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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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immer dünner, je weiter man vorankommt.«
    »Wie weit hast du es geschafft?« erkundigte ich mich mit der Selbstbeherrschung, die ich mir in langen Jahren schmerzlicher Erfahrung zugelegt hatte.
    »Nur ein paar Meter. Vater kam die Treppe hinauf, und ich …«
    »Verdammt!« rief Emerson aus.
    Nach einer längeren Erörterung beschlossen wir, Ramses in den Tunnel zu schicken. Nefret erhob heftigen Einspruch: »Ich bin auch nicht dicker als Ramses! Nur weil ich ein Mädchen bin …«
    »Du weißt doch, daß ich eine Benachteiligung des weiblichen Geschlechts niemals dulden würde, Nefret«, fiel ich ihr ins Wort. »Ramses verfügt über mehr Erfahrung als du.«
    »Äh, hm, ja«, stimmte Emerson zu. Diesmal hatte Nefret mit ihrem Vorwurf ins Schwarze getroffen, obwohl er das nie zugegeben hätte. »Ramses ist sehr begabt darin, sich durch enge Gänge zu schlängeln. Bist du auch bestimmt wieder ganz gesund, mein Junge?«
    »Ja, Vater.«
    »Nein – das ist er nicht!« Sonst stellte Nefret Emersons Entscheidungen nie in Frage, denn sie hatte wirkungsvollere Methoden, ihn zu beeinflussen. Wie entrüstet sie war, erkannte ich daran, daß sie ihm zum erstenmal direkt widersprach. »Er wird auf dem Bauch kriechen müssen. Vielleicht reißt ihm ein scharfer Stein die Wunde wieder auf, und ich …«
    »Das reicht«, sagte Emerson.
    Nefret kannte diesen Ton, obwohl Emerson noch nie so mit ihr gesprochen hatte. Ihre Lippen zitterten, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Dieser Gesichtsausdruck ging sehr ans Herz; ich fragte mich, ob sie ihn vor dem Spiegel eingeübt hatte.
    Emerson blickte so schuldbewußt drein, als hätte er sie geschlagen, doch er ließ sich nicht erweichen. »Ich weiß deine Angst um deinen Bruder zu schätzen, Nefret, aber sie ist überflüssig.«
    Obwohl ihre Sorge (wenn sie wirklich der Grund ihres Einwands gewesen war) vermutlich unbegründet war, beschloß ich, mich noch einmal selbst davon zu überzeugen. Bevor ich nach dem Essen meine Arbeitskleidung anzog, ging ich in Ramses’ Kabine.
    Die Wunde war gut verheilt. Sicherheitshalber wickelte ich noch ein paar zusätzliche Verbände darum und klebte sie ordentlich fest.
    Wir versuchten gar nicht erst, uns ungesehen davonzuschleichen; die Männer, die Wache standen, würden uns ohnehin bemerken. Allerdings wollten wir das Ziel unseres Ausflugs geheimhalten, wenigstens für den Augenblick.
    Bei unserer Ankunft saßen die Männer noch am Lagerfeuer.
    Emersons Stentorstimme ließ sie aufspringen, und Abdullah eilte uns entgegen.
    »Bist du es, Vater der Flüche?«
    »Warum zum Teufel hast du nicht angegriffen, wenn du mich für einen anderen gehalten hast?« wollte Emerson wissen.
    »Jetzt übertreib es nicht, Emerson«, sagte ich, während Abdullah verlegen zu Boden blickte. »Die Männer haben gerade die erste Mahlzeit des Tages zu sich genommen und seit Sonnenaufgang zum erstenmal etwas getrunken. Wir hätten dir Bescheid geben sollen, daß wir kommen, Abdullah.«
    »Vermaledeite Religion«, knurrte Emerson.
    Mit Kerzen in der Hand gingen wir die Treppe hinauf. Von unten muß es ein hübscher Anblick gewesen sein – eine Reihe flackernder Lichter, die langsam in der Dunkelheit emporstiegen. Emerson hatte sich im letzten Moment erweichen lassen und Abdullah erlaubt, uns zu begleiten.
    Wahrscheinlich wollte er sich so für seine unhöfliche Bemerkung über die Religion entschuldigen, und der gute alte Abdullah erwies sich als sehr nützlich. Obwohl seine Körperkraft im Laufe der Jahre abgenommen hatte und auch seine Augen schlechter wurden, war er immer noch der beste Vorarbeiter Ägyptens. Rasch bauten Emerson und er aus den mitgebrachten Brettern eine Rampe, die über die Schutthalden zur Öffnung führte. Dann warf Abdullah einen Blick in das Loch, und nach einem leisen Gespräch mit Emerson wandte dieser sich zu Ramses um. »Er glaubt, es besteht keine Gefahr. Also los.«
    Ramses kletterte die Rampe hinauf und schob Kopf und Schultern in die Öffnung.
    »Verdammt, Ramses«, schimpfte, sein liebender Vater, »weißt du denn nicht, daß man sich nicht kopfüber in ein schwarzes Loch stürzen sollte? Zünde deine Kerze an, aber paß um Himmels willen auf, daß du nicht dich oder irgendwelche entflammbaren Gegenstände in Brand setzt, die du vielleicht unterwegs findest.«
    »Zu meinem Bedauern muß ich dir mitteilen, daß ich nicht an die Kerze gedacht habe, Vater. Die Aufregung hat mich meine sonstige Vorsicht vergessen lassen.«
    »Ha«, sagte

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