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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Landplage!«
    Selbstverständlich mußte er zuerst noch einmal beim Grab vorbeischauen. Wir anderen ritten auf direktem Weg zum Schloß, um vor dem Aufbruch ins Tal mit Cyrus zu frühstücken. Die Runde war die gleiche wie am Vorabend, da Cyrus großzügig alle eingeladen hatte. Während wir auf Emerson warteten, zeigte er uns das Anwesen. Die Besichtigung endete in der Bibliothek, wo Mr. Amherst einen gewaltigen Bildband aus dem Regal holte, damit Nefret ihn sich ansehen konnte. Ich nahm Cyrus beiseite.
    »Sind Sie sicher, daß Mr. Amherst der ist, für den er sich ausgibt, Cyrus?«
    »Meine liebe Mrs. Amelia! Sie müssen sich abgewöhnen, jeden Menschen, dem Sie begegnen, für einen verkleideten Bösewicht zu halten.«
    »Anscheinend interessiert er sich sehr für Nefret.«
    »Welcher junge Mann würde das nicht tun? Er will nur Eindruck bei ihr schinden, indem er Lepsius’ dickes Buch herumwuchtet wie ein anderer Bursche Gewichte. Ah, da ist ja Ihr Gatte. Gehen wir frühstücken.«
    Wie immer, wenn Cyrus zu Tisch bat, war das Essen ausgezeichnet. Erfreut über unser Lob, wiederholte er seine Einladung: »Es ist jede Menge Platz hier, Kinder. Was ist mit Ihnen, Mrs. Marmaduke? Und Sir Edward?«
    »Würden Sie mir freundlicherweise überlassen, selbst zu entscheiden, wo meine Mitarbeiter wohnen, Vandergelt?« knurrte Emerson.
    »Warum gutes Geld für ein Hotel ausgeben?« beharrte Cyrus. »Und sie müßten nicht jeden Tag zweimal über den Fluß fahren. Willy und ich fühlen uns in diesem riesigen Gemäuer ganz einsam und verlassen. Außerdem ist es für einen lebhaften jungen Burschen bestimmt recht langweilig mit mir, nicht wahr, Willy?«
    Amherst lächelte höflich. »In Ihrer Gesellschaft könnte ich mich nie langweilen, Mr. Vandergelt. Natürlich liegt die Entscheidung ganz bei Ihnen.«
    »Falsch«, wandte Emerson ein. »Sie liegt auch bei mir. Ach, zum Teufel, macht doch, was ihr wollt. Es hört sowieso nie jemand auf mich.«
    Eigentlich erwartete ich, daß Gertrude das Angebot sofort annehmen würde. Wenn sie in unserer Nähe wohnte, konnte sie uns besser ausspionieren. Überdies ließ das elegant eingerichtete Haus, das sie soeben besichtigt hatte, für eine Dame nichts zu wünschen übrig. Trotzdem druckste sie herum, und als Sir Edward ebenfalls meinte, er wolle Cyrus’ Gastfreundschaft nicht überstrapazieren, glaubte ich, den Grund zu kennen. Keiner von beiden wollte allein zusagen, und sie hatten offenbar das Bedürfnis, sich vorher unter vier Augen zu besprechen.
    »Überlegen Sie es sich«, meinte Cyrus, der sich davon nicht entmutigen ließ. »Das Angebot steht; geben Sie mir einfach Bescheid.«
    Kurz darauf machten wir uns auf den Weg zum Tal. Wir nahmen einen Pfad, der durch das Wadi führte. Natürlich war ich schon unzählige Male dort gewesen, doch der Anblick schlug mich immer wieder in seinen Bann. Als wir weiterritten, wurde die Schlucht immer enger. Die kahlen Felsen schimmerten golden in der Sonne. Kein Lebenszeichen war zu sehen – nur über unseren Köpfen kreisten träge die Geier, hin und wieder huschte eine Schlange übers Gestein, und natürlich wimmelte es von Fliegen. Offenbar plagten sie Gertrude am meisten. Sie sah lächerlich aus, wie sie so im Sattel auf und nieder hüpfte und mit ihrer Fliegenklatsche herumfuchtelte. Und ich fragte mich wieder: Konnte dieses alberne Frauenzimmer wirklich eine Abenteurerin oder eine Spionin sein?
    Selbstverständlich lautete die Antwort: Ja, sie konnte. Denn in beiden Berufen kommt es vor allem auf schauspielerisches Talent und Verwandlungsfähigkeit an.
    Als der Pfad sich teilte, ritten wir nach links und sahen durch einen natürlichen Torbogen im Felsen das Tal vor uns liegen. Wie Emerson vorausgesagt hatte, wimmelte es von Touristen.
    Der Baedeker hielt nur wenige der Gräber einer besonderen Anmerkung für würdig, und vor ebendiesen scharten sich die Schaulustigen. Wir ließen das gemeine Volk hinter uns und folgten Cyrus zu der Stelle, an der er in dieser Saison arbeitete. Seine Männer hatten an diesem Tag frei, doch die Löcher und Sandhaufen wiesen darauf hin, daß schon einiges geschafft worden war.
    »Ich bin davon überzeugt, daß es hier irgendwo ein Grab geben muß«, verkündete Cyrus.
    Während Miss Marmaduke, offensichtlich verdutzt, den kahlen Boden und die Geröllhaufen betrachtete, meinte Emerson mit einem verächtlichen Schnauben: »Sie wären besser damit beraten, Vandergelt, eines der Gräber, die nie richtig erforscht

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