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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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es für angemessen gehalten hatte, einen amerikanischen Beamten mit der Sache zu betrauen, da es sich bei allen Beteiligten um Amerikaner handelte. Meine nächste Frage – »Welche Schritte haben Sie unternommen, um den Mörder zu fassen?« – erzielte eine weniger zufriedenstellende Resonanz.
    »Die Aufklärung des Verbrechens ist eingeleitet, Mrs. Emerson.«
    Mir fiel das übliche engstirnige Beamtengehabe auf. Fast alle mir bekannten Polizeibeamten und Ermittler vertreten die Position, daß die Mithilfe von Frauen unerwünscht ist.
    Ich sagte: »Es wäre gut, wenn Sie mich zu Rate ziehen würden, Mr. Gordon.«
    »Nein, wäre es nicht«, sagte Emerson, der sich zu diesem Einwand genötigt fühlte.
    »Haben Sie den Leichnam gesehen?« fragte ich.
    Ein Schaudern durchfuhr Mr. Gordon. »Ja, Ma’am. Während meiner beruflichen Laufbahn habe ich einiges an unangenehmen Eindrücken mitbekommen, aber ich habe noch niemals etwas so Entsetzliches gesehen. Ich sah mich trotzdem gezwungen, einen Blick auf die Leiche zu werfen, da ich heute abend schon nach Kairo zurückkehren muß und Colonel Bellingham am kommenden Dienstag die Beerdigung durchführen möchte.«
    »Was!« rief ich. »So bald schon? Aber es hat doch sicherlich noch gar keine Autopsie stattgefunden?«
    »Der Colonel lehnte dies ab. Er sagte, die bedauernswürdige Dame wäre bereits genug – äh – gequält worden –, das waren seine Worte. Er möchte sie so bald wie möglich in Frieden ruhen lassen.«
    Ich blickte zu Emerson hinüber. Er hatte aufgehört mich anzufunkeln; jetzt strich er sich übers Kinn und meinte: »Halten Sie das wirklich für sinnvoll, Mr. Gorgon?«
    »Gordon«, korrigierte der Amerikaner steif. »Ich sehe keinen Grund, den Schmerz des Colonels durch unnötige Verzögerungen noch zu verstärken, Professor. Wir haben alles erfahren, was uns der Leichnam der unglückseligen Verblichenen noch offenbaren kann.«
    »Unsinn«, entfuhr es mir. »Haben Sie die Wunde überhaupt auf ihre Tiefe und ihre Einstichstelle hin untersucht? Haben Sie Gewebeproben daraufhin untersuchen lassen, welche Substanz zur Präparation des Körpers verwendet wurde?«
    »Mrs. Emerson, bitte!« Mr. Gordon hatte sich mühsam erhoben. Sein Gesicht war nicht mehr schweinchenrosa, sondern von einer ungesunden Blässe. »Ich denke, es sollte mich nicht überraschen, solche Fragen aus Ihrem Munde zu hören, aber haben Sie denn überhaupt kein Mitgefühl mit dieser jungen Dame?« Er deutete auf Nefret.
    Mit ihren riesigen, unschuldigen blauen Augen strahlte sie ihn an. »Ich war während der Untersuchung der Leiche zugegen, Mr. Gordon. Sie sollten auch die Fingernägel überprüfen. Sie sind irgendwie lose, aber …«
    Mr. Gordon blieb nicht einmal mehr stehen, um sich anstandsgemäß zu verabschieden. Unzusammenhängend fluchend ergriff er die Flucht.
    »Hmhm«, sagte Emerson.
    »Hmhm, in der Tat«, stimmte ich ihm zu. »Wir müssen uns die Leiche noch einmal ansehen, Emerson.«
    Emerson stöhnte. »Peabody, ich kann diese Angelegenheit momentan nicht besprechen. Der Durchgang verläuft jetzt in nördlicher Richtung, er führt immer noch weiter nach unten, und die Luft wird zunehmend schlechter. Wie zum Teufel diese verfluchten Fledermäuse da hineingekommen sind, ist mir ein Rätsel, denn wir mußten uns immerhin durch drei Meter härtestes Gestein vorkämpfen, aber irgendwann müssen welche dagewesen ein, denn sie haben nicht nur jede Menge Mist dagelassen, sondern auch Hunderte von Skeletten.«
    Nach dem Mittagessen entschied sich Emerson dafür, mich und die Kinder fortzuschicken, da wir ohnehin nichts Sinnvolles leisteten. Ich wies ihn an, seine Handschuhe überzuziehen, obwohl mir völlig klar war, daß er sie, sobald er außer Sichtweite war, wieder ausziehen würde. Dann fragte ich Abdullah, ob er seine Uhr dabeihätte. Nickend zog er sie aus den Falten seines Gewandes. Es war eine große goldene Taschenuhr, in die sein Name in englisch und arabisch eingraviert war. Wir hatten sie ihm im letzten Jahr geschenkt, und er war sehr stolz darauf.
    »Gut«, sagte ich. »Sorg dafür, daß Emerson pünktlich um drei mit der Arbeit aufhört und nach Hause kommt.«
    Abdullah sah mich zweifelnd an. »Ich werde es versuchen, Sitt Hakim.«
    »Ich weiß.« Ich tätschelte seine Schulter. In Wirklichkeit war ich mir gar nicht einmal sicher, ob Abdullah überhaupt die Uhrzeit ablesen konnte; da ich ihn nicht verletzen wollte, hatte ich ihn nie danach gefragt. Er konnte die Zeit

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