Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
oder getötet werden könnten«, mischte ich mich ein. »Aber dieses Risiko ist nun beseitigt, das versichere ich dir, Walter. Der untere Teil der Spalte liegt frei, und die Männer bauen gerade eine Treppe.«
    »Und das Grab?« fragte Walter. »Gibt es Inschriften? Ist die Grabkammer unversehrt?«
    »Nicht so schnell, Walter«, erwiderte Emerson seelenruhig. »Bis jetzt sind wir noch nicht über die erste Kammer hinausgekommen. Hier ist der Gang, der …«
    Sein Bleistift huschte über das weiße Tischtuch. Mit einem Lächeln in meine Richtung schob Evelyn ihre Teetasse beiseite. »Der Gang und zumindest ein Teil der Kammer waren mit Gesteinssplittern aufgeschüttet«, fuhr Emerson fort.
    »Du meinst absichtlich? Woher willst du wissen, daß der Schutt nicht von der Flut in die Höhle gespült wurde?«
    »Verdammt, Walter, zweifelst du etwa an meinen Fachkenntnissen?« wollte Emerson wissen.
    Walter erwiderte den finsteren Blick meines Gatten mit einem liebenswürdigen Lächeln, und Emerson gab grummelnd zu: »Diese Frage war durchaus berechtigt. Obwohl es hier nur selten regnet, kommt es doch gelegentlich zu schweren Unwettern. Viele Gräber sind durch Springfluten und eindringendes Regenwasser beschädigt worden. Aus irgendeinem Grund, vermutlich deshalb, weil das Wasser sofort durch die Spalte abgeflossen ist, hat dieses Grab anscheinend kaum gelitten. Der Gang wurde absichtlich aufgeschüttet, um Eindringlinge fernzuhalten.
    Die Diebe haben einen Tunnel durch den Schutt gegraben und auch einen Teil des Schutts aus der ersten Kammer geräumt – ich weiß nicht, wieviel, da ich keine Ahnung habe, welche Menge ursprünglich vorhanden war. Allerdings habe ich einen ziemlich großen Haufen Gesteinssplitter am Grunde der Spalte gefunden.
    Am hinteren Ende des Raumes befindet sich ein Durchgang« – er zeichnete ihn auf –, »der mit Steinplatten verschlossen ist. Unsere Freunde haben einen der Steine entfernt und angefangen, sich durch die Aufschüttung des dahinterliegenden Ganges zu arbeiten, denn auch dieser ist voller Steine und Geröll. Was hinter dieser Öffnung kommt, weiß ich nicht.«
    Dieses plötzliche Ende erstaunte Walter außerordentlich.
    »Aber Bruderherz, warum diese mangelnde Neugier? Aus welchem Grund hast du nicht nachgesehen?«
    »Weil der Tunnel so schmal ist, daß nur ein Kind hindurchpassen würde. Außerdem kann ich nicht sagen, wie lang er ist. Selbst wenn ich Ramses ein derart gefährliches Unternehmen gestatten würde, hätte es sein Gesundheitszustand in den letzten Tagen nicht zugelassen.«
    »Und einem einheimischen Knaben würdest du nicht trauen«, meinte Walter nachdenklich.
    »Nur, wenn ich ihn danach von Kopf bis Fuß durchsuchen könnte«, entgegnete Emerson barsch. »Und es gibt andere Verstecke … Nein, dieses Risiko würde ich nicht eingehen. Außerdem könnte ein unwissender Junge vielleicht einen zerbrechlichen Gegenstand beschädigen.« Beim Sprechen wich er Ramses’ Blick aus. Er hatte sich geweigert, David in den zweiten Tunnel zu schicken, und behauptet, er sei erstens nicht ausgebildet und zweitens noch nicht völlig von seinen Verletzungen genesen. Ich aber wußte ebenso wie Ramses, daß Emerson den Jungen immer noch verdächtigte. Zwar glaubte er Ramses anscheinend, der immer wieder beteuerte, daß David Nefret nicht angegriffen haben konnte, aber die Frage blieb offen, wer sich solche Mühe gegeben haben sollte, um ihn anzuschwärzen. Der Vorfall konnte allerdings ebensogut genau zu diesem Zweck inszeniert worden sein, denn viele Menschen hätten, befangen von ihren Vorurteilen gegen einen einheimischen Fremden, die Tatsachen falsch gedeutet.
    »Nun, ich fiebere geradezu vor Neugier«, sagte Walter. »Wenn du weitermachst, bin ich dabei.«
    Er war aufgestanden. Emerson musterte ihn freundschaftlich und belustigt. »In dieser Kleidung?«
    Walter war jünger und weniger kräftig gebaut als sein Bruder. Seit er eine Familie gegründet hatte, führte er ein geruhsames Leben und widmete sich dem Studium der ägyptischen Sprache. Wegen seiner gebeugten Schultern und der blassen Haut wirkte er älter, als er in Wirklichkeit war, und sein Tweedsakko, wenngleich auch zerknittert nach der tagelangen Reise, hätte sich besser für einen Spaziergang über englische Wiesen als für eine Ausgrabung geeignet.
    »Ja, du mußt dich unbedingt umziehen«, sagte Evelyn. »Ich habe George angewiesen, deine Reitstiefel einzupacken. Aber ich fürchte, daß sich in deinem Kleiderschrank

Weitere Kostenlose Bücher