, Cyrus, aber ich mußte ihn trösten und ihm das Gefühl geben, daß seine Bemühungen nicht vergebens wären. Der arme Abdullah! Er nimmt sich die Sache sehr zu Herzen.«
    Wir kehrten wieder zur Erörterung unserer Pläne (die er allein in die Tat umzusetzen haben würde, aber das wußte er ja nicht) für den kommenden Nachmittag zurück. Ich steigerte mich in eine zunehmende Erregung hinein, als er weiterhin darauf bestand, daß ich die Verabredung nicht einhalten dürfe. »Jemand muß doch hingehen!« schrie ich schließlich. »Ich könnte nicht mit dem Wissen leben, daß wir nicht jeder einzigen, auch der leisesten Hoffnung nachgegangen sind.«
    »Ja doch, sicher, meine Liebe. Ich habe alles genau durchdacht. Ich werde selbst die Sache in die Hand nehmen, wenn Sie mir versprechen, daß Sie das Haus solange nicht verlassen, bis ich wieder zurück bin.«
    »In Ordnung. Ich willige aber nur deshalb ein, weil mir keine andere Wahl bleibt – und weil ich weiß, daß es so für Emerson am sichersten ist. Ich werde jetzt auf mein Zimmer gehen, Cyrus, die Tür hinter mir abschließen und drinnen bleiben, bis Sie zurückkommen. Ich glaube, ich nehme am besten ein Schlafmittel ein, sonst wird mir die Zeit zu lang. Viel Glück und Erfolg, mein Freund.«
    Cyrus tätschelte mir unbeholfen die Schulter. Mit einem Taschentuch vor den Augen huschte ich aus dem Zimmer.
    Dort angekommen, fand ich Anubis ausgestreckt auf dem Bett

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