Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
Freund noch nie erlebt!« rief er aus. »Was ist los, Mrs. Amelia? Guter Gott, heißt das etwa, der Junge ist …«
    »Ganz so schlimm ist es nicht«, erwiderte ich. »Aber die Lage ist ziemlich kritisch. Sie sind beide verschwunden, denn nun ist auch Nefret fort. Gertrude ist heute nachmittag wohl noch nicht zum Schloß zurückgekehrt?«
    »Keine Ahnung. Ich bin selbst erst seit kurzem wieder da. Wollen Sie damit sagen, daß sie ebenfalls entführt wurde?« Er schob mich in die Bibliothek. Höflich erhob sich Mr. Amherst von seinem Stuhl, wo er, ein Buch in der Hand, gesessen hatte. Emerson stand neben dem Tisch, an dem Gertrude angeblich gearbeitet hatte.
    »Ein halbes Dutzend Seiten«, stellte er fest und wies auf das Manuskript. »Man fragt sich, was die Frau die ganze Zeit über gemacht hat. Wo ist ihr Zimmer?« Diesmal ging Cyrus voran. Emerson schwieg, während ich unserem Freund – und seinem Assistenten, der uns schüchtern folgte – einen kurzen Bericht der Ereignisse gab. Cyrus’ typisch amerikanischer Sinn fürs Praktische siegte über sein Entsetzen, und er erteilte rasch einige Anweisungen.
    »Willy, holen Sie den Kutscher her. Und das Hausmädchen. Ja, trommeln Sie am besten gleich das ganze Personal zusammen.«
    Er half uns eigenhändig bei der Durchsuchung des Zimmers. Wir durchkämmten sogar die Taschen der Kleider, die im Schrank hingen.
    »Ihre Waschutensilien fehlen«, stellte Evelyn ruhig fest. »Und eine ihrer Reisetaschen«, fügte ich hinzu. »Gut, daß wir Damen hier haben«, sagte Cyrus. »Mir wäre das wahrscheinlich gar nicht aufgefallen. Doch die meisten ihrer Kleider hat sie hiergelassen.«
    »Und ihre Bücher.« Ich warf die Entschleierte Isis auf den Tisch. »Aber der Weihrauch und die Räucherlampe sind weg. Der Ring auch.«
    »Nur das Allernotwendigste«, murmelte Emerson, »und alles, was uns helfen könnte, sie zu finden. Hören wir uns an, was die Hausangestellten zu sagen haben.«
    Nur der Kutscher, der zitternd auf Emersons bohrende Fragen antwortete, konnte etwas Licht in die Vorfälle bringen.
    Der Effendi habe ihm befohlen, die Dame zur Dahabije zu fahren, wo sie ihre Freunde besuchen wollte. Sie habe ihm aufgetragen zu warten, und dann sei auch die junge Sitt eingestiegen.
    »Was geschah danach?« unterbrach ich, denn ich konnte die Spannung nicht länger ertragen. »Wohin hast du sie gebracht?«
    »Zur Fähre, Sitt Hakim. Ich habe gefragt, ob ich warten oder sie später abholen soll, aber die Dame hat abgelehnt.«
    »Haben sie gesagt, wohin sie wollten?« Ich konnte mir die Antwort denken, doch die Frage mußte gestellt werden.
    »Sie haben Englisch gesprochen, Sitt Hakim.« Beim Anblick unserer bedrückten Gesichter fügte er, offensichtlich bemüht, uns zu helfen, hinzu: »Die junge Sitt hat mir einen Brief für den Effendi gegeben.«
    »Was?« Blitzschnell fuhr Emerson hoch. »Du sollst sieben Ewigkeiten lang in der tiefsten gehenna schmoren! Warum hast du das nicht gleich gesagt? Gib ihn her!«
    Mit einem Aufschrei fuhr der Mann zurück und preßte sich an die Wand. »Ich habe ihn nicht mehr, Vater der Flüche. Ich habe ihn …«
    Er wies auf den Haushofmeister. »Ich habe ihn auf den Tisch gelegt, Sir«, stammelte dieser. »Er liegt zwischen Ihrer anderen Post.«
    Dort war er auch, versteckt unter dem Stapel von Briefen und Zeitungen, die offenbar an diesem Tag eingetroffen waren. Es handelte sich um einen gefalteten Zettel, offenbar eine Seite aus einem Notizbuch. Die Hoffnung schwand aus Emersons Gesicht, und er blickte niedergeschlagen und enttäuscht drein.
    »Nutzlos«, sagte er. »Anscheinend hat sie das geschrieben, während die Frau ihr zusah – oder ihr vielleicht sogar diktierte. Der Brief lautet: ›Ich bin mit Miss Marmaduke nach Luxor gefahren, um jemanden zu treffen, der vielleicht weiß, wo Ramses ist. Wir wollen ins Hotel Luxor. Ich komme so schnell wie möglich zurück.‹«
    »Wie konnte sie nur so leichtgläubig sein?« fragte Walter. »Ich hätte ihr mehr Verstand zugetraut.«
    »Das ist dieses verflixte Konkurrenzdenken zwischen ihr und Ramses«, antwortete ich.
    »Und die Geschwisterliebe«, ergänzte Evelyn sanft. »Sie hat sich wirklich schreckliche Sorgen gemacht, Amelia.«
    »Moment mal.« Cyrus hatte die restliche Post durchgesehen. »Was zum Teufel ist das?«
    Der Haushofmeister räusperte sich ängstlich. »Sie haben mich doch angewiesen, Sir, jeden an die Dame adressierten Brief abzuschreiben.«
    Einen Moment lang regte sich niemand.

Weitere Kostenlose Bücher