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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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dann abspielte. Die Vorstellung entsprach ähnlich gearteten – das gedämpfte Licht, die gereichten Hände, die Trance, die Fragen und die gemurmelten Antworten –, außer daß Mrs. Jones viel besser war als die meisten ihrer Berufskollegen. Sie war eine exzellente Mimin. Die Stimme der Prinzessin war ganz anders als die ihre; sie klang jünger und unverbrauchter und hatte, wenn überhaupt, einen rührenden kleinen Akzent. (Obwohl ich zugeben muß, daß mir der Gedanke, wie ein alter Ägypter wohl Englisch gesprochen hat, schwerfiel.) Sie äußerte allerdings auch einige Wörter in dieser fremden Sprache. Hier war sie auf der sicheren Seite, da die alten Ägypter keine Vokale kannten und niemand genau weiß, wie die Betonung der Sprache vorgenommen wurde. Trotzdem gingen ihr die Konsonanten völlig korrekt über die Lippen, und ich bemerkte, wie Emerson überrascht seine Brauen hob, als sie eine Grußformel hinunterrasselte.
    Donald hatte etwas von einem Quälgeist. Unsere Gegenwart hatte seine Hoffnungen geschürt und seine Ungeduld verstärkt. Seine Forderungen nach Information wurden zunehmend impertinenter, und seine Frustration über die verständlicherweise unbestimmten Antworten immer augenscheinlicher. Er hielt meine linke Hand und drückte sie zeitweilig so fest, daß ich nicht übel Lust gehabt hätte, ihn zurechtzuweisen und Mrs. Jones dazu aufzufordern, endlich zum Kern der Sache vorzustoßen. Sie beherrschte ihre Show und wußte die Gefühle ihrer Zuschauer mit exakter Genauigkeit zu kalkulieren. Als Donald kurz vor einem tätlichen Ausbruch stand, erschien es ihr ratsam, die Nachricht zu überbringen. »Ich verde zu dir kommen«, murmelte die süße, weiche Stimme. »Such mich nicht in die vertrockneten Täler, dort bin ich nicht. Ich verde hierherkommen, und du virst mich mit die eigenen Augen sehen. Ich verde dich begrüßen und dir sagen, was du mußt tun.«
    Nun, an diesem Punkt mußten wir die Vorstellung beenden. Donald durchbrach den Kreis, sprang auf und rannte zu Mrs. Jones. Emerson, der sich innerlich vor unterdrücktem Lachen schüttelte, war gerade noch schnell genug, um ihn aufzuhalten.
    »Sie wissen doch, wie gefährlich es für das Medium ist, wenn die Trance unterbrochen wird«, sagte er streng, packte Donald mit festem Griff und setzte ihn wieder auf seinen Stuhl. »Peabody, was ist mit ihr?«
    »Sie kommt wieder zu sich«, sagte ich über Mrs. Jones gebeugt, die vor sich hin murmelte und stöhnte. Von den anderen unbemerkt, öffnete sie ihre Augen und zwinkerte mir zu.
    Dann wurde das elektrische Licht eingeschaltet, und die Beteiligten fingen an, sich wieder im Zimmer zu bewegen. Donald kauerte immer noch auf seinem Stuhl. Er hielt den Kopf wie im stillen Gebet gesenkt. Unter dem Vorwand, ihren Puls fühlen zu wollen, griff ich nach der Hand von Mrs. Jones und flüsterte: »Meinen Sie, daß mit ihm alles in Ordnung ist? Er scheint ziemlich benommen zu sein.«
    Plötzlich sprang Donald auf. Mrs. Jones wich zurück, als er sich ihr näherte, und ich riß mich zusammen; aber unsere Sorge war unbegründet. Mit vor Begeisterung strahlendem Gesicht fiel Donald andächtig auf ein Knie. »Ist es wahr?« rief er in abgehacktem Tonfall. »Sie kann sich nicht an das erinnern, was sie gesagt hat«, meinte ich schnell. »Aber ja, Donald, ich habe es auch gehört. Wir alle haben es gehört.«
    Mrs. Jones warf mir einen dankbaren Blick zu. »Was?« murmelte sie und faßte sich mit ihrer feingliedrigen Hand an die Braue. »Was ist geschehen?«
    »Sie kommt zu mir.« Donald griff nach ihrer anderen Hand und führte sie an seine Lippen. »Sie wird leibhaftig zu mir kommen! Wann? Ich kann nicht mehr lange warten.«
    »Lassen Sie sie allein, Donald«, wies ich ihn an. »Sie braucht Zeit, um sich zu erholen. Ein Glas Wein vielleicht, Mrs. Jones?«
    Emerson brachte den Wein und blieb stehen, während ich Mrs. Jones die letzte Ausarbeitung unseres Plans mitteilte. Daß Donald uns belauschte, war unwahrscheinlich; trunken vor Glück hatte er sich zu Ramses und David gesellt und sang aus vollem Halse.
    »Oh, hervorragend überlegt«, murmelte Mrs. Jones, nachdem ich mit meinen Erklärungen geendet hatte. »Wenn Sie sie davon überzeugen können, ist das die einleuchtende Lösung. Wie schnell können wir es hinter uns bringen? Meine Nerven halten das hier nicht mehr lange aus.«
    »Trotzdem scheinen Sie mir ein ganz ausgekochte Vertreterin zu sein, wie sich unser Freund Vandergelt ausdrücken würde«,

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