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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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doch nicht hierher bestellt, um uns zu gratulieren«, fauchte Emerson. »Was wollen Sie?«
    »Ganz ruhig, Emerson«, wandte ich ein. »Ich stimme voll mit dir überein, daß wir dieses Gespräch so kurz wie möglich halten sollten. Doch du stellst nicht die richtigen Fragen. Signor Riccetti wird nur immer wieder beteuern, wie gern er eure Bekanntschaft wieder auffrischen will und wie sehr er sich über unsere Gesellschaft freut. Überlaß es mir. Signor, seit wann sind Sie in Luxor?« Riccetti hatte interessiert zugehört. Er lächelte spöttisch, wobei er seine gewaltigen Zähne entblößte. »Ich lüge nicht, Mrs. Emerson, wenn ich behaupte, daß ich Ihre Gesellschaft ganz besonders genieße. Wie kann ich einer charmanten Dame wie Ihnen ein kleines Frage-und-Antwort-Spiel abschlagen? Ich bin vor acht Tagen hier eingetroffen, und zwar auf dem Dampfer Ramses , der dem Reisebüro Cook gehört. Ich fand den Namen sehr symbolisch.«
    »Und was haben Sie … Nein, das ist nicht eindeutig genug. Haben Sie mit Ali Murad gesprochen?«
    »Ich habe seinen Laden zuletzt am Dienstag besucht. Ich sehe mich immer bei den verschiedenen Antiquitätenhändlern um, weil ich hoffe, meine Sammlung noch erweitern zu können.«
    »Sie sammeln also Antiquitäten?«
    »Ein paar bescheidene Kleinigkeiten. Wenn Sie mir einmal die Ehre erweisen wollen, würde ich sie Ihnen gerne zeigen.«
    »Verdammt …«, fing Emerson an.
    »Pssst, Emerson. Ich gebe zu, daß ich abgeschweift bin, aber ich werde zum Thema zurückkehren. Wissen Sie, Signor, daß Mr. Shelmadine tot ist?«
    Riccetti entblößte noch ein paar Zähne. »Meine liebe Mrs. Emerson, ich selbst habe mir die Freiheit genommen, Sie davon in Kenntnis zu setzen und Ihnen den Ausschnitt aus der Kairoer Zeitung zu schicken. Ich war sicher, daß Ihr rascher Verstand zu dem zwingenden Schluß kommen würde.«
    »Haben Sie ihn ermordet?«
    Diese Frage schien Riccetti ungemein zu amüsieren. Sein Lächeln wurde immer breiter, wobei ein bemerkenswertes falsches Gebiß sichtbar wurde. »Nein, Mrs. Emerson, das habe ich nicht.«
    Ich versuchte es anders: »Haben Ihre Leute seit Ihrer Ankunft in Luxor Abd el Hamed gesehen?«
    »Leider«, meinte Riccetti mit einem heuchlerischen Seufzer, »war ich außerstande, meinen alten Freund Hamed zu besuchen. Meine Gesundheit, Mrs. Emerson.«
    »Haben Ihre Leute die Statue der Nilpferdgöttin im Grab zurückgelassen?«
    Riccetti starrte mich mit großen Augen an, und einen Moment dachte ich schon, ich hätte ihn aus dem Konzept gebracht. Doch dann brach er in brüllendes Gelächter aus.
    Auf dem Tisch zitterten die Gläser, und alle Gäste im Speisesaal drehten sich um.
    Riccetti lachte, bis ihm die Tränen kamen. Nachdem er sie mit einer Serviette abgewischt hatte, keuchte er: » Ah, bravissima! Che donna prodigiosa! Emerson, alter Freund, ich gratuliere Ihnen. Sie ist wirklich einmalig.«
    »Noch so eine Anspielung auf meine Frau«, zischte Emerson mit zusammengebissenen Zähnen, »und ich werde handgreiflich.«
    » Mille pardone ! Ein Mißverständnis. Der britische Sinn für Humor ist mir schon immer ein Rätsel gewesen.« Jetzt lachte er nicht mehr. »Was soll Ihre Frage bedeuten, Mrs. Emerson? Offenbar wollen Sie andeuten, daß jemand in den letzten Tagen einen Gegenstand in das Grab gebracht hat. Ich versichere Ihnen, daß ich es nicht gewesen bin. Nichts läge mir ferner, als Ihre Arbeiten zu stören.«
    »Ach, Mumpitz!« fluchte Emerson. »Ich weiß genau, aus welchem Grund Sie wirklich nach Luxor gekommen sind, Riccetti. Sie beabsichtigen, den Antiquitätenhandel in dieser Stadt wieder in die Hand zu nehmen. Vor zehn Jahren mußten Sie Ihre Vormachtstellung an einen fähigeren Rivalen abtreten. Nun ist er von der Bildfläche verschwunden, und sein Platz ist frei. Ich habe keine Ahnung, ob Sie Mitbewerber haben und wer diese Leute sein könnten. Doch ehrlich gesagt ist mir das auch völlig gleichgültig. Ich werde jeden, einschließlich Ihnen, vernichten, der meiner Familie und meinen Freunden Schaden zufügt oder mich bei der Arbeit behindert.«
    Riccettis Zähne waren zwischen zusammengepreßten Lippen verschwunden. Sie öffneten sich gerade weit genug, daß man die nächsten Worte verstehen konnte: »Und wie viele Freunde haben Sie, Vater der Flüche?«
    »Mein Gott«, sagte Emerson. »Ich habe nicht die Zeit, mich hier mit Ihnen in geheimnisvollen Andeutungen zu ergehen. Wenn Sie nichts Vernünftiges zu sagen haben … aber das dachte ich mir.

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