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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Arbeit – meine Blumen und Springbrunnen, meine Bücher, meine Forschungen, andere harmlose …«
    »Ha«, unterbrach Emerson. »Ihre Beschäftigungen waren nicht immer so harmlos, Riccetti. Kommen Sie auf den Punkt. Was wollen Sie?«
    »Ihnen einen Gefallen tun. Nur aus Hochachtung vor Ihnen habe ich meinen stillen Garten verlassen, wo die Brunnen plätschern und die Rosen duften …« Er hielt inne und hob seine schmale, bleiche Hand, an der die Ringe funkelten.
    »Nun, mein Freund, Sie brauchen nicht gleich einen Ihrer berühmten Wutanfälle zu bekommen; das schadet Ihrer Gesundheit. In den Suks geht ein Gerücht um, das Ihrer Gesundheit ebenfalls abträglich sein könnte. Hatten Sie gestern abend Besuch?«
    Emersons Zornesröte hatte sich verflüchtigt, und er sah den Mann mit steinerner Miene an. »Wenn Sie das nicht wüßten, würden Sie nicht danach fragen.«
    »Möchten Sie mir erzählen, was bei diesem Treffen besprochen wurde?«
    »Nein. Aber dafür könnten Sie mir verraten, warum Sie so unverschämt fragen. Kennen Sie diesen Burschen?«
    »In gewissen Kreisen ist er kein unbeschriebenes Blatt.«
    »Meinen Sie damit dieselben Kreise, in denen Sie einst so einige wichtige Rollen gespielt haben?«
    »Ich habe meine Verbindungen vor vielen Jahren abgebrochen. Doch ich erfahre noch immer … gewisse Dinge.«
    Keiner der beiden kümmerte sich um mich; sie sahen einander unverwandt an und feuerten abwechselnd in raschem Tempo Fragen und Antworten ab wie zwei Fechter, die Stöße parierten. Wie ich vermutete, begegneten sie sich heute nicht zum erstenmal. Offenbar wußte Emerson, daß er das Spiel nach den Regeln seines Gegenübers spielen mußte, wenn er etwas erfahren wollte.
    Allerdings ist Emerson nicht sehr geduldig. Seine nächste Frage: »Was für Dinge?« war zu geradeheraus und hatte nur ein leises Lächeln und ein Achselzucken zur Folge.
    Also versuchte er es erneut: »Er nannte sich Saleh. Wie heißt er wirklich?«
    »Leopold Abdullah Shelmadine. Sein Vater war Engländer, er selbst arbeitete im Innenministerium.«
    Emerson schwieg. Mit einer so direkten Antwort hatte er nicht gerechnet. Noch ehe er etwas erwidern konnte, fuhr Riccetti fort: »Dort könnten Sie auch seine Adresse erfahren, doch es wäre Zeitverschwendung, ihn zu suchen. Letzte Nacht ist er nicht nach Hause zurückgekehrt, und seit er das Hotel betreten hat, wurde er nicht mehr gesehen.«
    »Mein Gott, Emerson!« rief ich aus. »Bestätigt das nicht …«
    Mit blitzenden Augen drehte Emerson sich zu mir um.
    »Amelia, bitte halte dich raus. Merkst du denn nicht, wie er es darauf anlegt, daß du dich verplapperst?«
    »Ich?« entrüstete ich mich. »Wenn er mich kennen würde, wäre ihm klar, daß er mit dieser Taktik nie Erfolg haben wird.«
    »Gut«, meinte Emerson zähnefletschend, so daß es mir ratsam erschien, weitere Bemerkungen zu unterlassen.
    »Gut«, wiederholte Riccetti. »Ihr Gatte tut uns beiden Unrecht, Mrs. Emerson. Ich habe ihm mehr Informationen gegeben als er mir. Und ich werde Ihnen noch einen freundschaftlichen Rat erteilen, bevor ich mich von Ihnen verabschiede.« Als er die Arme ausstreckte, sprangen die beiden Männer hinter ihm hoch und halfen ihm auf die Beine. »Seien Sie auf der Hut, meine Freunde. Es gibt Menschen, die Sie an der Umsetzung Ihrer Pläne hindern wollen, und andere, die Ihnen gern helfen würden, wenn Sie könnten. Bevor Sie handeln, sollten Sie sich im klaren sein, wen Sie vor sich haben. Guten Tag, Mrs. Emerson. Es war mir eine Ehre, Sie kennenzulernen. Leben Sie wohl, Emerson – bis wir einander wiedersehen.«
    Gestützt auf seine Diener, watschelte er in Richtung Treppe.
    Schweigend warteten wir, bis der goldene Turban außer Sichtweite war. Dann führte Emerson mich zur Reling.
    Offenbar hatte sich die Sänfte an Bord befunden, obwohl ich sie nicht bemerkt hatte. Jetzt bewegte sie sich langsam die Gangway hinunter; die muskulösen Arme der Männer bogen sich unter der Last. Erst als sie am Ufer angekommen waren, ergriff Emerson das Wort:
    »Er muß ein sehr dringendes Anliegen gehabt haben, um sich all diese Mühe zu machen. Ich frage mich, ob er erreicht hat, was er wollte.«
    »Er wollte wissen, was mit Mr. Saleh geschehen ist – oder besser Mr. Shelmadine.« Emerson nickte, und ich fuhr fort:
    »Es war unnötig, daß du mich so übereilt zum Schweigen gebracht hast, mein Liebling. Mir war sonnenklar, was Riccetti vorhatte, und ich hätte nie etwas Wichtiges preisgegeben.«
    »Ha!«

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