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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Höhepunkt nennt. Eine bessere Wirkung hätte ich mir nicht wünschen können. Alle Anwesenden erstarrten vor Staunen.
    Selbst Evelyn wirkte überrascht, nicht wegen der Nachricht, sondern wegen meiner Art der Vermittlung und möglicherweise auch aufgrund von Emersons Reaktion. Er lief rot an, und seinen geöffneten Lippen entrang sich ein pfeifendes Keuchen.
    »Es stimmt!« rief Evelyn aus. »Wir haben ihn in Miss Marmadukes Kabine in einem Stiefel gefunden. Ach, du meine Güte. Trink bitte ein Glas Wasser, Radcliffe.« Emerson lehnte das ab. »Ihr … ihr beide … ihr habt ihre Kabine … oh, mein Gott!«
    »Es war notwendig, Emerson«, versicherte ich ihm.
    »Glaubst du, ich hätte ohne guten Grund einen derart schweren Verstoß gegen die guten Sitten auf mich genommen?«
    Seine Zornesröte verflog, und ein Zucken spielte um seine Lippen. »Ein Beweis, Peabody, ein greifbarer Beweis«, sagte er. »Gut gemacht.«
    »Dann stimmst du also zu?«
    »Meine Anerkennung«, murmelte Emerson. »Aber ich werde nie und nimmer zu irgend etwas meine Zustimmung geben, ehe ich nicht weiß, was es ist.«
    »Du machst wohl Witze, Professor«, mischte sich Nefret ein. »Du weißt genausogut wie ich, was der Ring bedeutet. Miss Marmaduke ist eine Spionin und gehört zu der Bande, die Mr. Shelmadine ermordet hat! Vielleicht war er wirklich übergeschnappt, aber er bedeutete eine Gefahr. Man hat ihn umgebracht, damit er euch nicht die Informationen geben konnte, die seine Rivalen euch vorenthalten wollten.«
    Ramses räusperte sich. »Es gibt eine weitere Erklärung, die …«
    »Ramses«, begann ich drohend.
    »… Mutter gewiß auch schon eingefallen ist und die sie nur noch nicht erwähnt hat, weil sie dich ein bißchen ärgern wollte, Vater. Sie wartet darauf, daß du sie selbst aussprichst.«
    »Sprich sie aus«, forderte Emerson ihn mit einem Blick auf mich auf.
    »Nun – ich bin sicher, du hast aus einer von Miss Marmadukes Bemerkungen letztens beim Abendessen geschlossen, daß sie eine Anhängerin von Madame Blavatsky und der Theosophen ist. Ihre Reaktionen auf die Themen, die ich daraufhin anschnitt, bestätigten diesen Verdacht. Das hebräische Buch mit dem Titel Die Kabbalah und die Glaubensgrundsätze gewisser Hindusekten bilden die philosophischen Grundlagen der Theosophie.«
    »Daß sie eine Anhängerin der Theosophen ist, haben wir bereits festgestellt, Ramses«, wandte ich ungeduldig ein.
    »Aha«, sagte Ramses, »aber eine weitere wichtige Grundlage dieser Religion ist – wie du sicher weißt – der Glaube an die Wiedergeburt. Das hiesige Dasein ist nur eines von vielen, und das Verhalten eines Menschen in dieser Welt hat Einfluß auf seine künftigen Leben. Gewiß war es mehr als ein Zufall, daß der Mann, der euch in Kairo aufsuchte, behauptete, die Reinkarnation eines alten ägyptischen Priesters zu sein. Wir können nicht mit Sicherheit sagen, ob es sich bei dem Ring, den Mutter gefunden hat, um denselben handelt, den Mr. Shelmadine ihr gezeigt hat. Vielleicht gibt es mehr als einen – ein Erkennungszeichen der Mitglieder einer geheimen theosophischen Sekte. Wenn dem so ist, haben sich Miss Marmaduke und Mr. Shelmadine vermutlich gekannt, müssen aber keine Komplizen bei einem Verbrechen gewesen sein. Bis jetzt«, schloß Ramses, »haben wir nicht genügend Beweise um diese Theorie zu untermauern, doch wie ihr sicher alle zustimmen werdet, ist sie durchaus vernünftig.«
    Emerson sah mich an, und wir blickten einander in die Augen. Dann öffneten sich unsere Münder, und wir sprachen im Chor: »Genau das wollte ich auch gerade sagen.«
    »Es lag mir auf der Zunge.«
    »Mir nicht«, gab Nefret zu. »Aber es klingt wahrscheinlich und wird durch Signor Riccettis Behauptung belegt, daß es Leute gibt, die uns helfen würden, wenn sie könnten. Falls die Theosophen tatsächlich so harmlos und edel sind, wie Ramses sagt …«
    »Edle Menschen sind noch viel gefährlicher als Verbrecher«, knurrte Emerson. »Sie finden immer einen scheinheiligen Vorwand, Gewalttaten zu begehen.«
    Er behielt das letzte Wort, denn die Diener fingen an, das Essen aufzutragen. Da einige von ihnen Englisch sprachen, erschien es ratsam, das Thema zu wechseln.
    Evelyn hatte meine Geschichte zwar bestätigt, aber sonst sehr wenig gesagt. Ich brannte darauf, ihre Theorien zu hören, denn ich bewunderte ihren Verstand. Doch für Walter und sie war es ein langer Tag gewesen, und ich befand, daß sie nach dem Kaffee besser zu Bett gehen

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