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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Schauspiel. Aber noch beeindruckender war das schimmernde Mondlicht auf dem dunklen Wasser. Es war fast Vollmond, und umgeben von glitzernden Sternen erhob er sich feierlich am Himmel. Wir saßen schweigend da, jeder war mit seinen Gedanken beschäftigt. Meine waren jedoch zumindest nicht der Schönheit der Nacht angemessen. Selbst der warme Händedruck Emersons, der mich unter meinem Überwurf festhielt, konnte mich nicht trösten.
    Es lag nicht daran, daß ich mir Vorwürfe machte, weil ich dem Vorfall im Tempel von Luxor nicht genügend Bedeutung beigemessen hatte. Ich hatte mich daran gewöhnt, daß Menschen Gegenstände auf Ramses warfen oder fallen ließen. Normalerweise hatten sie allerdings ihre Gründe dafür, und ich hatte dieser Frage nicht genug Beachtung geschenkt. Was führte Ramses diesmal wieder im Schilde? Hatte ich meine Pflichten als Mutter vernachlässigt, weil ich mich einem alten Freund verpflichtet fühlte? Ich hatte auch David gegenüber Verpflichtungen, der stets an Ramses’ Seite weilte, diesem half und ihn bei seinen heimlichen Vorhaben unterstützte, obwohl er doch ebenso verletzlich war.
    Nach reiflicher Überlegung der Sachlage entschied ich, daß mich keine Schuld traf – bislang jedenfalls nicht. Die Fraser-Sache war ein Präzedenzfall. Und zum jetzigen Zeitpunkt konnte man unmöglich mit Bestimmtheit sagen, ob sie nicht in Verbindung mit den anderen geheimnisumwitterten Vorfällen stand. Mrs. Jones war ein Rätsel. Sie war vielleicht genau das, was sie vorgab zu sein – eine skrupellose Anbieterin zweifelhafter Talente, die ihr allerdings über den Kopf gewachsen waren –, und deshalb wollte sie sich nur noch der Sache entziehen, ohne dafür unliebsame Konsequenzen tragen zu müssen. Ihre vermeintliche Sorge um Donalds physische und psychische Gesundheit hatte Cyrus beeindruckt, aber er war grundsätzlich für weibliche Argumente empfänglich. Mich hatte sie nicht überzeugt.
    War sie insgeheim an der Bellingham-Sache beteiligt? Emerson hatte meine Theorie verspottet, aber er hatte kein Argument vorgebracht, das das Gegenteil bewies. Donald war auf der Bildfläche erschienen, als wir die Mumie entfernten – das war eine Tatsache. Mrs. Jones hatte vielleicht, genau wie sie es behauptet hatte, versucht, ihn davon abzuhalten, sie könnte ihm die Idee aber unterschwellig sogar vermittelt haben.
    Ein weiteres (mögliches) Motiv für ihre (hypothetischen) Vorgehensweisen kam mir in den Sinn. Was wäre denn, wenn sie in irgendeiner Form mit Dutton Scudder in Beziehung stünde? Was, wenn sie seine Mutter, Tante, ältere Schwester, Cousine, Geliebte … Nun, das war eher unwahrscheinlich. Allerdings waren schon merkwürdigere Dinge passiert. Wir wußten außer dem, was sie uns selbst erzählt hatte, nichts über Mrs. Jones’ Hintergrund.
    Ich konnte mir nicht vorstellen, warum sie Ramses loswerden wollte, aber dann blieb das Motiv hinter dem Vorfall in den Tempelanlagen von Luxor weiterhin unklar. Wieso hatte überhaupt irgendeiner der Beteiligten ein Interesse daran, Ramses loszuwerden? Ich war doch zu vorschnell gewesen, als ich annahm, daß nur ein Mann die große Granitbüste bewegen konnte. Mrs. Jones war eine kräftige, gesunde Frau. Ansonsten hätte sie auch nicht mit Donald diese Odyssee durch die westlichen Täler durchgehalten. Eine schlaue Frau würde natürlich über ihren Sonnenbrand und ihre aufgesprungenen Hände jammern, um mich in die Irre zu führen.
    Deshalb beobachtete ich die Dame mit erneutem Interesse, als sie uns in ihren Salon bat. Ihr erster Eindruck hatte mich in die Irre geleitet. Sie war jünger, als es ihr graumeliertes Haar vorgab. (Also dann doch nicht Scudders Mutter? Sie hatte vielleicht jung geheiratet – mit Sicherheit einen Amerikaner.)
    Ich hatte leichte Schwierigkeiten, meine Aufmerksamkeit von diesen faszinierenden Theorien auf die Vorbereitungen für die Séance zu lenken. Sie entsprachen in bewundernswürdiger Weise ihrem und meinem Anspruch. Der Raum war groß und weitläufig, mit hohen Fenstern, die auf einen kleinen Balkon hinausführten, und einer Tür, die in ihr Schlafzimmer führte. Ein Tisch war mitten in den Raum geschoben worden, um den ringsherum Stühle arrangiert waren. Schwere dunkle Vorhänge hingen vor den Fenstern, und das unpassende helle elektrische Licht war durch den sanften Schein von Öllampen ersetzt worden.
    Es würde meine und Ihre Geduld auf die Probe stellen, werter Leser, wenn ich detailliert beschriebe, was sich

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