Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
sowieso erst raus, wenn er fertig ist.«
    »Er ist da unten?« Mr. Gordon nahm ein Taschentuch und fuhr sich damit über sein gerötetes, schweißnasses Gesicht. Er war ziemlich beleibt und auch nicht mehr der Jüngste; ein dunkelblonder Haarkranz umrahmte seine beginnende Stirnglatze.
    »Ja. Setzen Sie Ihren Hut ruhig wieder auf, Mr. Gordon, ansonsten holen Sie sich einen fürchterlichen Sonnenbrand. Der Kopf ist besonders empfindlich.«
    Seinen Hut wieder auf den Kopf stülpend, nahm Mr. Gordon den ihm angebotenen Platz ein. »Ich bin neu in der Stadt, Mrs. Emerson, aber ich habe von Ihnen gehört. Darf ich sagen, daß Sie Ihrem Ruf alle Ehre machen? Das ist als Kompliment gemeint, Ma’am.«
    »Ich danke Ihnen«, sagte ich. »Warum hat Lord Cromer Sie und nicht einen Polizisten geschickt?«
    »Ich nehme an, daß der Professor mir die gleichen Fragen stellen wird, Ma’am. Warum warten wir nicht, bis er hier ist, so daß ich nicht alles zweimal ausführen muß?«
    Mr. Gordons rundes rosafarbenes Gesicht sah dem eines freundlichen Schweinchens nicht unähnlich. Schweine sind sprichwörtlich hartnäckige Tiere, und die kleinen, tiefliegenden Augen des Gentlemans hatten einen Blick, der mir sagte, daß es reine Zeitverschwendung wäre, mit ihm zu argumentieren.
    »Das ist vernünftig«, sagte ich einlenkend. »Ich werde ihn selbst rufen.«
    Ich ging die Stufen hinunter und brüllte in den Tunnel. »Da ist ein Herr aus Kairo, der dich sprechen will, Emerson.«
    Er brüllte zurück: »Schick ihn zu mir runter.«
    »Sei nicht albern, Emerson. Komm sofort raus.«
    Die einzige Antwort war ein verhaltener Fluch. Ich kehrte zu Mr. Gordon zurück. »Ich muß mich für meinen Ehemann entschuldigen, Mr. Gordon. Er unterbricht seine Arbeit nur ungern.«
    »Das wurde mir in Luxor bereits gesagt. Deshalb bin ich hierhergekommen, statt ihn darum zu bitten, mich im Hotel aufzusuchen. Aber ich hätte niemals erwartet, daß ich ihn in einem Grab befragen müßte. Muß ich wirklich dort hinunter gehen?«
    »Das wäre nicht ratsam«, sagte ich mit einem Blick auf Mr. Gordons adretten Anzug und sein rotes Gesicht. »Er kommt sicher bald.«
    Wenige Minuten später kam Emerson die Treppen hochgepoltert. Mr. Gordon wandte irritiert seinen Blick ab, als die merkwürdige Gestalt auf ihn zukam. Emerson war bis zur Taille entkleidet, und seine nackte Haut hatte die gleiche Farbe wie seine Stiefel und seine Hose – erdfarben, um genau zu sein. Sein schmutzverkrustetes Haar hing ihm in feuchten Wellen ins Gesicht. Ein unangenehmer Geruch begleitete ihn. Mir war klar, daß er nach Fledermauskot roch. Vermutlich konnte Mr. Gordon das nicht identifizieren, trotzdem war ihm der Gestank wohl zuwider. Seine gerümpfte Nase verlieh ihm noch mehr Ähnlichkeit mit einem Schwein.
    Emerson griff nach der Kanne Wasser, die ich ihm hinhielt, goß sie über seinen Kopf und schüttelte sich wie ein riesiger Hund; dann setzte er sich auf den Boden und starrte Mr. Gordon ungerührt an.
    »Mein Augenmerk wurde erstmals auf das Grab gelenkt, als … Kommen Sie, kommen Sie, Mann, nehmen Sie Ihr Notizbuch und schreiben Sie. Ich werde das kein zweites Mal wiederholen. Ich habe zu arbeiten.«
    »Emerson, mäßige dich«, sagte ich. »Das ist Mr. Gordon, der amerikanische Vizekonsul. Er hat sich aus reiner Höflichkeit der Strapaze unterzogen, hierherzukommen und – Nein! Geben Sie ihm nicht die Hand!«
    Nachdem Mr. Gordon sich mit Füllhalter und Papier bewaffnet hatte, fuhr Emerson mit seinem Bericht fort, den er mit einer Beschreibung der gräßlichen Enthüllungszeremonie abschloß. »Wir stellten unsere Aktivitäten sofort ein, als wir uns der Identifizierung sicher waren«, sagte er scheinheilig. »Den Rest kennen Sie bereits. Haben Sie noch irgendwelche Fragen?«
    Mr. Gordon hatte seine ursprüngliche Fassung, die aufgrund von Emersons erstem Eindruck erheblich gelitten hatte, wiedergewonnen. »Ich glaube nicht, Sir«, sagte er langsam. »Ich habe bereits mit dem trauernden Ehemann und Dr. Willoughby gesprochen.«
    »Wenn das alles ist, kann ich ja zu meiner Arbeit zurückkehren«, sagte Emerson und stand auf.
    »Gewiß, Herr Professor. Ich danke Ihnen für Ihren gut ausgeführten Bericht. Mrs. Emerson, haben Sie dem noch etwas hinzuzufügen?«
    »Nur ein paar Fragen, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    Emerson setzte sich augenblicklich wieder hin.
    Ich wiederholte die Frage, die ich ihm eingangs bereits gestellt hatte, und Mr. Gordon erklärte, daß Lord Cromer

Weitere Kostenlose Bücher