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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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sollten. Als Evelyn ihrem humpelnden Gemahl aus dem Raum folgte, reichte ich ihr eine Flasche mit Salbe.
    »An Walters Gang erkennt man, daß er seit Monaten nicht im Sattel gesessen hat. Wenn du ihn nicht damit einreibst, ist er morgen steif wie eine Mumie. Verteil es gut, besonders auf dem … äh … den unteren Gliedmaßen.«
    Sie dankte mir und wünschte mir eine gute Nacht.
    Die Kabine war ziemlich klein und das Bett schmal. Doch ich setzte meine Hoffnung vor allem auf die Salbe.
9. Kapitel
LEBENDIG BEGRABEN!
    Als ich unsere Kabine verließ, ging die Sonne gerade am Horizont auf. Emerson kämpfte gegen seine übliche frühmorgendliche Benommenheit, indem er sich und auch den Fußboden mit kaltem Wasser bespritzte. Mit raschen Schritten marschierte ich auf dem Weg zum Oberdeck am Salon vorbei und entdeckte überrascht, daß Walter bereits wach war.
    Er stand auf, und ein Lächeln erhellte sein Gesicht. »Hoffentlich stört es dich nicht, daß ich mir deine Arbeit angesehen habe, Amelia. Eigentlich ist es unverschämt von mir, aber ich konnte einfach nicht widerstehen, als ich festgestellt habe, daß du Apophis und Sekenenre übersetzt.«
    »Es stört mich überhaupt nicht.« Viel mehr störte mich, daß er schon auf den Beinen war, was Schlechtes für die von mir geplante Versöhnung verhieß. Außerdem fehlte seiner liebenswürdigen Miene der kaum in Worte zu fassende, aber (für mein geübtes Auge) zufriedene Ausdruck, der (meiner Erfahrung nach) stets auf fragliche Betätigung folgt.
    »In den letzten Tagen mußte ich meine Übersetzung leider vernachlässigen«, fuhr ich fort, wobei ich meine Enttäuschung verbarg. »Ein seltsamer Text, findest du nicht?«
    »Hast du vor, dir selbst einen Schluß auszudenken, wie bei deinen anderen ägyptischen Märchen?«
    »Eigentlich schon, doch ich muß zugeben, daß mir noch kein passender eingefallen ist. Die Geschichte ist unvollendet, und ich begreife einfach nicht, was die Botschaft vom König der Hyksos bedeuten soll. Offenbar handelt es sich um eine tödliche Beleidigung – aber warum? Weil es wie der Befehl eines herrschsüchtigen Monarchen an einen seiner Untertanen klingt? Bestimmt steckt noch mehr dahinter. Und warum wissen Sekenenre und sein Hofstaat nicht, was sie darauf antworten sollen?«
    »Möglicherweise hat die Nachricht noch eine versteckte religiöse Bedeutung«, stimmte Walter zu. »Wie dir bekannt ist, meine liebe Schwägerin, ist die ägyptische Religion wunderbar uneindeutig. Ein Tier wie das Nilpferd kann für das Gute oder für das Böse stehen – es verkörpert die wohlwollende Göttin der Geburt und gleichzeitig die Todfeindin des Sonnengottes Re. Set, der Mörder von Osiris, nahm die Gestalt dieses Tieres an, als er in der berühmten Geschichte ›Die Jagd nach dem roten Nilpferd‹ gegen Osiris’ Sohn Horus kämpfte. Die Hyksos galten als Anhänger von Set – aber das«, meinte Walter kopfschüttelnd, »macht die Sache nur noch verwirrender. Warum sollte der König der Hyksos die Tötung eines Tieres fordern, das seinen Gott symbolisiert?«
    »Walter, ich glaube, du hast mich auf eine Idee gebracht!« rief ich aus. »Du versuchst, das Rätsel mittels moderner westlicher Logik zu lösen. Aber um der Sache auf den Grund zu kommen, muß man sich in den unlogisch arbeitenden Verstand der alten Ägypter hineinversetzen.«
    »Wer könnte das besser als du, liebe Schwägerin?«
    Ehe ich auf dieses nette Kompliment antworten konnte, kam Emerson in den Salon gestürmt. »Wir sind spät dran«, verkündete er vorwurfsvoll. »Wo sind die anderen?«
    »Wahrscheinlich auf dem Oberdeck«, antwortete ich und stand auf. »Wie du genau weißt, frühstücken wir immer dort.«
    Nefret und Ramses aßen schon, denn bei dieser ersten Mahlzeit des Tages verzichteten wir auf Etikette. Ich schenkte gerade den Tee ein, als Evelyn erschien. Glücklicherweise gelang es mir, die Teekanne aufzufangen, bevor allzuviel danebenging.
    »Du meine Güte!« rief Walter aus und starrte seine Frau entgeistert an. »Wann hast du dieses … äh … Kostüm gekauft, Liebling? Ich habe es noch nie an dir gesehen.«
    »Männer haben immer ein schlechtes Gedächtnis, wenn es um die Kleider ihrer Frauen geht«, entgegnete Evelyn und nahm auf dem Stuhl Platz, den Ramses ihr zurechtrückte.
    »Daß ich so etwas vergessen haben könnte, glaube ich nicht!«
    Ich teilte seine Ansicht. Es handelte sich um eine Nachfertigung meiner Arbeitskleidung aus früherer Zeit, ehe ich mich zu dem

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