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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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gelassen. »Soll ich übersetzen? Das ist der ›Verwunschene Prinz‹, ein Märchen, das Sie sicherlich kennen.«
    Emerson, der in seiner Pfeife herumstocherte, blickte hoch: »Sie sind des Hieratischen mächtig?«
    »Nicht besonders gut«, gestand ich. »Das ist Wal … äh … Masperos hieroglyphische Übertragung.« Und ohne weitere Vorrede begann ich: »Es war einmal ein König, dem kein Sohn geboren wurde. Also betete er zu den Göttern, sie mögen ihm einen Sohn schenken, und sie beschlossen, ihm den Wunsch zu gewähren. Dann kamen die Hathoren, um sein Schicksal zu beschließen. Sie sagten: ›Er soll sterben durch das Krokodil oder durch die Schlange oder durch …‹«
    Eine unsichtbare Hand schnürte mir die Kehle zu. Aberglaube zählt nicht zu meinen Schwächen, doch die Erkenntnis, daß es sich um eine Parallele in meinem eigenen Leben handelte, überkam mich mit solcher Wucht, daß mir plötzlich so war, als werde meinem Kind ein unglückliches Schicksal prophezeit.
    Zu Beginn unserer Bekanntschaft in Amarna hatten Emerson und ich mit einem Gegner zu kämpfen gehabt, den ich als wahrhaftes Krokodil beschrieben habe, das auf einer Sandbank liegend darauf lauerte, den Liebenden zu zerfleischen, der nach seiner Geliebten sucht. Nun bedrohte uns ein anderer Feind – ein Mann, der sich den Namen Schlange gegeben hatte.
    Unsinn, sagte der vernunftsbegabte Teil meines erprobten Gehirns. Phantasiereich darfst du ruhig sein, doch das ist heidnischer Aberglaube der übelsten Sorte. Denk nicht mehr daran! Benutze deinen gesunden Menschenverstand, um diese irrationale Furcht zu besiegen, die deinen Sinn für Logik schwächt!
    Emerson, der nicht bemerkte, welch schmerzlicher Kampf vor seinen Augen stattfand, meinte sarkastisch: »Bis zu dieser Stelle haben Sie sich also vorbereitet?«
    »Ich kann fortfahren, wenn Sie es wünschen.«
    »Nicht nötig. Ich hätte nicht um eine private Unterredung gebeten, wenn ich Ihre Qualifikationen überprüfen wollte. Falls ich Vandergelt glauben darf, habe ich sie bereits für gut befunden.«
    »Das stimmt.«
    »Und Sie haben an der fraglichen Expedition teilgenommen, auf die mein liebenswerter Gastgeber so neugierig war?«
    »Das habe ich.«
    »Sie hat also stattgefunden?«
    »Das hat sie.«
    »Wenigstens redet sie nicht unaufhörlich wie die meisten Frauen«, murmelte Emerson zu sich selbst. »Also gut, Miss … äh … Peabody. Wohin zum Teufel hat sie uns geführt, und weshalb? Vandergelt behauptet, nichts darüber zu wissen.«
    Ich sagte es ihm.
    Emersons Augenbrauen vollführten eine Reihe erschreckender Bewegungen. »Willie Forth? Mir ist, als hätte ich erst gestern mit ihm gesprochen … Er ist tot, sagen Sie?«
    »Seine Frau ebenfalls. Die Einzelheiten sind nicht von Belang«, fuhr ich fort, denn ich war nicht versessen darauf, mir einige dieser Einzelheiten ins Gedächtnis zu rufen.
    »Wichtig ist allerdings etwas anderes: Jemand hat davon erfahren, daß Mr. Forths verlorene Zivilisation keine Einbildung ist und nur wir ihn dorthin führen können. Wir haben geschworen, niemals den Ort preiszugeben …«
    »Ja, ja, das haben Sie mir bereits erklärt. Vergeben Sie mir«, meinte Emerson mit bösartiger Höflichkeit, »wenn ich mir erlaube, hinsichtlich dieser Angelegenheit ein gewisses Maß an Skepsis zum Ausdruck zu bringen. Ich sagte zu Willie Forth, er sei verrückt, und soweit ich sehe, gibt es nichts, was dieses Urteil widerlegt. Sie und Ihr lieber Freund Vandergelt haben vielleicht aus Gründen, die nur Sie kennen, die ganze Geschichte erfunden.«
    »Aber Sie besitzen doch selbst den Beweis dafür, daß sich jemand für Ihre Angelegenheiten interessiert«, sagte ich empört. »Die Beule an Ihrem Kopf und dieser schreckliche Bart …«
    »Was hat mein Bart damit zu tun?« Emerson griff nach dem fraglichen Gesichtsschmuck. »Lassen Sie gefälligst meinen Bart aus dem Spiel. Ich gebe Ihnen recht, daß sich offensichtlich jemand auf unverschämte Weise in meine persönlichen Angelegenheiten einmischt, doch dieser Jemand hat sich nicht so präzise ausgedrückt wie Sie …«
    »Wie hätte er denn auch? Er weiß nichts über den betreffenden Ort, außer daß dort unglaubliche Reichtümer zu finden sind …«
    »Fallen Sie den Leuten immer ins Wort?«
    »Nicht öfter als Sie. Wenn die Leute reden und reden …«
    »Ich unterbreche nie jemanden!« rief Emerson. »Mit Ihrer gütigen Erlaubnis möchte ich den Punkt zu Ende führen, den ich eben erläutern wollte.«
    »Ich

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