Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
gewesen wäre. Emerson legte den Arm um mich. »Peabody, mein Liebling, Ramses ist ganz sicher unverletzt und bei guter Gesundheit. Riccetti ist ein viel zu guter Geschäftsmann, um wertvolle Ware zu beschädigen.«
    »Und du weißt sicher, was er im Austausch für Ramses haben will.«
    »Ja.«
    Keiner von uns sprach ein Wort, bis wir das Ostufer erreichten. Riccetti hatte geschrieben, daß uns dort jemand erwarten und zu ihm bringen würde. Ich glaube, ich hätte seinen Abgesandten auch dann erkannt, wenn er nicht von selbst sofort auf uns zugegangen wäre. Obwohl er eine Galabija und einen Turban trug, war er kein Ägypter, sondern sah eher wie ein Grieche, Italiener oder Türke aus. Er sprach nur drei Worte, auf arabisch, und zwar mit ausländischem Akzent: »Folgen Sie mir.«
    Ich nahm an, die Unterredung würde nicht in einem Hotel stattfinden, denn in diesem Fall hätten wir keinen Führer gebraucht. Auch das Risiko, uns in sein Wohnhaus einzuladen, wäre Riccetti bestimmt nie eingegangen. Und tatsächlich entpuppte sich der Treffpunkt als ein Kaffeehaus, das weniger als einen halben Kilometer vom Fluß entfernt stand. Unser Führer öffnete die Tür und bat uns mit einer übertriebenen Verbeugung und einem erwartungsvollen Lächeln hinein.
    Sobald wir uns im Raum befanden, trat ich ein wenig nach rechts, um nicht im Weg zu stehen, falls Emerson zu einem Schlag ausholen sollte. (Obwohl er mit beiden Händen gleichermaßen geschickt ist, zieht er die Rechte vor.) Meine rechte Hand steckte in der Hosentasche und war um die Pistole geschlossen; in der Linken hielt ich den Sonnenschirm. Ich hoffte von ganzem Herzen, daß nicht alle anwesenden Gäste in Riccettis Diensten standen. Sämtliche Tische waren besetzt, was, grob geschätzt, eine Übermacht von zwanzig zu eins bedeutete.
    Einzelheiten waren nur schwer auszumachen, denn das Lokal war dämmrig, und ein dicker Rauch von Tabak und Haschisch lag in der Luft. Anscheinend gab es noch zwei weitere Ausgänge, einen hinten und einen links. Die Fensterläden waren geschlossen. Schwache Sonnenstrahlen drangen durch die Spalten, erhellten ein wenig die stickige Dunkelheit und brachen sich im Messingmundstück einer Wasserpfeife, einer Kupferschale und in der Klinge des Messers in der Hand eines Mannes an einem nahegelegenen Tisch.
    Bei unserem Eintreten verstummten schlagartig alle Gespräche. Wir wurden eindringlich gemustert und betrachteten unsererseits die Tischgäste. Ich hörte, wie einige zischend nach Luft schnappten. Und dann, so lautlos und plötzlich wie durch Zauberhand, war das Lokal auf einmal fast völlig leer. Allerdings tröstete es mich nicht sehr, daß sich das Mengenverhältnis nun zu unseren Gunsten geändert hatte.
    Wahrscheinlich waren es die harmlosen Anwohner gewesen, die sich klugerweise empfohlen hatten. Die verbleibenden Männer waren hellhäutiger und nur unschwer als Städter zu erkennen – sie stammten aus Unterägypten, aus Kairo, und waren der Abschaum dieser geschäftigen Großstadt.
    Emersons Stimme klang wie sonst. Er sprach Arabisch. »Wie ich sehe, versteckt sich der Hundesohn in seinem Zwinger. Sagt ihm, der Vater der Flüche und die Sitt Hakim beehren dieses schmutzige Loch mit ihrem Besuch.«
    »Hältst du es für klug, ihn zu verärgern, Emerson?« flüsterte ich.
    »Solches Gesocks hat keine Höflichkeiten verdient, meine Liebe«, entgegnete Emerson, ohne die Stimme zu senken. Auf arabisch fügte er hinzu: »Beeilt euch. Ich will sofort mit ihm sprechen.«
    Er wartete die Antwort nicht ab, sondern marschierte auf die Tür am hinteren Ende des Raumes zu und bedeutete mir, ihm zu folgen. Noch ehe er sie erreicht hatte, wurde sie von einer unsichtbaren Hand geöffnet, und eine vertraute Stimme sagte: » Buon giorno , verehrte Gäste. Willkommen in meinem … Zwinger.«
    Die Tür schloß sich hinter uns mit einem unangenehmen dumpfen Geräusch, das sehr endgültig klang. Ein rascher Blick verriet mir, daß der Türhüter einer von Riccettis Leibwächtern war. Der andere stand hinter dem Sofa, wo Riccetti auf einer damastenen, mit Goldfäden durchwirkten Überdecke lag.
    Das Mobiliar wirkte im Vergleich zum vorderen Raum geradezu erlesen. Anscheinend war dieses Zimmer für die wohlhabenderen Kunden reserviert. Die Überdecke, die Kissen und die zierlichen Kristallkelche hatte Riccetti vermutlich selbst mitgebracht, denn sie waren von erheblich besserer Qualität als der hölzerne Tisch, die Stühle, die mit Grünspan bedeckten

Weitere Kostenlose Bücher