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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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wütend und das nicht ohne Grund. Eine Gestalt, die ein langes Gewand und einen Turban trug und das Gesicht mit einem Tuch verhüllt hatte, hielt ihm eine Pistole an den Kopf.
    »Verdammt, Peabody«, fing er an. »Ich habe dir doch gesagt …«
    Der Mann holte aus und schlug zu. Es war zwar nur ein leichter Schlag, aber ich schrie erschrocken: »Mäßige dich, Emerson. Nicht, daß du wieder auf den Kopf geschlagen wirst.«
    Emerson war zu zornig, um auf diesen guten Rat zu hören.
    »Hände weg von ihr, du … du …«
    Er hielt inne, als der Mann, der mich gepackt hatte, unverzüglich gehorchte – allerdings nicht Emersons Befehl, sondern dem Nicken seines Spießgesellen mit der Pistole. Ich stellte keine Bedrohung für sie dar. Meine Pistole steckte in meiner Tasche, und ich hätte auch nicht gewagt, sie zu benutzen, solange die andere Waffe auf Emersons Schläfe gerichtet war.
    Der Mann, der mich festgehalten hatte, war gekleidet wie der erste, und es gab auch noch einen dritten, ebenso unkenntlich mit langem Gewand, Turban und Schal. Wo steckten die anderen? Waren es doch weniger gewesen, als ich gedacht hatte?
    Da ich nun wußte, daß Emerson (wenigstens für den Augenblick) wohlauf war, sah ich mich um. Man konnte nur ein paar Einzelheiten erkennen, denn eine Laterne europäischer Machart in der Hand des dritten Mannes war die einzige Lichtquelle. Allerdings genügte das Wenige, was ich sah, um mein Ägyptologenherz höher schlagen zu lassen. Gesteinssplitter und Bruchstücke anderer Materialien bedeckten einen Teil des Bodens; an einigen Stellen hatte man den Schutt beiseite geschoben. An der hinteren Wand der Kammer türmte er sich fast bis zur halben Höhe des Durchgangs (in dieser Mauer). Er wurde von einem schweren Querbalken und von mit Inschriften versehenen Pfeilern gestützt.
    Die Öffnung war mit gleichmäßig behauenen Steinen verschlossen, und eine dunkle quadratische Lücke wies darauf hin, daß einer von ihnen entfernt worden war. Dieser Beweis, daß die Grabräuber in die inneren Räume – vielleicht sogar in die Grabkammer selbst – vorgedrungen waren, entmutigte mich ein wenig. Doch beim Anblick der Wand links von der Tür stockte mir der Atem: Das Grab war mit Malereien geschmückt!
    Wegen der Schutthaufen und der Dunkelheit konnte man den Großteil der Verzierungen nicht erkennen. Der schwache Schein der Laterne beleuchtete nur einen kleinen Ausschnitt der Szene: den Kopf und den Oberkörper einer Frau und ihre in Schulterhöhe erhobenen Hände. In Hieroglyphen stand ihr Name verzeichnet, und ich konnte die abgerundeten Umrisse einer Kartusche ausmachen, allerdings keine einzelnen Zeichen. Dennoch wußte ich, wer sie war, und zwar mit derselben Gewißheit, als hätte ich gerade eine alte Freundin getroffen. Die Flügel der Geierkrone, die auch ihre Statue schmückten, umrahmten ein vertrautes Gesicht.
    Unwillkürlich machte ich einen Schritt nach vorne. Doch Emersons Knurren und die Handbewegung eines der Männer erinnerten mich daran, daß momentan wohl nicht der richtige Zeitpunkt für eine archäologische Untersuchung war. Nachdem der Mann, der mich zurückgehalten hatte, einige Blicke mit seinen Kumpanen gewechselt hatte, ergriff er das Wort. Aus seinem heiseren Flüstern schloß ich, daß er offenbar seine Stimme verstellte.
    »Es wird dir nichts geschehen, wenn du keinen Widerstand leistest. Leg die Hände auf den Rücken.«
    Er hatte sich an Emerson gewandt, der ihn finster ansah.
    »Ich glaube, wir sollten tun, was er sagt, Emerson«, meinte ich. »Die Alternative wäre um einiges schlimmer, und ich sehe selbst für dich keine Möglichkeit, sie an ihrem Vorhaben zu hindern.«
    Dieser Logik hatte Emerson nichts entgegenzusetzen, doch ich kann mich nicht erinnern, ihn je so erbost gesehen zu haben. Er fluchte leise, während der Mann ihm Hände und Füße fesselte. Emerson beharrte darauf stehenzubleiben, doch einer der Männer ließ mich, sogar recht sanft, in die Sitzposition gleiten. Als sie mit uns fertig waren, krochen sie, einer nach dem anderen, in den Tunnel und verschwanden.
    Ich war ihnen dankbar, daß sie wenigstens die Lampe zurückließen.
    »Hoffentlich war Selim schlau genug, Hilfe zu holen«, sagte ich voller Angst.
    Beim Versuch, seine Fesseln zu zerreißen, lief Emerson rot an. »Ich glaube nicht … daß er uns hört … wenn wir rufen«, stieß er, unterbrochen von angestrengtem Stöhnen, hervor.
    »Wahrscheinlich nicht. Aber er wird uns bestimmt finden.

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