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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Flüssigkeit löste sich gut darin, und zudem war der Wein so dunkel, daß man die Verfärbung nicht bemerkte. Da Miss Marmaduke keine Feinschmeckerin war, wußte sie nicht, daß man zum Huhn niemals Burgunder trinkt, und der Wein sagte ihr sichtlich zu.
    Ich mußte sie stützen, als sie sich mit einer gestammelten Entschuldigung wegen ihrer ungewöhnlichen Müdigkeit vom Tisch erhob.
    Wir hatten alles vorbereitet. Daoud und Selim sollten uns begleiten, während Abdullah auf der Dahabije Wache hielt.
    Es gefiel ihm zwar gar nicht, daß wir ihn zurückließen, doch wir brauchten junge, kräftige Männer, falls es Schwierigkeiten geben sollte. Wir versammelten uns an Deck und warteten auf Daoud, den wir als Kundschafter losgeschickt hatten, denn wir wollten unbeobachtet aufbrechen.
    »Habt ihr verstanden?« fragte Emerson leise. »Sie müssen auf einem von zwei Wegen kommen – entweder über den Bergpfad aus Deir el Bahri oder aus dem Norden, am Fuße des Hügels entlang. Ramses, du und Nefret und Daoud nehmt die Nordroute. Denkt daran, daß ihr euch auf keinen Fall einmischen dürft. Wenn sie im Grab sind, markiert die Stelle und kommt zurück. Wir sind …«
    »Ich kenne die Gegend so gut wie du, Vater«, unterbrach Ramses. »Und du hast uns deinen Plan bereits dreimal erklärt. Da kommt Daoud. Er winkt uns zu, wir sollen losgehen.«
    Im Gänsemarsch schlichen wir die Gangway entlang und versteckten uns in einem Palmenhain. Dort verkleideten wir uns – mit Galabijas, wie sie die Dorfbewohner trugen: Tüchern um den Kopf und Schals, die unsere untere Gesichtshälfte verbargen. Ich muß zugeben, daß Nefret keine sehr überzeugende Araberin abgab, obwohl man ihr helles Haar nicht sehen konnte.
    Nach europäischen Maßstäben war es noch recht früh, doch die Dorfbewohner am Westufer standen mit den Hühnern auf und gingen bei Sonnenuntergang zu Bett, wie es auf dem Land üblich war. Wenigstens die meisten. Diejenigen, denen wir gern begegnen wollten, arbeiteten ausschließlich nachts.
    Als wir die grünen Felder überquerten, wobei wir einen großen Bogen um die grob gezimmerten Hütten machten, trafen wir nur neugierige Ziegen und Hunde, die nach unseren Knöcheln schnappten. Der Mond war zwar noch nicht voll, leuchtete aber hell genug, so daß wir den Weg gut erkennen konnten. Die Sterne funkelten über den bleichen Säulen des Tempels von Deir el Bahri, und aus dem Fenster des Hauses der Ägyptischen Forschungsgesellschaft, wo unser Freund Howard wohnte, schimmerte Lampenlicht. Wir hielten einen großen Abstand, denn Howard hätte unsere Pläne gewiß nicht gebilligt, wenn auch hauptsächlich aus Sorge um unsere Sicherheit.
    Wenn Emerson recht gehabt hatte, drohte uns tatsächlich Gefahr. Die Gurnawis hatten in der Vergangenheit Archäologen angegriffen, und für Männer wie Riccetti hatte ein Menschenleben ohnehin keine Bedeutung. Als wir die Wüste hinter uns gelassen hatten und uns an den Anstieg machten, fragte ich ihn:
    »Glaubst du, sie werden diesen Pfad nehmen?«
    »Warum sonst hätte ich Ramses und Nefret in die andere Richtung geschickt? Für die Leute, nach denen wir suchen, wäre es ein Umweg; schließlich kommen sie aus Gurneh, und das Grab liegt bestimmt hoch oben in den Hügeln; die flacheren Abhänge sind bereits von Archäologen abgegrast worden – wenn du Mariette einen Archäologen nennen willst …«
    »Emerson.«
    »Hm, ja. Gib mir die Hand, Peabody. Dieses Stück hier ist ein wenig steil.« Er zog mich auf ein Felssims und sprach weiter: »Wie du sicher weißt, habe ich vorhin lauter Unsinn geredet. Ich glaube zwar, daß die Diebe heute nacht zum Grab zurückkehren werden, aber die Gegend hier ist ziemlich weiträumig. Ohne genauere Hinweise als die abstrusen wissenschaftlichen Thesen, die ich mit dir vor ein paar Tagen erörtert habe, könnten wir die ganze Nacht in diesen Hügeln umherirren, ohne die Männer zu finden – denn sie werden natürlich versuchen, unbemerkt zu bleiben. Doch glücklicherweise habe ich einen genaueren Hinweis. Sicher erinnerst du dich noch daran, daß ich Sir Edward nach dem Tod des Arbeiters bei Newberrys Ausgrabung im letzten Jahr gefragt habe. Wie Sir Edward hielt auch Newberry den tödlichen Sturz des Fellachen für unbedeutend. Er konnte mir zwar ungefähr sagen, wann der sogenannte ›Unfall‹ stattgefunden hat, aber er weiß immer noch nicht, weshalb mich das so interessiert hat«, fügte Emerson mit einem bösen Kichern hinzu.
    »Ich

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