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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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hatte, vorauszureiten. »Ja, und eine solche Gelegenheit bekommen wir vielleicht so bald nicht mehr. Niemand außer uns zweien, nicht einmal Emerson und Walter – und vor allem nicht Ramses –, darf erfahren, was ich vorhabe.«
    Als wir die Amelia erreichten, hatte ich meinen Plan und die Gründe dafür erklärt. In Evelyns sanftem Gesicht hatte ich zwar die verschiedensten Gefühle lesen können, doch wie ich erwartet hatte, bestand ihr einziger Kommentar in der Zusage, alles zu tun, was ich von ihr verlangte.
    Deshalb eilten wir sofort zu Gertrudes Kabine. Die Tür war offen, denn sie hatte zwar wie alle anderen innen einen Riegel, konnte jedoch von außen nicht verschlossen werden. Unter gewöhnlichen Umständen war das auch überflüssig.
    Zum erstenmal seit Gertrudes Krankheit betrat ich ihre Kabine, die eindeutig ordentlicher war als damals. Bis auf ihre Waschutensilien und Kleider zum Wechseln hatte sie alles gepackt; am Fußende des Bettes standen zwei Koffer.
    »Wie ärgerlich!« rief ich aus. »Wahrscheinlich sind sie abgeschlossen; such in der Kommodenschublade nach den Schlüsseln, Evelyn. Ich glaube nicht, daß sie sie hiergelassen hat, aber ich möchte nicht gern die Schlösser aufbrechen.«
    Evelyn folgte, wenn auch sichtlich widerstrebend, meiner Aufforderung, die gegen ihre Grundsätze – und selbstverständlich auch gegen meine – verstieß. Allerdings gestatte ich meinen Grundsätzen nie, dem gesunden Menschenverstand in die Quere zu kommen.
    »Nichts«, verkündete sie, nachdem sie die Schublade mit den Fingerspitzen zugeschoben hatte.
    Da ich damit gerechnet hatte, zog ich zwei Haarnadeln aus meinem Dutt. Seit jenem denkwürdigen Tag, an dem Haarnadeln meine einzige Waffe gewesen waren, kaufte ich stets die längsten und dicksten, die zu haben waren. Man mußte achtgeben, wenn man sie in einen Chignon oder einen Zopfkranz steckte, doch ihre Zweckdienlichkeit wogen diesen kleinen Vorbehalt bei weitem auf.
    Evelyn blickte zwischen mir und der Tür hin und her. »Wie lange …«
    »Ich habe keine Ahnung«, erwiderte ich. »Verflixt! Das hier ist schwieriger, als ich gedacht habe. Ich hätte bei Ramses Unterricht nehmen sollen.«
    »Vielleicht sollte ich es einmal versuchen«, meinte Evelyn schüchtern.
    Ich kauerte mich auf die Fersen und sah sie überrascht an. Errötend fuhr sie fort: »Ramses macht es immer großen Spaß, mir seine neuesten Fähigkeiten vorzuführen. Nein, liebe Amelia, ich weiß auch nicht, wo er das gelernt hat, und ich hielt es für klüger, nicht danach zu fragen.«
    Ich reichte ihr die Haarnadeln und sah aufmerksam zu, wie sie geschickt die Schlösser knackte.
    Das Durchsuchen der Koffer überließ sie mir. Sorgfältig überprüfte ich ein Kleidungsstück nach dem anderen. Einen Koffer oder eine Schublade zu durchsuchen, ohne daß der Besitzer etwas davon merkt, ist eine anspruchsvolle und zeitraubende Tätigkeit.
    »Wonach suchst du eigentlich?« fragte Evelyn.
    »Keine Ahnung. Aber ich bin sicher, daß ich es erkenne, wenn ich es sehe.«
    Ich leerte und packte den einen Koffer, ohne auf etwas Außergewöhnliches zu stoßen, abgesehen von einem auffälligen, weiten Gewand aus dünner, scharlachroter Seide, das mit altägyptischen Symbolen bestickt war. Aus meinem Studium der menschlichen Psychologie wußte ich, daß Leute, die in der Öffentlichkeit schüchtern und verklemmt erscheinen, sich in ihren eigenen vier Wänden oft romantischen Phantasien hingeben. Das Gewand war kein Schuldbeweis, was auch für die Bücher über östliche Religionen galt. Ich hatte mir schon gedacht, daß sie eine Anhängerin der Esoterik war.
    »Beeil dich«, flehte Evelyn.
    »Ich beeile mich, so sehr ich kann, Evelyn. Schließ den ersten Koffer bitte wieder ab, während ich den zweiten durchsuche.«
    Der zweite Koffer enthielt eine Reihe interessanter Dinge, unter anderem die Quelle des merkwürdigen Geruchs – Räucherstäbchen und ein bronzener Halter. Doch am aufschlußreichsten war ein dünnes, in goldenen Samt gebundenes Büchlein.
    »Aha!« rief ich aus. »Das erklärt so manches, auch ihre Fragen zur ägyptischen Religion, die Emerson ihr so gerne beantwortet hat. Dieses Frauenzimmer ist Theosophin! Bei dem Buch handelt es sich um eine Ausgabe von Die entschleierte Isis von Madame Blavatsky, der Gründerin der Theosophischen Gesellschaft.«
    »Ist das ein Geheimbund?« fragte Evelyn hoffnungsvoll.
    »Ich fürchte, nein. Es ist eine vollkommen harmlose, wenn auch etwas wirre Mischung

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