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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Messinglampen und der fadenscheinige Teppich. Ich wußte, warum Riccetti trotz seines feinen ästhetischen Empfindens dieses Lokal als Treffpunkt gewählt hatte. Er wollte mich beleidigen, denn keine anständige Frau, ganz gleich welcher Nationalität, hätte auch nur einen Fuß in dieses Etablissement gesetzt.
    Außerdem wies Riccettis Verhalten darauf hin, daß er sich seiner nicht ganz so sicher war, wie er uns gerne glauben machen wollte. Wenn er wirklich alle Trümpfe im Ärmel hatte, waren derartige Vorsichtsmaßnahmen überflüssig.
    Die vergebliche Hoffnung, die in meinem Herzen aufkeimte, war nur von kurzer Dauer, denn Riccetti wies auf einen Gegenstand, der auf dem Tisch lag. »Ich vermute, daß Sie es erkennen.«
    Es war Ramses’ Notizbuch, das er überallhin mitnahm. Emerson griff danach, blätterte es durch und steckte es dann in die Hemdtasche. »Ja«, antwortete er barsch. »Ist damit also die Grundlage unseres weiteren Gesprächs klargestellt? Gut. Sie müssen mir meine schlechten Manieren verzeihen, Mrs. Emerson. Ich würde Ihnen ja einen Stuhl und ein Glas Wein anbieten, wenn nur die leiseste Möglichkeit bestünde, daß Sie annehmen.«
    »Sicher nicht«, entgegnete ich.
    »Ein Jammer.« Riccetti nippte an seinem Weinglas.
    »Ein ausgezeichneter Jahrgang. Ich schätze, Sie wollen den Jungen zurückhaben, obwohl ich mir den Grund nicht vorstellen kann. Ein äußerst anstrengendes Kind.«
    »Alles eine Frage des Geschmacks«, erwiderte Emerson, ebenso kühl wie Riccetti. »Und ich freue mich, daß sich mein Geschmack grundlegend von Ihrem unterscheidet. Wie hat er Sie gefunden?«
    Riccetti kicherte. »Ich habe ihn gefunden. Ich verfüge über viele … äh … Verbindungsleute in Luxor, die den Auftrag haben, mir Bericht zu erstatten, sobald sich jemand nach meinem Aufenthaltsort erkundigt. Ich war mir sicher, daß einer von Ihnen früher oder später nach mir suchen würde. Vor einigen Tagen habe ich fast …« Mit einer plötzlichen Bewegung schloß er den Mund. »Jetzt hätte ich beinahe mit meiner Klugheit geprahlt. Und dabei ist so etwas bei den Engländern doch verpönt, richtig?«
    »Kommen wir auf den Punkt«, sagte Emerson. »Wahrscheinlich verlangen Sie im Austausch für Ramses, daß ich mich und meine Wachen vom Grab entferne und es Ihnen überlasse.«
    » Dio mio , nein!« Entsetzt riß Riccetti die Augen auf. »Sie mißverstehen mich, mein Freund. Nie würde ich den besten Archäologen in ganz Ägypten bei der Arbeit stören. Ich möchte, daß Sie damit fortfahren, das Grab freilegen und seinen Inhalt mit allergrößter Sorgfalt sicherstellen.«
    Emerson schwieg eine Weile. »Ich verstehe. Das habe ich mir fast gedacht.«
    Riccetti stellte sein Glas ab und beugte sich vor. »Meine Leute müßten als Grabräuber in großer Hast arbeiten, würden einige der Kunstgegenstände zerstören und so meinen Gewinn schmälern. Außerdem kann ich den Dreckskerlen nicht vertrauen«, fügte er entrüstet hinzu. »Wie … äh … genau ich sie auch kontrolliere, es gibt trotzdem immer welche, die das Risiko eingehen, mich zu bestehlen.«
    Erstaunen und – ja, ich gebe es zu – Bewunderung raubten mir einen Moment lang den Atem. Die verbrecherische Intelligenz dieses Mannes war genial. Außer ihm hätte sich nur Sethos selbst einen solchen Plan ausdenken können: Er würde uns die Arbeit fachmännisch, wie nur wir es konnten beenden lassen – und uns dann zwingen, ihm den Schatz auszuhändigen.
    »Ich hoffe«, sprach Riccetti weiter, »daß Sie nun einen Grund haben, sich zu beeilen. Je schneller Sie fertig sind desto früher bekommen Sie Ihren Sohn zurück.«
    »Haben Sie denn keine Angst, daß ich mich zu sehr beeile?« fragte Emerson. »Als liebender Vater könnte ich alles wild auf einen Haufen schaufeln, ohne mich um Ihre Gewinne zu kümmern.«
    »Sie nicht, mein Freund. Ihre Grundsätze sind allgemein bekannt. Wenn Sie plötzlich gegen sie verstießen, würde das Argwohn erregen. Ich verlange nur ein angemessenes Tempo. Sagen wir einmal … zwei Wochen?«
    »Zwei Wochen? Völlig unmöglich!«
    »Einige Ihrer Kollegen würden es in zwei Tagen schaffen«, sagte Riccetti und fletschte grinsend die Zähne. »Die Tonscherben und Holzsplitter interessieren mich nicht. Pflücken Sie nur die Rosinen aus dem Kuchen; Sie wissen so gut wie ich, was ich damit meine. Und vergessen Sie nicht, den Sarkophag zu öffnen. Ich will alles, was darin ist – Särge, Mumie und sämtliche anderen

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