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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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haben. Mir fiel ein, daß Ramses erzählt hatte, was es bedeutete, wenn man von einer Katze träumte. Ich las die Übersetzung allerdings nicht, weil ich die Anordnung der Seiten nicht durcheinanderbringen wollte.
    Die Bücher, die er mitgebracht hatte, stellten eine interessante philosophische Sammlung dar, die von einem beachtlichen Werk über ägyptische Verbformen bis hin zu einem erst kürzlich erschienenen Kriminalroman reichte. Ich wußte, daß Ramses für dieses Literaturgenre eine Schwäche hatte, war aber etwas überrascht, als ich hinter Wilkinsons Sitten und Gebräuche der alten Ägypter einige kleine Gedichtbändchen verborgen fand.
    Ich habe Gedichte immer schon als zu aufregend für jugendliche Gemüter empfunden. Diese hier waren noch schlimmer, denn sie waren in französisch, einer Sprache, die Ramses ebenso fließend beherrschte wie die meisten anderen. Nachdem ich mir die Sache überlegt hatte, legte ich sie wieder in ihr Versteck zurück. Er besaß, vermutete ich, noch schlimmere Schriftsteller als Baudelaire und Rostand.
    Diese Werke verbarg er wahrscheinlich unter seiner Matratze. Ich suchte nicht danach und öffnete auch nicht die Schubladen seiner Kommode. Er hatte jedenfalls keine Photos aufgestellt.
    Die Kinder waren schon eine ganze Weile unterwegs. Emerson badete, und ich spazierte ungeduldig über die Veranda, bis ich sie kommen sah.
    »Warum habt ihr so lange gebraucht?« fragte ich. »Entschuldigung, Mutter«, sagte Ramses und half Nefret abzusitzen. »Die Verspätung war mein Fehler.«
    »Das habe ich mir gedacht. Nun, beeilt euch und zieht euch um. Wir werden mit Cyrus zu Abend essen, damit er uns über sein Gespräch mit Mrs. Jones berichten kann, bevor die anderen eintreffen.«
    Cyrus schickte uns seine Kalesche, so daß Nefret und ich uns dem Anlaß entsprechend kleiden konnten. Da ich ihre Abneigung gegen steife, einengende Damengarderobe teilte, sorgte ich dafür, daß die meisten ihrer Kleider ohne Stangen und engsitzende Korsagen gearbeitet wurden, aber es hatte mich verflucht viel Zeit gekostet, eine Schneiderin zu finden, die so kreativ war, daß sie von den üblichen Vorgaben abwich. Nefrets schlanke, sportliche Figur benötigte kein Korsett, und nachdem ihr bei zwei Oberteilen die Ärmelnähte ausgerissen waren, weil sie zu heftig gestikuliert hatte, wurde mir klar, daß sie auch in diesem Bereich mehr Freiraum brauchte. Ihr zweitbestes Abendkleid war aus blaßgelber Seidenmusseline mit einem züchtigen Dekolleté. Ich trug wie üblich Scharlachrot, da das Emersons Lieblingsfarbe ist; und er ging sogar so weit, mir zu gestehen, daß sie mir gut zu Gesicht stand. Auf seinen eigenen Wunsch hin nahm Ramses neben dem Kutscher Platz, und dann setzten wir uns auf komfortabelste Weise mit Cyrus’ grauem Gespann in Bewegung.
    Ich kannte das Schloß so gut wie die Räume unseres eigenen Hauses, da wir schon unzählige Male bei Cyrus gewohnt hatten. Es war ein gutes Stück größer als unsere einfache Behausung, wie eine Festung verschanzt und mit allen modernen Unbequemlichkeiten ausgestattet – wie Emerson sich auszudrücken pflegte. Es stimmt, daß die Elektrizität, die Cyrus im vorangegangenen Jahr installiert hatte, wenig zuverlässig war, aber es gab auf jedem Zimmer Petroleumlampen, und während des Essens zog Cyrus Kerzenlicht ohnehin vor.
    Nachdem wir uns im sanften Schein der Kerzen, der sich auf den Kristallgläsern und dem Tafelsilber spiegelte, am Tisch versammelt hatten, begann Cyrus seinen Bericht.
    »Mr. Fraser war nicht besonders erbaut davon, daß ich ihm die Dame entführte. Er wollte wissen, warum wir nicht gemeinsam mit ihm und seiner Frau speisen wollten; fragte, wohin wir gingen und wann wir zurückkehren würden. Ich wartete jede Minute auf seine Frage, ob meine Absichten auch ehrenhaft seien.«
    »Ich bin sicher, daß Sie keinen falschen Eindruck erweckten, Cyrus«, sagte ich, »aber sind Sie sich auch sicher, daß Mr. Fraser nicht vielleicht – äh – eifersüchtig war?«
    »Ja, Ma’am«, erwiderte Cyrus spontan. »Zumindest nicht – äh – in dieser Form. Aber er will ihre Talente selbstverständlich mit niemandem teilen. Er glaubt, daß ihn sonst niemand zu seiner Prinzessin führen kann.«
    »Was, zum Teufel, glaubt er, mit ihr anstellen zu können, wenn er sie findet?« fragte Emerson.
    »Emerson, du hast eine so – so herbe Art, die Dinge darzulegen«, protestierte ich.
    »Die Frage war vollkommen harmlos gemeint, meine Liebe. Wenn du sie

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