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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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habe seinem Vorarbeiter aufgetragen, sein Hausboot nach Luxor zu bringen, so daß wir damit nach Amarna fahren konnten.
    Ich kannte die Tal der Könige , wie das Schiff hieß, bereits von früher; so können Sie sich, werte Leser, vielleicht meine Überraschung vorstellen, als mein Blick auf das neue und beeindruckende Segelschiff fiel, das uns am Tag der Abreise am Pier von Luxor erwartete. Es war doppelt so lang wie das alte Boot, glänzte frisch gestrichen und trug am Bug in kunstvoll vergoldeten Lettern den Namen Nofretete.
    »Ich dachte mir, es sei an der Zeit, die alte Tal der Könige auszumustern«, meinte Cyrus lässig, nachdem ich meiner Bewunderung Ausdruck verliehen hatte. »Hoffe, die Ausstattung gefällt Ihnen, meine Liebe. Ich habe eigens eine Damensuite einrichten lassen, in der Hoffnung, daß Sie mir eines Tages die Ehre erweisen, mit mir zu segeln.«
    Ich verbarg ein Lächeln, denn ich bezweifelte, daß ich die einzige Dame war, die Cyrus einzuladen gehofft hatte. Er war, wie er einmal gesagt hatte, »ein Freund des schönen Geschlechts, selbstverständlich nur im ehrbaren Sinne des Wortes«. Sicherlich wäre jede Frau über die Ausstattung entzückt gewesen, für die dieser rauhbeinige, aber galante Amerikaner gesorgt hatte: Von den spitzenbesetzten Gardinen an den breiten Fenstern bis zu dem exquisit eingerichteten Ankleideraum neben dem Badezimmer war alles von bester Qualität und erlesenstem Geschmack.
    Die anderen Gästekabinen – denn auf dem Schiff befanden sich acht – waren ebenfalls grandios. Nachdem Emerson sämtliche Räumlichkeiten wortlos und abschätzig begutachtet hatte, entschied er sich für die kleinste Kabine.
    Er hatte ein gehöriges Theater veranstaltet, bevor er sich bereit erklärt hatte, mit diesem Gefährt zu reisen. Doch schließlich hatten die Argumente von Dr. Wallingford, der darauf beharrte, daß ein paar weitere Tage Erholung angeraten seien, Erfolg gehabt; ebenso wie die von Cyrus, der sich Emerson als Finanzier der Grabungsarbeiten angeboten hatte.
    In Angelegenheiten wie diesen gereichte uns der Gedächtnisverlust meines Gatten zum Vorteil. Er wußte, daß seine Erinnerung Lücken aufwies; auch wenn der Umstand, daß Abdullahs graumelierter Bart über Nacht weiß geworden war (wie Emerson glaubte), ihn nicht stutzig gemacht hatte, konnte er sich den vielen anderen Hinweisen nicht verschließen. Emerson meisterte dieses Problem so, wie ich es von ihm erwartet hatte, nämlich, indem er es kühl ignorierte. Trotzdem war er aus besagtem Grund gezwungen, gewisse Aussagen als wahr hinzunehmen, weil er das Gegenteil nicht beweisen konnte. Es war nicht ungewöhnlich, das wohlhabende Leute archäologische Expeditionen finanzierten. Zwar mißbilligte Emerson diese Praxis – und tat das auch in deutlichen Worten kund –, aber da er keinen Überblick über die eigene finanzielle Lage hatte, mußte er in diesem Fall einwilligen.
    Hegte ich vielleicht die Hoffnung, daß diese ruhige Fahrt im Mondlicht, das über das Wasser tänzelte, zärtliche Erinnerungen an unsere erste gemeinsame Reise wiedererwecken würde? Jene Reise, die in einer romantischen Szene gegipfelt hatte, denn bei dieser Gelegenheit hatte Emerson mich gefragt, ob ich die Seine werden wolle. Nein, solchen Illusionen gab ich mich nicht hin. Und ich tat auch gut daran: Mir wäre eine bittere Enttäuschung bevorgestanden. Vergebens paradierte ich in scharlachroten Rüschen und tiefausgeschnittenen Kleidern (ein Versuch konnte schließlich nicht schaden) vor ihm. Emerson floh, als werde er von Höllenhunden gehetzt. Er geruhte nur, meine Anwesenheit zur Kenntnis zu nehmen, wenn ich Hosen trug und über Archäologie sprach.
    Am Tag, nachdem wir Luxor verlassen hatten, erschien ich in meinem neuen Arbeitskostüm zum Mittagessen (mit dem scharlachroten Kleid hatte ich am Abend zuvor besagtes Ergebnis erzielt). Ich kam zu spät zu Tisch, denn ich hatte, wie ich zugebe, erst meine gesamte Garderobe gesichtet, bevor ich mich entschied. Cyrus erhob sich, als ich eintrat. Emerson ließ sich Zeit, ehe er seinem Beispiel folgte; zuerst einmal musterte er mich ausgiebig, von den Stiefeln bis zu den säuberlich hochgesteckten Haaren.
    »Das ist genau die Art von Inkonsequenz, die mir zuwider ist«, sagte er zu Cyrus. »Wenn sie sich wie ein Mann kleidet und darauf besteht, die Arbeit eines Mannes zu verrichten, warum zum Teufel erwartet sie dann, daß ich aufspringe, wenn sie den Raum betritt? Und«, fügte er hinzu, um dem

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