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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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schon.«
    »Natürlich, Peabody.«
    »Deshalb wolltest du unbedingt Mr. Newberry sehen! Warum hast du das nicht gleich gesagt und das Thema bei unserer Abendeinladung zur Sprache gebracht?«
    »Weil ich ihn bereits aufgesucht hatte«, erwiderte Emerson mit einem Lächeln, das wohl jede Ehefrau auf die Palme gebracht hätte. »Ich war der Meinung, daß ein Gespräch unter vier Augen das beste wäre. Ich hatte wohl vom Tod des Arbeiters gehört, ihm jedoch keine besondere Bedeutung beigemessen. Erst als mir klar wurde, daß verschiedene Leute hinter dem Grab herwaren, dämmerte mir, daß der Vorfall wichtig sein könnte.«
    »Wahrscheinlich ist der Mann dem Grab zu nahe gekommen«, sagte ich. »Oder er hat die Diebe in flagranti ertappt. Gut gemacht, Emerson. Dann kennst du also die genaue Stelle?«
    »Ungefähr. Am besten hören wir jetzt auf zu reden. Bist du noch da, Selim?«
    Am Gipfel angelangt, blieben wir stehen, um wieder zu Atem zu kommen. Hinter uns und unter uns sahen wir den schmalen Grünstreifen am Nilufer. Vor uns erstreckte sich kilometerweit eine karge Mondlandschaft. Felsspalten und Wadis, Schluchten und tiefe Täler unterbrachen die Hochebene.
    Viele Wege, einige davon aus grauer Vorzeit, verliefen kreuz und quer über die Berghänge. Einer der ältesten führte vom Tal der Könige nach Deir el Bahri und von dort aus am Grat entlang weiter zum Ramesseum und nach Medinet Habu.
    Wir gingen nach Norden und folgten einem weniger ausgetretenen Pfad, der sich entlang des Hügels schlängelte. Obwohl Emerson recht kräftig gebaut ist, klettert er auf solch unebenem Gelände so leichtfüßig wie eine Ziege, und offenbar war er mit dem Weg gut vertraut, denn er wählte immer die gangbarste Route.
    Als er stehenblieb, befanden wir uns genau unterhalb des Gipfels über einem steilen Abhang. Rings um uns herum sah ich zerfurchte Felsen. Im Schutze eines Geröllhaufens setzten wir uns, und ich reichte die Feldflasche herum. Selims Augen funkelten, und sein rasches Atmen lag bestimmt nicht an der körperlichen Anstrengung. Es war mein Vorschlag gewesen, daß er uns begleitete, während der ältere und vernünftigere Daoud die Kinder bewachen sollte. Ramses konnte den armen Selim nämlich um den Finger wickeln – doch das konnte ich auch. Lä chelnd bedeutete ich ihm, sich still zu verhalten. Er nickte heftig.
    Bald wurde Emerson unruhig, wie ich es schon vorausgeahnt hatte, denn Geduld ist nicht seine Stärke. Ich rutschte zu ihm hinüber und brachte ihn dazu, noch eine Weile zu warten.
    Glücklicherweise dauerte es nicht mehr lang. Der Mond war untergegangen, und der Berghang lag in Dunkelheit. Offenbar war einer der näherkommenden Männer gestolpert oder hatte sich den Zeh angestoßen. Seinen lauten Schmerzensschrei konnte man noch in einiger Entfernung hören.
    Emerson wollte aufstehen. »Verd …!«
    Ich hielt ihm mit beiden Händen den Mund zu.
    Schließlich beruhigte er sich, und ich ließ ihn wieder los. »Pst!« hauchte ich.
    Eine Zeitlang vernahm ich Stimmen und Schritte.
    Dann bemerkte ich, daß sich in der Dunkelheit etwas bewegte. Wie viele waren es? Ganz sicher mehr als zwei.
    Anscheinend stritten sie miteinander. Sie sprachen immer lauter, und plötzlich durchbrach ein gezischtes Flüstern die Stille.
    »Ich habe euch doch gesagt, daß er gelogen hat! Was wird der Meister mit uns machen, wenn er erfährt …« Er wurde vom Widerspruch seiner Kumpane übertönt.
    Dann wurde es still – offenbar war man zu einer vorübergehenden Einigung gelangt. Dann hörte ich wieder leise Schritte. Kieselsteine rollten, etwas schabte an einem Felsen.
    Emerson, der es nicht mehr aushielt, wollte sich erheben.
    Doch ich legte eine Hand nachdrücklich auf seinen Turban und preßte meinen Mund an sein Ohr.
    »Warte, bis sie im Grab sind. Dann können wir uns davonschleichen und …«
    »Und zulassen, daß sie MEIN Grab ausrauben?« Sein wütendes Flüstern hallte wider wie die ferne Stimme einer erzürnten Gottheit. Er drehte den Kopf, so daß sein Turban in meiner Hand zurückblieb, und sprang auf. Dann streifte er das Gewand ab und schleuderte es vor mir auf den Boden.
    »Du und Selim holt Carter.«
    »Emerson! Nimm wenigstens meine …« Doch er war schon losgestürmt. Die Pistole in der Hand, folgte ich ihm, so schnell ich es wagte. Keuchend vor Aufregung kam Selim dicht hinter mir her.
    Emerson stand an einer Felskante, etwa drei Meter unterhalb des Pfads. Sie war so dunkel und schmal wie die Speiseröhre eines

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